Weil zu wenig Zuschauer kamen, wird bei den Machern der Freilichtspiele das Geld knapp. Rund 10 000 Euro fehlen in der Kasse – trotzdem soll es 2020 weitergehen.

Adelberg - Es ist wirklich dramatisch“, sagt die Adelberger Bürgermeisterin Carmen Marquardt und meint damit nicht das Bühnenspektakel der Freilichtspiele, sondern das, was sich zuletzt auf den Rängen abgespielt hat – vielmehr nicht abgespielt hat. Statt 2300 oder 2400 Besucher wie in den Vorjahren kamen in diesem Jahr nur halb so viele zahlende Gäste in den Klosterpark.

 

Halb leere Ränge sogar beim Auftritt von Max Mutzke

Max Mutzke, der deutsche Swingsänger Nummer eins, trat im Rahmen seiner ansonsten nahezu ausverkauften Deutschland-Tournee mit seiner eigenen Band ausgerechnet in Adelberg, wo er oft und gerne zu Gast ist, vor nur lückenhaft gefüllten Reihen auf. In den Jahren zuvor waren seine Konzerte mit der Lumberjack Bigband immer ausverkauft. Auch die Formation Canadian Brass spielt ansonsten eher in ausverkauften Häusern als vor halb leeren Rängen.

„Es kamen definitiv zu wenig Zuschauer – und wir können gar nicht sagen, woran es lag“, meint Marquardt, die als Vorsitzende des Kulturvereins bei der Planung die Zügel in der Hand hält. Der Verein habe in diesem Jahr sogar noch mehr in Werbung investiert, zwischen 8000 und 10 000 Euro. „Wir haben Fernseh- und Radiospots geschaltet, in Printmedien geworben und an 40 000 Haushalte Flyer verteilt“, berichtet sie.

Die Remstalgartenschau hat Konkurrenz beschert

Dennoch sei bereits der Vorverkauf schleppend gelaufen. Statt 300 oder 400 Karten für manche Veranstaltung seien zum Beispiel für Max Mutzke nur rund 250 Karten vorab verkauft worden. Erst nachdem die Lokalpresse vor der letzten Veranstaltung die vorläufig verheerende Zuschauerbilanz veröffentlicht hatte, kamen an der Abendkasse noch viele Tickets hinzu. „Da wurde uns auch bestätigt, dass die Leute das Konzept mit vielen musikalischen Acts grundsätzlich super finden“, sagt Carmen Marquardt.

Auch am Wetter habe es nicht gelegen. „Wir haben alle Acts durchführen können und mussten nicht ein einziges Mal ausweichen“, berichtet Marquardt. Sie vermutet, dass die Konkurrenz diesmal den Adelberger Freilichtspielen zugesetzt habe, im Wesentlichen die Gartenschau im Remstal. Dort gebe es viele Veranstaltungen mit mehr als günstigen Eintrittspreisen. So habe man das Konzert der Band Wendrsonn dort mit einem Tagesticket für vier Euro besuchen können.

Dem Verein fehlen rund 10 000 Euro

Adelberg verlangte den üblichen Preis von mehr als 20 Euro an der Abendkasse. „Mit solcher Konkurrenz können wir einfach nicht mithalten“, sagt die Bürgermeisterin, wobei das Konzert der Schwabenrocker am Ende neben der Aufführung „Don Camillo und Peppone“ von der Badischen Landesbühne der am besten besuchte Abend in diesem Jahr war. Ausverkauft war es dennoch nicht.

Nun fehlen dem Verein nach ersten Schätzungen rund 10 000 Euro. Dies sei zwar noch aufzufangen, aber munter weiterplanen wie bisher könne man danach nicht mehr. „Manche Veranstaltungen kosten uns mit den Gagen, Gema-Gebühren, der Technik und Miete für das Ausweichquartier weit mehr als 10 000 Euro“, erklärt die Vereinsvorsitzende.

Die Suche nach Geldgebern hat längst begonnen

Zwar plane sie bereits das Programm für das kommende Jahr, unter anderem wieder mit der Lumberjack Bigband, Max Mutzke und Special Guests. Bevor aber Verträge unterschrieben würden, müssten weitere Geldgeber aufgetan werden. Sie wolle den Gemeinderat entscheiden lassen, ob die Kommune einen Zuschuss gewähre. Auch beim Landkreis hat sie schon angefragt. Weitere Sponsoren sollen ebenfalls aufgetan werden.

„Es wäre jammerschade, wenn die Freilichtspiele am Geld scheitern würden. Wir haben zurzeit eine tolle motivierte Helfertruppe beisammen, und auch jüngere Leute sind im Verein aktiv. Nachwuchssorgen haben wir jedenfalls nicht“ – da immerhin ist Marquardt zuversichtlich. Bis Oktober soll der neue finanzielle Rahmen stehen. „Dann ist auch genügend Zeit, die Freilichtspiele 2020 vorzubereiten.“