Starke Frauen über ihren Weg zum Erfolg: Heute spricht die Unternehmerin Marli Hoppe-Ritter über ihre Schokoladenfabrik, Leidenschaft für moderne Kunst und die soziale Verantwortung einer Kapitalistin.

Reportage: Frank Buchmeier (buc)
Stuttgart - Ein-, zweimal wöchentlich fährt Marli Hoppe-Ritter, 64, von ihrem Wohnort Schwetzingen in ihren Heimatort Waldenbuch. Als Beiratschefin der Firma Ritter Sport nimmt sie an Besprechungen teil oder schaut in ihrem Kunstmuseum nach dem Rechten. Während des Gesprächs verspeist sie ein kleines Schokoladenquadrat – Marzipan scheint ihr besonders zu schmecken.
Vor 100 Jahren haben Alfred und Clara Ritter, geborene Göttle, geheiratet. Dieses Datum markiert den Beginn Ihres Familienunternehmens. Welche Erinnerungen verbinden Sie mit Ihren Großeltern?
Meine Großmutter habe ich noch sehr intensiv erlebt, sie ist gestorben, als ich elf war. Genau hier, wo jetzt das Verwaltungsgebäude ist, stand mein Elternhaus. Nebenan wohnte meine Oma. Sie hatte ein Lädle, in dem sie die Ritter-Schokolade verkaufte. Dort war ich jeden Nachmittag und habe geholfen. Damals kamen zu dem Direktverkauf natürlich keine Busse, sondern nur einzelne Waldenbucher und Kioskbesitzer aus der Umgebung. Meine Oma stand bis zu ihrem Tod in dem Lädle. Einmal wurde sie von ihrem Arzt zur Kur geschickt, die hat sie nach ein paar Tagen abgebrochen, weil sie es ohne ihre Arbeit nicht aushielt.

Die Firma wurde aber nicht nach der fleißigen Clara, sondern nur nach Alfred Ritter benannt.
Wie das halt zu diesen männlich dominierten Zeiten war . . . Bis zur Heirat war mein Opa Konditor, während meine Oma zwei Süßwarengeschäfte in Bad Cannstatt besaß. Die beiden Läden wurden nach der Hochzeit auf ihn übertragen, offiziell gehörte meiner Großmutter gar nichts mehr. Aber den Grundstein für den späteren großen Erfolg legte sie: 1932 hatte meine Großmutter die Idee, Schokolade so zu formen, dass sie in jede Jackentasche passt und nicht so schnell schmilzt und so leicht bricht wie eine Langtafel. So entstand das Quadrat, das Ritter Sport berühmt gemacht hat.

In der Firmenchronik schreiben Sie: „Glückliche Zeiten, in denen Fabrikation und Einzelhandel in harmonischer Eintracht zusammenarbeiteten.“ Führt der Mittelständler Ritter heutzutage mit den Handelsriesen einen zermürbenden Kampf?
Es ist ein hartes Geschäft, ja. Zwei Drittel von unserem inländischen Absatz fließen in fünf große Handelsketten. Umgekehrt machen wir in deren Lieferantenportfolios null Komma null sonst was Prozent aus. Die Kräfteverhältnisse sind klar.