Tanzshows mit viel nackter Haut gibt es seit fast hundert Jahren. Jetzt versucht sich das Friedrichsbau Varieté mit einer modernen Form der Burlesque-Darbietung.

Stuttgart - Diese Mischung aus Tanz, Frivolität und Verführung hat die Welt in den 1920er-Jahren erobert. Burlesque-Shows gibt es nun schon seit fast hundert Jahren, und noch immer finden die freizügigen Darbietungen ihre Anhänger. Das ist auch beim Friedrichsbau Varieté in Stuttgart der Fall. „Burlesque ist bei unserem Publikum sehr beliebt“, weiß Geschäftsführer Timo Steinhauer. Zehn Jahre nach der ersten klassischen Nummer in diesem Metier und einigen Nachfolger-Shows versucht sich das Stuttgarter Haus an einer modernen, weiterentwickelten Form. Von Freitag an kommt die Eigenproduktion „Next Level Burlesque“ unter Regie von Ralph Sun auf die Bühne.

 

Der Striptease als die ursprüngliche zentrale Attraktion der Burlesque ist zwar bis heute nicht aus den Shows verschwunden, aber der sinnliche Entkleidungstanz hat längst gleichberechtigte Partner innerhalb eines Abendprogramms gefunden. Komik und Artistik spielen neben der Nacktheit eine große Rolle und schaffen so ein facettenreiches Gesamtkunstwerk.

Eineinhalb Jahren Vorbereitung

Auf die neue Show haben sich die Friedrichsbau-Verantwortlichen ausgiebig vorbereitet. „Seit eineinhalb Jahren sind wir dran, haben weltweit nach Künstlern gesucht und uns in den führenden Szenen von Paris bis Moskau umgeschaut“, sagt Timo Steinhauer. Verpflichten konnten sie eine Mischung internationaler Künstler. „Alle acht Artisten, darunter drei Duos, sind internationale Stars und agieren auf Weltniveau“, verspricht der Geschäftsführer allerhöchste Klasse.

Da sind die dreien Tänzerinnen Janet Fischietto (Italien), Anja Pavlova (Russland) und Kiki Beguin (Frankreich), die Jonglage-Spezialistin Marta Paley (England), das Messerwerfer-Duo Andrei und Darya der „Gomonov Knife Show“ (Weißrussland), das Luftartistenpaar „Duo Little Finch“ (England) und die beiden Pole-Tänzer Viktoriia und Dmytro vom „Duo Heart’s Desire“ (Weißrussland). Die einzige Deutsche in der Riege ist Rachel Belle Barum. Die Tochter des Zirkusartisten Pierre Bauer und der Schauspielerin Rebecca Simoneit-Barum (bekannt aus der „Lindenstraße“) präsentiert in der Stuttgarter Show eine artistische Tanznummer im goldenen Käfig. Als Zeremonienmeister führt der eigens dafür aus dem Ruhestand geholte Comedian Max Nix durch den Abend.

Avantgardistin mit Rührstäben

Wenn Timo Steinhauer von einer „anderen Art der Performance“ spricht, die in „Next Level Burlesque“ zum Vorschein kommen soll, dann ist die Nummer „Cherry on the pie“ ein Musterbeispiel dafür. Kiki Beguin betritt in einem Kleid im Stil der 50er/60er-Jahre die Bühne, die in diesem Fall zur Küche umgestaltet ist. Das Bild von der braven Hausfrau am Herd wird Szene um Szene konterkariert. Beguin streift im wahrsten Sinne des Wortes den alten Muff ab, mutiert zur Avantgardistin, die zum Beispiel mit an der Brust fixierten Rührstäben die Sahne steif schlägt. „Sie befreit sich dabei aus der alten Rolle. Das zeigt sie selbstbewusst und freizügig zugleich“, sieht Steinhauer in der Darbietung „auch eine Botschaft“. Mit dem Ziel, selbstbewusste Frauen und sexy Männer auf die Bühne zu bringen, will das Friedrichsbau-Ensemble neue Besuchergruppen anlocken. „Wir wollen damit auch ein ganz junges Publikum ansprechen“, glaubt Steinhauer fest daran, dass moderne Burlesque-Shows nicht nur etwas fürs fortgeschrittene Alter sind. Allerdings nichts für Kinder. Denn „Next Level Burlesque“ sei, so der Geschäftsführer, „heiß und ein wenig sündig“.

Die Premiere steigt am Freitag, danach gastiert die Show bis 3. November. Gespielt wird von Mittwoch bis Samstag um 20 Uhr, am Sonntag ist um 18 Uhr Beginn. Mittwochs sind die Eintrittskarten mit 29,50 Euro auf allen Plätzen am günstigsten, Freitag und Samstag fallen in der besten Platzkategorie 49,50 Euro an. Bis 7. September gelten im Rahmen des 25-Jahre-Jubiläums stets die Mittwochspreise.