Viele Menschen haben über die große Hitze der vergangenen Wochen geklagt. Bei den Betreibern der Freibäder in den nördlichen Stadtbezirken herrscht hingegen eitel Sonnenschein, zahlreiche Badegäste spülen viel Geld in die Kassen.

Stuttgarter Norden - So muss der Sommer sein! Trocken und warm, richtig warm über eine längere Zeit. Und wenn es sogar ein richtig heißer Sommer wird, dann ist das perfekt. Jedenfalls für die Freibäder. Entsprechend prächtig ist die aktuelle Saison in diesem Hitzesommer für die vier Freibäder im Stuttgarter Norden, die am zweiten Septemberwochenende die Pforten wieder schließen, schon jetzt gelaufen.

 

Fast ein wenig euphorisch klingt da Vanessa Kaps. Kein Wunder, denn für sie war die „Super-Saison“ zugleich ein Bilderbuchstart in ihren neuen Job als Betriebsleiterin, den sie im Bädle des SSV Zuffenhausen im Mai angetreten hatte. Mehr als 63 000 Besucher haben das Freibad auf der Schlotwiese zwei Wochen vor Saisonende schon besucht, was laut Kaps „echt viel ist für ein Freibad dieser Größe“. Aufgefallen ist ihr nicht zuletzt, „dass viele Familien mit Kindern“ das Bädle als Sommerattraktion nutzen. Für diese Klientel wurde dieses Jahr auch der Spielplatz mit weiteren Spielgeräten angereichert: „Zum Klettern und Balancieren für Kinder ab drei Jahren.“ Innovation gab es aber auch auf der Kostenseite: „Mit dem neuen Deckendach, das wir nachts übers Becken ziehen, haben wir weniger Wärmeverlust beim Wasser. Das spart Betriebskosten“, betont Kaps. Ein weiteres Plus also für diesen „sehr schönen Freibad-Sommer“, den die Bädle-Chefin resümiert.

Gleichauf mit dem Hitzerekord-Sommer von 2003, als der Athletik-Sportverein Botnang sein Freibad in der Furtwänglerstraße eröffnet hatte, ist der Andrang beim „ASV-Quell“ in dieser Saison. Wobei nach Einschätzung der Freibadverwaltung auch der Beiname eine Rolle zu spielen scheint: Das Bad speist sich ausschließlich aus einer nahen, am Fuß des Kräherwaldes befindlichen Naturquelle, weshalb hier besonders wenig Chlor-Zusatz im Wasser nötig ist: „Unsere Besucher loben immer wieder ausdrücklich die tolle Qualität des Wassers“, heißt es beim ASV. Auffällig sei auch, dass im ASV-Quell viele neue Besucher dem Freibadspaß gefrönt haben, nicht zuletzt „junge Mütter mit ihren Kindern“. Genau richtig kam so die neue große Schaukel. Und die 23 Meter lange Wasserrutsche ist sowieso eine Attraktion. An den besten Tagen zog es so bis zu 700 Besucher in das Botnanger Bad.

Der Stadtbezirk ist eh ein Eldorado für Freibad-Fans, denn ebenfalls an der Furtwängler Straße betreibt auch der MTV Stuttgart sein saisonales Bad für den Sommer. Laut Peter Kolb, dem Geschäftsführer Technische Betriebe des MTV, ist es zwar „schwierig, genaue Zahlen zu nennen“, denn nachmittags haben Vereinsmitglieder freien Eintritt und werden nicht gezählt. Eines aber ist klar: „Wir sind mit diesem Sommer sehr zufrieden.“

Beim MTV freut man sich über die beste Saison seit zehn Jahren

Das wirkt fast wie ein Understatement, denn ab Mitte Juni war der Andrang so groß, dass für den Betrieb ein zweiter Bademeister nötig war, was die Kosten steigen lässt. Kolb macht aber deutlich: „Jedes Freibad macht Defizit, das geht gar nicht anders.“ Dass die Stadt mit Zuschüssen hilft, das sei aber auch gerechtfertigt: „Hier lernen Kinder das Schwimmen, ein zunehmend wichtiges Thema.“ Wäre der Eintrittspreis kostendeckend, müssten bei Kinder 8.50, bei Erwachsenen zwölf Euro verlangt werden: „Dann aber kommt kaum noch jemand.“ So aber kann Kolb eine Zunahme der Besucherzahlen von „15 bis 20 Prozent“ konstatieren. Kurzum: „Der diesjährige Freibad-Sommer ist beim MTV die beste Saison der vergangenen zehn Jahre.“

Eine Dreiviertelmillion Besucher haben die fünf städtischen Freibäder bisher gezählt, was im Vergleich zum Vorjahr schon jetzt ein Plus von 25 Prozent macht, wie der Pressesprecher Jens Böhm sagt. Das Höhenfreibad auf dem Killesberg aber setzt noch eins drauf: mit einer Steigerung um 38 Prozent! Damit haben dieses Jahr zwei Wochen vor Saisonschluss bereits knapp 160 000 Besucher das Höhenfreibad genutzt. An den besten Tagen haben sich so mehr als 5000 Badende über die weitläufige Anlage verteilt. Für Verteilung sorgen aber auch „die langen Öffnungszeiten“, sagt Böhm: „Die ersten Frühschwimmer sind schon Punkt 7 Uhr da, ziehen ihre Runden und pflegen ihre Rituale. Und bis 20.30 Uhr kommen dann auch noch die Feierabend-Schwimmer zum Zug.“ Im Übrigen kämen beide Gruppen auch, „wenn mal ein paar Wolken am Himmel stehen“

Vom generellen Problem des Mangels an Schwimmmeistern war das Höhenfreibad übrigens nicht unmittelbar betroffen: „Wir konnten den starken Besuch problemlos stemmen, weil die Mitarbeiter auf Urlaub verzichtet und Überstunden geleistet haben. Das muss man auch einmal hervorheben.“ Der Saisonschluss, der für den 9. September geplant ist, könnte übrigens noch ein bisschen verlängert werden: Gesetzt den Fall, dass der Sommer selbst noch ein bisschen Überstunden macht. Am besten mit einem stabilen Hoch.