Bei Friedrich Beyer standen stets die Schauspieler im Mittelpunkt, als Intendant ist er kaum öffentlich aufgetreten. Jetzt ist Beyer mit 82 Jahren gestorben.

Lokales: Armin Friedl (dl)

Stuttgart - Theaterintendanten sind üblicherweise Menschen mit einer großen Präsenz in der Öffentlichkeit. Kein Wunder, schließlich sind sie die ersten Repräsentanten ihres Hauses. Friedrich Beyer war da das exakte Gegenteil: Zwar hat er Dein Theater im Jahre 1984 in der Hackstraße gegründet und bis kurz vor seinem Tod Ende Mai geleitet, doch dem Publikum hat er sich persönlich praktisch nie vorgestellt. Seine Beerdigung fand im kleinsten Kreis statt. In künstlerischer Hinsicht war er sehr präsent: Weit mehr als 100 Produktionen hat dieses Haus, das ohne Subventionen auskommt, seitdem realisiert. Bei mehr als der Hälfte von diesen taucht der Name Friedrich Beyer auf oder Hans Rasch, so sein Pseudonym, als Autor, als Regisseur oder beides zugleich.

 

Streit mit Peymann in Stuttgart

Dabei war die Arbeitsbiografie von Beyer keineswegs unscheinbar. Beyers Name taucht überall dort auf als Oberspielleiter oder Regisseur, wo es in den 1970er und 1980er Jahren heiß herging im Schauspiel: Schiller Theater Berlin, Hamburg, Basel, Heidelberg. Und er taucht auch stets im Umfeld der Regisseure auf, die in jenen Jahren für Schlagzeilen sorgten mit ihren radikalen Sichtweisen: Peter Zadek, Peter Stein, Hans Neuenfels, Matthias Langhoff. Claus Peymann darf da nicht fehlen.

Ausgerechnet in dessen Stuttgarter Jahren soll sich Beyer mit ihm zerstritten haben. Aber so genau weiß man das nicht, da Beyer ja die Öffentlichkeit mied. Nachvollziehbar ist das aber schon: Da der Bilderstürmer Peymann, dort der akribische Wortarbeiter.

Die Magie der Worte

Der Unterschied zu den genannten Skandalregisseuren ist geblieben: Während die mit radikalen Bildeinfällen oder umfassenden Texteingriffen von sich reden machten, wurde bei Beyer die intensive Zusammenarbeit mit seinen Schauspielern gelobt. Was eine Inszenierung oder ein Stück zu sagen hatte, sagten die Schauspieler mit der Magie der Worte. Da zeichnet sich auch schon der Stil von Dein Theater ab, das seit 1999 ja auch seine eigene Spielstätte in der Werastraße hat, das Wortkino. Die Dichter und Denker dieses Landes sind da mit Programmen vertreten, in denen vor allem sie mit ihren Worten und Formulierungen im Zentrum stehen. Und jene aus der Region Mittlerer Neckar haben es ihm besonders angetan, denn Beyer hatte seinen Lebensmittelpunkt mit Familie in Grunbach im Remstal. Und so kamen bei ihm die Dichter und Denker mal unterhaltsam, mal erbaulich, mal nachdenklich zu Wort. Im eigenen Wortkino kann da aus den Vollen geschöpft werden. Unterwegs, wenn Dein Theater von Firmen, Einrichtungen oder Privatpersonen gebucht wird, richten sich die Schauspieler nach deren Wünschen und Erwartungen.

Für die künstlerische Kontinuität ist gesorgt auch nach dem Tod von Beyer, das Ensemble arbeitet im Prinzip seit Gründungszeiten des Theaters zusammen. Die Intendantensuche ist aktuell nicht vorrangig, schließlich geht es nun vor allem darum, wieder das Publikum zu gewinnen nach der monatelangen Corona-Zwangspause, einmal in die gute Stube ins Wortkino, dann zu den anstehenden Sommeraktivitäten in diesen Wochen und schließlich wieder als Gastensemble auf diversen Bühnen nah und fern.