Der Stuttgarter Süden hat von allen Innenstadtbezirken die geringste Fläche pro Kopf für Sport und Bewegung. Jetzt kriegt er aber einen temporären Pumptrack auf dem Südheimer Platz, der sich während der Pandemie zu einer Art Sport-Campus entwickelt hat.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-Süd - Akrobatische Tänzer mit Gettoblastern, Roller, Räder, Boards: Wenn es nicht gerade Katzen hagelt, ist auf dem Südheimer Platz Bewegung. Das weitläufige Areal gehört zu den Profiteuren der Pandemie. Seitdem die Sportvereine ihren Betrieb einstellen und die Fitnessstudios schließen mussten, zog es immer mehr Menschen an diesen Ort am südlichen Ende der Stadt. Die Skateanlage aber vor allem der Calisthenics-Parcours entlang der Böblinger Straße locken besonders junge Leute, die trotzdem Sport treiben wollen.

 

Die Calisthenics-Trainingsfläche mit ihren Geräten ist vor knapp fünf Jahren angelegt worden. Barren, Klimmzugstangen und Flächen für Liegestütze, Bauch- und Armtrainings haben sich von Anfang an großer Beliebtheit erfreut. „Aber jetzt erlebt der Platz einen regelrechten Boost“, sagte die Grünenbezirksrätin Christa Niemeier in der jüngsten Sitzung. In ihren Augen dürfte dort ruhig noch mehr geboten werden.

Ein Rundkurs für alle

Und genau das ist der Plan: Die Stadt möchte am südlichen Ende des Platzes von Frühsommer bis Herbst einen Pumptrack errichten, eine Rundbahn mit Wölbungen für nahezu alles, was Rollen hat. Denn die Bevölkerung in der Stadt hat so etwas dringend nötig, wie Sören Otto vom Amt für Sport und Bewegung erläuterte. Entgegen des Eindrucks, den man am Südheimer Platz gewinnt, sei eine Folge der Corona-Pandemie, dass die Menschen erwiesenermaßen viel weniger Sport treiben als sonst. Dem urbanen Bewegungsraum falle eine zentrale Rolle zu – denn wer hat in der Großstadt schon einen Garten, in dem er Federball spielen kann?

Leider ist die Stuttgarter Innenstadt „stark unterversorgt“ mit geeigneten Flächen, sagt Otto. Rein rechnerisch stünden hier jeder Person lediglich 0,23 Quadratmeter Fläche für Sport und Bewegung zur Verfügung. Im Stadtbezirk Süd seien es sogar bloß 0,18 Quadratmeter. Dabei gibt es hier immerhin neun Basketball-, beziehungsweise Bolzplätze. Sören Otto und seine Kollegen im Amt arbeiten deshalb gerade an einem Masterplan: Unter dem Motto „Stuttgart bewegt sich“ klopfen sie öffentliche Räume auf ihre Potenziale und Möglichkeiten hin ab. Am Südheimer Platz sind sie nun fündig geworden.

Koordination wird gefördert

Ein Pumptrack, meint Otto, sei hier eine „gute Ergänzung für Jung und Alt“, geeignet für viele Rollsportarten. Wer hier herumkurve, verbessere grundlegende koordinative Fähigkeiten wie Gleichgewichtsfähigkeit, Kopplungs- und Rhythmisierungsfähigkeit. Zudem sei das Angebot niederschwellig und spreche eine breite Zielgruppe an: Von Kinder ab drei Jahren bis hin zu Jugendlichen und Erwachsenen. „Ich könnte mir außerdem ein wöchentliches Angebot im Rahmen von Sport im Park vorstellen“, so Otto.

Im Bezirksbeirat Süd stieß das Projekt auf breite Zustimmung. Kritische Fragen gab es bezüglich Lärm, den der Pumptrack womöglich verursacht. Otto mühte sich, die Bedenken zu zerstreuen. Zunächst würde man die Bahn für zwei Monate im Sommer installieren – mit der Option auf Verlängerung, vielleicht Verstetigung.