Ein recht grausliges Virus hat sich Fredrik T. Olsson für seinen Thriller „Der Code“ ausgedacht. Und auch sonst geht er schwer in die Vollen. Allerdings ist die Spannung gerade in Zeiten von Ebola das eine – und die etwas schablonenhafte Figurenzeichnung das andere.

Lokales: Hans Jörg Wangner (hwe)

Stuttgart - Es beginnt mit einem Jucken. Mit Unwohlsein. Die Leute kratzen sich. Sie kratzen sich die Haut vom Leib. Alles wird blutig. Und dann geht es ganz schnell. Exitus. Und wer mit dem Befallenen auch nur kurz in Kontakt gekommen ist, wird in Kürze sein Schicksal teilen. Alter Schwede: Ein recht grausliges Virus hat sich Fredrik T. Olsson für seinen Thriller „Der Code“ ausgedacht. Und auch sonst geht er schwer in die Vollen.

 

Hauptpersonen sind der emeritierte Geheimdienstler und Kryptologe William Sandberg und die Sumerologin Janine Haynes. Die beiden werden mit mehr oder weniger sanfter Gewalt von Schlapphüten entführt und sollen in einem absurd großen Schloss irgendwo in den Alpen verschlüsselten Informationen einen Sinn geben.

Unheil aus der DNA

Von ihren direkten Gegenübern, zwei Generälen, erfahren sie anfangs noch nicht einmal das Notwendigste. Doch immer klarer wird ihnen, dass es um eine ganz große Sache geht: das Schicksal der Menschheit steht auf dem Spiel, ein unheimliches Virus (siehe oben) bedroht den Fortbestand der ganzen Spezies. Und angelegt ist das ganze Unheil ausgerechnet in der menschlichen DNA, die laut Buch seit 50 Jahren komplett entschlüsselt sei und die Informationen über die ganzen Menschheitskatastrophen von der Pest über den Atombombenabwurf bis hin zum Ende von „Wetten, dass . . .?“ enthält.

Doch der geheimdienstlich erfahrene, dafür etwas in die Jahre gekommene Sandberg und seine durchtrainierte, dafür in mancher Hinsicht unbeleckte Gefährtin geben nicht auf und führen einen Kampf gegen das Aussichtslose. Da stürzt schon mal ein Jumbo auf Amsterdam, weil der Pilot an seinem Arbeitsplatz dem Virus erliegt. Und da setzt das Militär einen Bomber ein, um ein Krankenhaus voller Infizierter in die Luft zu jagen.

Gedrucktes Popcornkino

Man muss das Genre – geheimnisvolle Botschaft aus Urzeiten, technisch-militärischer Kampf gegen deren Folgen – mögen, um das Buch so recht zu genießen. Und ganz bestimmt haben die 517 Seiten einen gewissen Unterhaltungswert. Aber spätestens beim Blick auf die durchweg schablonenhaften Figuren wird klar, was „Der Code“ eigentlich ist: gedrucktes Popcornkino. Eine Feststellung. Kein Vorwurf.

Fredrik T. Olsson: „Der Code“. Thriller. Aus dem Schwedischen von Ursel Allenstein. Piper Verlag, München 2014. 528 Seiten, 16,99 Euro. Auch als E-Book, 12,99 Euro; als Hörbuch-Downlaod, 12,99 Euro; und als Audio-CD, 19,99 Euro.