Die Billigung des europäisch-kanadischen Freihandels-Abkommens Ceta durch die Europäische Union ist handels- und geopolitisch wichtig, kommentiert StZ-Chefredakteur Joachim Dorfs.

Chefredaktion: Joachim Dorfs (jd)

Stuttgart - Der Protest gegen das europäisch-kanadische Freihandelsabkommen Ceta war schon vor einigen Monaten überhöht. Aktivisten malten bei Demonstrationen gegen den Vertrag, der von überschaubarer wirtschaftlicher Bedeutung ist, den Teufel an die Wand, die belgische Region Wallonie provozierte einen Eklat in letzter Sekunde. Nun, vier Wochen nach dem Amtsantritt von Donald Trump als US-Präsident, wirkt dieser Widerstand wie aus der Zeit gefallen.

 

Mit Kanada ist derzeit viel mehr möglich als mit dem südlichen Nachbarn

Zum einen, weil Ceta immer als kleiner Bruder des ungleich wichtigeren Handelsabkommens TTIP zwischen der EU und den USA galt. Da auf beiden Seiten des Atlantiks niemand mehr an einen Abschluss von TTIP glaubt, läuft der Protest gegen Ceta ein Stück weit ins Leere. Viel wichtiger ist aber: Wenn Europa noch nicht einmal mit Kanada Abkommen schließen kann, mit wem sonst wollen die hiesigen Staaten eigentlich Handel treiben und Einfluss auf die Weltpolitik nehmen. Der Beschluss des EU-Parlaments für Ceta ist ein Beschluss für Kooperation, regelgebundenes internationales Handeln und ein Brückenschlag über den Atlantik. Dies alles ist mit Kanada derzeit viel eher möglich als mit dem südlichen Nachbarn. Wenn Grüne, Linke und AfD dem Abkommen auch jetzt noch ihre Zustimmung verweigern, ignorieren sie die veränderte Weltlage.