1968 hat er sein erstes Kunstwerk gekauft – ein Schlitzbild von Lucio Fontana. Im Lauf der Jahre hat Frieder Burda eine der umfangreichsten Sammlungen des Landes zusammengetragen. Sein Museum in Baden-Baden ist ein Erfolgsmodell.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Baden-Baden - Beim ersten Treffen mit Gerhard Richter trat Frieder Burda erst einmal so richtig ins Fettnäpfchen. Naiv, wie er damals war, fragte er den großen Meister, ob denn nicht mal Lust habe, das Verlagshaus und die Druckerei der Burdas in Offenburg zu malen. Gerhard Richter war empört und wollte sofort gehen. Es kostete Frieder Burda sehr viel Charme und mehrere Gläser Wein, um Richter wieder versöhnlich zu stimmen. Im Nachhinein betrachtet war es Glück, dass sich Frieder Burda mit dem erfolgreichsten Maler der Gegenwart sogar anfreunden konnte. Denn heute ist er einer der wichtigsten Sammler Gerhard Richters, der im Museum Frieder Burda in Baden-Baden selbstverständlich ein- und ausgeht.

 

Heute würde Frieder Burda ein solcher Fauxpas natürlich nicht mehr passieren. Am Freitag wird Burda achtzig Jahre alt – und kann mit Fug und Recht behaupten, ein alter Hase der Kunstszene zu sein. 1968 hat er sein erstes Kunstwerk gekauft – ein Schlitzbild von Lucio Fontana. Im Lauf der Jahre hat er eine der umfangreichsten Sammlungen des Landes zusammengetragen mit großen Werkgruppen von Sigmar Polke und Georg Baselitz, mit Gerhard Richter, aber auch jüngeren Künstlerinnen und Künstlern wie Karin Kneffel und Eberhard Havekost und Corinne Wasmuth.

Burda versteht sich nicht als Sammler, sondern als Mäzen

Aber Frieder Burda wollte nie nur Sammler sein, sondern versteht sich eher als Mäzen. Deshalb hat er sich im Rentenalter noch seinen Lebenstraum erfüllt und ließ sich von dem amerikanischen Architekten Richard Meier in Baden-Baden ein Museum errichten. Heraus kam kein Prestigeobjekt eines eitlen Sammlers, sondern an der Lichtentaler Allee entstand ein Haus fürs Publikum. 200 000 Besucher kommen pro Jahr in den lichtdurchfluteten Museumsbau – und zwar nicht nur, weil das Museum Burda das einzige Museum in Baden-Württemberg ist, das wichtige zeitgenössische Positionen wie Neo Rauch, Anselm Kiefer oder Andreas Gursky ausstellt. Sondern selbstverständlich gibt es auch etwas so Bodenständiges wie eine Kinderkunstwerkstatt.

Burda selbst nennt das Museum sein Lebenswerk, dabei war seine Profession eine andere und war von Geburt an beschlossene Sache, dass der Verlegersohn in den Familienbetrieb einsteigt. Frieder Burda wurde am 29. April 1936 bei Offenburg geboren und hat nach der Schule eine Drucker- und eine Verlagslehre gemacht und wurde im Konzern noch kaufmännisch ausgebildet. Nach Stationen in Frankreich, England und den USA übernahm er zunächst eine Druckerei in Darmstadt. 1973 wechselte er in die Offenburger Zentrale des Zeitschriftenverlags der Burdas.

Ein großes Erbe: die Mutter, auch „Königin der Kleider“ genannt, baute einen der größten deutschen Zeitschriftenverlage auf: Burda-Moden. Die Schnittmuster-Bögen in der Mode-Zeitschrift wurden ein Welterfolg. Trotzdem hatten Frieder Burda und seine Brüder Franz und Hubert keine einfach Kindheit. Die Eltern lebten sich bald auseinander, die Söhne wurden vom Personal betreut. Bis ins hohe Alter führte Aenne im Verlag ein strenges Regiment.

Museumsbau als Befreiungsschlag

Frieder Burda, der für Finanzen und Verwaltung zuständig war, stand immer ein wenig im Schatten seines jüngeren Bruders Hubert, der nach dem Tod des Vaters das gesamte Druck- und Verlagsgeschäft übernahm. Und so war der Bau seines eigenen Museums letztlich auch eine Art Befreiungsschlag für Frieder Burda. Dabei orientierte er sich an seinem großen Vorbild Ernst Beyeler und dessen Fondation in Basel – und nicht etwa an seinem Vater. Der Senator, wie die Söhne ihn nannten, sammelte Expressionisten, Frieder dagegen zeitgenössisch. Die Kunst, sagte er einmal, habe ihm die Möglichkeit gegeben, sich von seinen Eltern zu lösen. Wahrscheinlich habe er deshalb noch Jahre später Herzklopfen gehabt, wenn er ein Bild gekauft habe.