Nach neun Jahren Vorbereitungszeit kann am Sonntag, 30. September, auf dem Friedhof endlich ein gemeinsames Grabfeld eingeweiht werden. Es bietet zunächst Platz für 60 Urnengräber, kann aber bei Bedarf später erweitert werden.

Zuffenhausen - Am Sonntag, 30. September, ist es so weit: Auf dem Zuffenhäuser Friedhof kann das gemeinschaftliche Grabfeld des evangelischen Krankenpflegevereins offiziell eingeweiht werden. Sollte das Wetter mitspielen, findet von 11 Uhr an ein Gottesdienst direkt am Grabfeld im östlichen Teil des Friedhofs (in der Nähe der Zazenhäuser Straße und des dortigen Parkplatzes) statt. Bei schlechtem Wetter dient die untere Feierhalle als Veranstaltungsort. Gestaltet wird der Gottesdienst von Pfarrer Dieter Kümmel und Mitgliedern des Krankenpflegevereins. Für den musikalischen Rahmen sorgt der Posaunenchor, für die Gäste stehen Sitzgelegenheiten zur Verfügung.

 

Das Feld (ausschließlich für Urnen) ist bereits angelegt. Es besteht aus drei Beeten, die Sonnenstrahlen imitieren sollen. Sie sind von Stahlrahmen eingefasst, Erde wurde bereits eingefüllt, muss sich allerdings noch setzen, bis eingepflanzt werden kann. Auch die Vereinbarung mit der Stadt, die das Areal langfristig zur Verfügung gestellt hat, ist unterschrieben. Neun Jahre dauerte es von der Idee bis zur Umsetzung. Der Impuls kam von Helga Klempt, der damaligen Vorsitzenden der Kirchengemeinde. Ihr Anliegen war es, Verstorbenen, die keine Angehörigen haben, die sich um das Grab kümmern können, eine würdige Form der letzten Ruhe zu ermöglichen: sowohl in die Gemeinschaft eingebunden, als auch ansprechend gestaltet und gepflegt.

Im Verlauf der vergangenen neun Jahre gab es immer wieder Verzögerungen, unter anderem musste die Friedhofsordnung geändert werden. Normalerweise gibt es nämlich Gemeinschaftsgrabfelder in Stuttgart nur auf größeren Friedhöfen wie dem Pragfriedhof oder dem in Steinhaldenfeld. Zuffenhausen ist also sozusagen ein Pilotprojekt.

„Die Kultur der Bestattung hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert“, sagt Pfarrer Dieter Kümmel. Über Jahrhunderte hinweg sei die Erdbestattung mit Sarg die klassische Form gewesen, mittlerweile gebe es eine Vielfalt verschiedener Möglichkeiten. Der Trend gehe zu Gräbern, die wenig Pflege brauchen, immer öfter werde auch anonym bestattet. Vor diesem Hintergrund habe sich der Krankenpflegeverein entschlossen, den Menschen ein eigenes Angebot zu machen und ein gemeinschaftliches Grabfeld einzurichten. Das habe durchaus auch einen christlichen Hintergrund: In der Tradition der Kirche gebe es die sieben Werke der Barmherzigkeit, zu denen es auch gehöre, Tote würdig zu begraben.

Anonym soll nur im Ausnahmefall bestattet werden

Zunächst gibt es in dem Feld Platz für ungefähr 60 Gräber. Bei Bedarf kann die Anlage aber vergrößert werden. Zur Verfügung stehen Reihengräber (für eine Urne, 20 Jahre Liegezeit, keine Verlängerung möglich) und Wahlgräber (zwei Urnen, Verlängerung möglich). Auf jedem Grab soll ein Stein liegen, am besten mit dem Namen des Verstorbenen. Eine anonyme Bestattung soll nur in Ausnahmefällen möglich sein. „Bislang gab es große Resonanz, ich bin optimistisch, dass sich alles in die richtige Richtung entwickelt“, sagt Pfarrer Dieter Kümmel. Ungefähr 60 Interessenten gebe es bereits. Voraussetzung ist allerdings zum einen eine Mitgliedschaft im evangelischen Krankenpflegeverein, zum anderen der Abschluss einer entsprechenden Vorsorge bei einem Bestatter. Die Gesamtkosten für das Grab und dessen Pflege durch den Krankenpflegeverein liegen zwischen 1700 (Wahlgrab) und 2200 Euro (Reihengrab). Die erste Bestattung soll im Oktober stattfinden: Es wird die vor drei Jahren verstorbene Helga Klempt sein, die von ihrer bisherigen Ruhestätte in das neue Grabfeld umgebettet wird, das es ohne sie gar nicht geben würde.