Sie sieht der Schwarzen Witwe zum Verwechseln ähnlich: die falsche Witwe. Lebensgefährlich ist die Spinne aber nicht. Anders als bislang angenommen, reiste sie nicht mit den Bananenkisten nach Deutschland, sondern mit Kakteen.

Karlsruhe/Trier/Stuttgart - Zwei Populationen der fremden Spinnenart „falsche Witwe“ haben sich in Deutschland niedergelassen – und zwar dort, wo sie sich am wohlsten fühlen: in Gartencentern. „Die Tiere finden es dort einfach angenehm“, sagt Tobias Bauer vom Naturkundemuseum in Karlsruhe. Das liege daran, dass in den Gartencentern ein ähnliches Klima herrscht wie in den natürlichen Verbreitungsgebieten der Spinne.

 

Doch wo sie auftaucht, ist der Aufschrei oft groß: Die falsche Witwe (Steatoda nobilis) sieht der hochgiftigen Schwarzen Witwe zum Verwechseln ähnlich. Ein Biss kann ziemlich schmerzen. Wirklich gefährlich wird sie dem Menschen aber nicht, ihr Biss ähnelt einem Wespenstich. Wissenschaftler aus Deutschland und Großbritannien haben nun herausgefunden, dass die falsche Witwe wohl nicht wie bisher angenommen in Bananenkisten um die Welt reiste, sondern sich mit dem Pflanzenhandel verbreitete, vor allem mit Kakteen. Die Wissenschaftler berichten von ihrer Untersuchung in der Fachzeitschrift „NeoBiota“.

Im Video erfahren Sie mehr über den Spinnefund:

Von der Insel Madeira in die ganze Welt

Die falsche Witwe ist ursprünglich auf der portugiesischen Insel Madeira sowie auf den Kanarischen Inseln heimisch, hat ihren Lebensraum in den vergangenen 100 Jahren allerdings extrem vergrößert, schreiben die Wissenschaftler. So habe sie sich schon vor längerer Zeit in einigen Regionen Westeuropas und des Mittelmeeres angesiedelt. In jüngerer Vergangenheit gelangte sie auch nach Mitteleuropa, Kalifornien und Südamerika.

Mit einer weiteren Ausbreitung der Art rechnen die Forscher hierzulande nicht. Dort, wo sie geeignete Bedingungen vorfindet, dürfte sich die Art in den kommenden Jahren hingegen rasch ausbreiten. Am größten sei die Wahrscheinlichkeit auf den westlichen Mittelmeerinseln, in Teilen Südafrikas, im südlichen Australien und in Neuseeland.

Dauerhafte Ansiedlung in Deutschland unwahrscheinlich

Obwohl sie dem Menschen gar nichts Böses kann, sorgt die falsche Witwe immer wieder für viel Aufregung: In London schlossen im vergangenen Jahr zeitweise vier Schulen, als dort mehrere Exemplare des Krabbeltiers auftauchten. Bauer kann solche Vorsichtsmaßnahmen zwar nachvollziehen, betont aber: „Mir ist wichtig, dass man keine Panikmache betreibt. Dass ein Biss weh tut, will ich gar nicht unter den Tisch kehren. Aber es ist ein großer Unterschied zum Biss einer Schwarzen Witwe, der unter Umständen lebensbedrohlich sein kann.“

Auch viele andere Spinnen, vor allem aus der Gattung der Kugelspinnen, haben sich über große Teile der Welt ausgebreitet. „Das liegt am internationalen Handel“, erklärt Bauer. „In Europa werden wir in Zukunft immer mehr Arten aus anderen Teilen der Welt entdecken.“ Bei den meisten werde man die Ankunft jedoch gar nicht bemerken, weil sie sich nicht dauerhaft ansiedeln.