Der nötige Umzug der Freien Aktiven Schule Stuttgart hat viel Staub aufgewirbelt. Und es geht weiter. Eine Mehrheit für den von der Stadt gewünschten Standort gibt es nicht. Dafür gibt es nun neue Ideen.

Degerloch/Heumaden - Unerwartete Wende bei der Standortsuche für die Freie Aktive Schule (FAS). Für den von der Verwaltung vorgeschlagenen Umzug der Degerlocher Einrichtung auf die Wiese an der Bernsteinstraße in Heumaden hat sich in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik keine politische Mehrheit abgezeichnet. Stattdessen haben die Fraktionen nun zwei andere Grundstücke in Heumaden im Blick: zum einen jenen Acker im Gebiet Schwellenäcker zwischen Klara-Neuburger-Straße und Hundesportplatz, der bis vor Kurzem für einen GSG-Neubau im Gespräch gewesen war, zudem die Wiese neben den Flüchtlingsunterkünften. Beide liegen wenig voneinander entfernt an der Kirchheimer Straße.

 

Hintergrund: Ende Juli hatten mehrere Fraktionen einen Antrag zur Aktivierung von Wohnbaupotenzialen gestellt. Dabei war es auch um eine Analyse der Schwellenäcker gegangen und die Frage, ob dort die FAS, Wohnhäuser oder auch ein Pflegeheim denkbar wären. Ergebnis der Stadtplanerin Susanne Frucht: wären sie. Neue Aussichten, die die meisten Ausschussmitglieder sofort interessant fanden, zumal sich in einer Präsentation deutlich zeigte, dass die so oft zitierte Grünzäsur, die die Stadtverwaltung im Bezirk freihalten will, durch eine Bebauung nicht tangiert würde. Trotz des erneuten Werbens von Baubürgermeister Peter Pätzold und Susanne Frucht, dass bei einer kompakten Bauweise auf der Bernsteinwiese Spielflächen und Baumbestand geschont würden und dass dies wegen des bestehenden Baurechts „die schnellste Lösung“, so Pätzold, wäre, wird sich für den Standort wohl keine Mehrheit mehr finden.

Der Standort wurde heftig kritisiert

Zuvor hatte die Grünen-Betreuungsstadträtin Beate Schiener abermals ihre Argumente für eine komprimierte Bebauung an der Bernsteinstraße dargelegt – auch, weil sie zuletzt von Projektgegnern stark kritisiert worden war. „Verständlich, wer möchte schon Gebäude haben, wenn er jahrelang die freie Aussicht genießen konnte“, sagte sie und stellte klar: „Wir wollen den Spiel- und Bolzplatz erhalten.“ Vielmehr würde das „Kinderparadies“ in ihren Augen durch die FAS und eine Kita, wie sie die Stadt bauen will, gut ergänzt.

Der CDU-Betreuungsstadtrat Carl-Christian Vetter favorisiert die FAS an der Stelle zwar nicht, stellte aber klar, dass sich die Anwohner auf kurz oder lang mit Veränderungen anfreunden werden müssen. „Dass die Grünfläche für jedwede Bebauung ausgeschlossen ist, möchte ich ausschließen.“

Mehr Wohnungen für Stuttgart-Sillenbuch?

Die Freien Wähler im Gemeinderat hatten zwar kurzfristig zwei weitere stadteigene Freiflächen nördlich des Gebiets Hohe Eiche, wo die FAS aktuell sitzt, ins Spiel gebracht, nach der Debatte um die Grundstücke an der Kirchheimer Straße sagte Jürgen Zeeb aber: „Man muss abwägen, ob der Acker nicht viel mehr hergibt, bevor wir uns auf das Eckle an der Bernsteinstraße fokussieren.“ Luigi Pantisano (SÖS/Linke-plus) und Ralph Schertlen (Stadtisten) wiederum wäre es sowieso am liebsten, wenn die FAS an Ort und Stelle in Degerloch bliebe. „Das geht, wir ändern ständig Bebauungspläne“, sagte Pantisano vor dem Hintergrund, dass das Gebiet Hohe Eiche für sportliche Zwecke reserviert ist.

Das Ende vom Lied: In zwei Wochen soll das Thema wieder im Ausschuss für Umwelt und Technik aufgerufen werden. Bis dahin wollen sich die Stadträte Gedanken darüber machen, wie sie sich zu den neuen Optionen für die Freie Aktive Schule positionieren werden – und grundsätzlich zum Thema Wohnungsbau an der Kirchheimer Straße.