Ein 36-Jähriger soll als Mitglied einer Bande im großen Stil zahlreiche Nobelkarossen gestohlen haben. Unter anderem wird den Autodieben vorgeworfen, im Jahr 2011 in Frickenhausen vier hochwertige BMW entwendet zu haben.

Frickenhausen - Der Angeklagte schweigt eisern zum Prozessauftakt am Dienstag vor der 19. Großen Strafkammer des Stuttgarter Landgerichts. Weder zu seinem Lebenslauf noch zu den ihm vorgeworfenen Taten will sich der 36-jährige Pole äußern. Ihm wird unter anderem schwerer Bandendiebstahl vorgeworfen. Vorwiegend zusammen mit Landsleuten soll er von 2011 bis 2017 deutschlandweit zahlreiche Nobelkarossen gestohlen haben. Unter anderem hat die mutmaßliche Gang am Morgen des 10. Mai 2011 in einem Autohaus in Frickenhausen zugeschlagen. Dort stahl sie laut der Anklage drei neue, noch nicht zugelassene BMW des Typs M3 im Gesamtwert von mehr als 200 000 Euro. Außerdem entwendete sie dort einen BMW 335d im Wert von rund 45 000 Euro.

 

Die Diebe sind absolute Experten

Laut der Anklage handelt es sich bei den Autodieben um absolute Experten. Denn ihnen sei es gelungen, die Türschlösser und die Zündung der hochwertigen Wagen mit elektronischen Geräten zu manipulieren, Schlüsselrohlinge für die Fahrzeuge zu programmieren und sich dann mit der Beute aus dem Staub zu machen. Das ist ihnen in dem von der Staatsanwaltschaft genannten Zeitraum unter anderem auch in Berlin, München, Hamburg und Essen gelungen. Meist ließen sie edle Fahrzeuge der Marke BMW mitgehen, verschmähten aber auch Modelle von Audi oder Mercedes nicht. Ein Diebstahl blieb im Versuch stecken, weil die Täter gestört wurden.

Die Autoknacker-Karriere des 36-Jährigen hat offensichtlich nicht erst im Jahr 2011 begonnen. Denn in Polen sind bereits zahlreiche Taten aktenkundig, die dem Angeklagten zur Last gelegt werden. Dem Landgericht Stuttgart sind auf Anfrage fünf Urteile zugesendet worden, unter anderem eines, in dem gegen den 36-Jährigen neun Jahre Gefängnis verhängt wurden.

In früheren Aussagen erklärte der Angeklagte, die gegen ihn in Polen erhobenen Vorwürfe, er habe zusammen mit Komplizen mehr als 300 Diebstähle – hauptsächlich von Autos – begangen, stimmten nicht. Er sei dort zudem in Abwesenheit verurteilt worden, weil er zu dieser Zeit eine vierjährige Haftstrafe im Ausland abgesessen habe. Die polnischen Behörden sind aber auf jeden Fall darauf erpicht, dass er die neun Jahre Haft in seinem Heimatland verbüßt. Sie haben einen Auslieferungsantrag gestellt, welchem laut dem Vorsitzenden Richter Norbert Winkelmann stattgegeben wurde.

Auslierferung an Polen ist zulässig

Unabhängig von dem laufenden Verfahren „könnten Sie auch morgen schon an Polen ausgeliefert werden“, machte er dem Angeklagten klar. Und er legt ihm ein Geständnis nahe, „obwohl keine Pflicht besteht, sich einzulassen“. Doch dies würde sich sicherlich positiv beim Strafmaß auswirken, zumal die Beweisführung für eine Tatbeteiligung des Polen auch auf DNA-Treffer an den Tatorten und jenen Fahrzeugen gründe, die nach den Diebstählen wieder aufgetaucht waren.

Der mutmaßliche Autodieb wurde am 21. August des vergangenen Jahres auf einem Rastplatz festgenommen. Den Polizisten fiel bei einer Kontrolle auf, dass sich der 36-Jährige, der per europäischem Haftbefehl gesucht wurde, mit einem gefälschten litauischen Pass und Führerschein ausgewiesen hatte. Der dadurch hinzugekommene Anklagepunkt der Urkundenfälschung fällt in der Verhandlung angesichts der anderen Tatvorwürfe wohl nicht besonders ins Gewicht. Denn dem Angeklagten werden vor der 19. Großen Strafkammer drei schwere Bandendiebstähle, zwei schwere Diebstähle und ein versuchter schwerer Bandendiebstahl zur Last gelegt. Der Prozess wird fortgesetzt.