Angesichts der terroristischen Bedrohung rund um den Globus hat die Evangelische Kirche den Kirchentag Anfang Juni in Stuttgart zum Friedenskirchentag erklärt. Auch Kanzlerin Angela Merkel wird erwartet.

Stuttgart - Als Reaktion auf Kriege und Terroranschläge in aller Welt plant die Evangelische Kirche einen „Friedenskirchentag“ in Stuttgart. Im Mittelpunkt der 35. Auflage des Evangelischen Kirchentags Anfang Juni stehe das Thema „Frieden und Flüchtlinge“. „Wir steuern zu auf einen Kirchentag in Zeiten, die so brutal, so kriegerisch sind wie schon lange nicht mehr“, sagte Kirchentagspräsident Andreas Barner am Dienstag bei der Vorstellung des Programms. Wenn sich die Welt derart verändere, wie in den vergangenen zwölf Monaten, müsse der Kirchentag „in christlicher Verantwortung Position beziehen“, betonte Barner.

 

Der frühere UN-Generalsekretär Kofi Annan und Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sprechen zu dem Thema „Die Welt ist aus den Fugen“. Im zweiten Themenschwerpunkt „Wirtschaft und Werte“ stehen eine Reihe kontroverser Debatten ums Wachstum im Programm.

Friedensnobelpreisträger Kailash Satyarthi spricht über die Rolle von Staat, Unternehmen und Konsumenten in der Gestaltung von Globalisierung - mit Bezug auf die Textil- und Baumwollindustrie.

Im Schwerpunkt „Demokratie und Daten“ stellt sich Kanzlerin Angela Merkel (CDU) der Frage „Digital und klug?“. Bundespräsident Joachim Gauck spricht zur Eröffnung zu den Gläubigen und hält einen Vortrag mit dem Titel „Gutes Leben. Kluges Leben“ - zur besonderen Verantwortung der Politik für das Miteinander.

2500 Veranstaltungen vom 3. bis 7. Juni

Im 620 Seiten starken Programmheft werden für den 35. Evangelischen Kirchentag vom 3. bis 7. Juni in Stuttgart rund 2500 Veranstaltungen aufgeführt. Erwartet werden mehr als 100.000 Dauergäste und zusätzlich 40.000 Tagesgäste. Die Losung ist „damit wir klug werden“ aus dem 90. Psalm, Vers 12. Der Kirchentag ist zum vierten Mal zu Gast in Baden-Württembergs Landeshauptstadt.

Etwa 1000 Menschen hätten am Kernprogramm mitgearbeitet, sagte Barner. Zähle man alle Gruppen dazu, die sich am „Markt der Möglichkeiten“ mit Musik, Theater oder Kleinkunst beteiligen, würden den Kirchentag in Stuttgart rund 50.000 Menschen gestalten. Barner sprach vom „größten Schatz der Kirchentagsbewegung“. Konzerte mit den Wise Guys, Maybebop und Andreas Bourani sind geplant. Der Kirchentag wird vor allem auf dem Canstatter Wasen und dem Stadtzentrum zu Gast sein.

Stuttgarter Besonderheit ist die Einbindung des pietistischen Christustags in den Kirchentag. Die letzten Kirchentage in Stuttgart 1969 und 1999 hätten die „Sollbruchstelle des Protestantismus und seiner unterschiedlichen Frömmigkeitsströmungen“ hervortreten lassen, sagte Generalsekretärin Ellen Ueberschär. Der Christustag ist eine Art Abspaltung des Kirchentags. Württemberg gilt als ein Zentrum des deutschen Pietismus. Insofern sei die Einbindung des Christustags, zu dem wieder gut 20.000 Gläubige im Fußballstadion erwartet werden, ein „großer Schritt“.

Eine weitere Neuheit: „Noch nie war so viel Gottesdienst auf einem Kirchentag“, sagte Ueberschär. Schon die Zahl der Bewerbungen mit teils innovativen Gottesdienstkonzepten sei um ein Vielfaches höher gewesen. Auch im Jugendzentrum könnten mehr Gottesdienst als je zuvor mitgefeiert werden. Ein großer ökumenischer Gottesdienst ist auf dem zentralen Schlossplatz geplant. Der Eröffnungsgottesdienst wird live vom SWR-Fernsehen übertragen.