Heike Makatsch ermittelt als Kommissarin in Freiburg im Hartz-IV-Milieu. In dem Moloch aus sozialem Elend und windigen Geschäften weiß sie sich gut zu behaupten.

Freibur - An deftigen Sprüchen und derben Typen mangelt es im „Tatort – Fünf Minuten Himmel“ (Regie: Katrin Gebbe) aus Freiburg nicht. Abseits des grünen Öko-Idylls führt sich die schwangere Hauptkommissarin Ellen Berlinger – nach 15 Jahren Aufenthalt beim BKA in London – in den Kollegenkreis in ihrer Heimat ein. Vom Spurensicherer kassiert sie am Tatort im Jobcenter direkt einen blöden Spruch: „Dürfen Sie überhaupt noch arbeiten, oder haben Sie einen Ball verschluckt?“

 

Mit chauvinistischem Flair am Arbeitsplatz kann Berlinger umgehen, sie ist auch nicht auf den Mund gefallen. Wie nebenbei entlarvt sie den vermeintlichen Suizid im Jobcenter als Mord. Die Spuren führen in ein Milieu aus Hartz-IV-Randexistenzen, bestechlichen Jobcenter-Mitarbeitern und zwielichtigen Immobilien-Haien. Die neue Kommissarin laviert sich souverän durch diesen Moloch.

Heike Makatsch mimt die Chefermittlerin unter Männern in ihrer kühlen Unnahbarkeit überzeugend. Angreifbar ist sie hingegen im privaten Umfeld. Sie hat ihre 15-jährige Tochter kurz nach deren Geburt bei ihrer Mutter gelassen, um nach London zu gehen. Der Erzählstrang der Wiederannäherung an Niina (Emilia Bernsdorf) und Berlingers Mutter (Angela Winkler) dockt im Laufe der teils zähen Ermittlungen an den zweiten Erzählstrang an: die gefährlichen Ohnmachtsspiele der Jugendlichen im Dunstkreis der Verdächtigen.

Auch Niina hat Kontakt zu den derben Gören, die vom Leben nicht viel erwarten als den nächsten Kick vom „Bio-Kiffen“, wie sie das Spiel bezeichnen (besonders überzeugend in ihrer diabolischen Derbheit: Jochanah Mahnke als Ruth Winterer). Dass die Täterin am Ende aus diesen Reihen kommt, ist gleichermaßen überraschend wie logisch. Tatort: Fünf Minuten Himmel (ARD)