Ein melancholisches Spiel von Liebe und Zufall, wo praller Witz den Taumel der Identitäten begleitet: So inszenierte Marcel Keller Shakeapeares „Was ihr wollt“ auf der Esslinger Maille.

Esslingen - Auch wenn Musik der Liebe Nahrung ist, braucht dieser Herzog Orsino noch einen anderen Stoff, aus dem seine unerfüllten Träume, also seine Alpträume sind. In Marcel Kellers Regie zieht er ein paar gehörige Straßen Koks vor lauter Seelenpein: ein Liebestollwüter, aber melancholisch verhangen, selbstzerstörerisch statt rabiat; einer, dem ein Silberkreuz auf der blanken tätowierten Brust baumelt, dazu Schmachtblick mit unterlaufenen Augen, ein rettungsloser Sehnsüchtling der ewigen Kurt-Cobain-Posen. Eingangs intoniert Felix Jeiters junger Leidensmann im lockigen Haar Oliver Krämers Liebesleidsong „Mistress mine“ (für alle Fälle im Programmblatt auch mit genderneutraler Textierung abgedruckt), rockt den Frust aus sich raus, leicht grungig und begleitet von schräger Combo à la „Kleine Tierschau“, wo die rosa getönte Brille und der grau wallende Umhängebart zum Einsatz kommen.