So ein Hühnerleben ist nicht immer ein Zuckerschlecken. Zum Glück sollen die Tiere in Friolzheim nicht in einer Legebatterie ihre Eier abgeben, sondern in Bodenhaltung. Dazu hat sich Landwirt Reiner Lamparter ein Konzept überlegt: Ein mobiler Stall soll alle sechs bis 15 Wochen „wandern“.

Friolzheim - So ein Hühnerleben ist nicht immer ein Zuckerschlecken. Zum Glück sollen die Tiere in Friolzheim nicht in einer Legebatterie ihre Eier abgeben, sondern in Bodenhaltung. Dazu hat sich der Landwirt und Gemeinderat Reiner Lamparter ein ausgeklügeltes Konzept überlegt: Ein mobiler Stall soll alle sechs bis 15 Wochen „wandern“, damit die Wiesen nicht überweidet werden. So profitiert die Natur, und die Tiere können immer schön saftiges Gras picken.

 

Klingt ziemlich idyllisch, allerdings müssen sich diesen mobilen Stall 480 Legehennen teilen. Aber gut, im schönen Friolzheim grast es sich ja nicht schlecht. Geplant ist, dass Reiner Lamparter seinen mobilen Hühnerstall auf sieben verschiedenen Grundstücken im Süden des Ortes verwenden soll, also jenseits des Sägewerks und der Pforzheimer Straße.

Tiere bleiben in ihrer natürlichen Umgebung

„Der Vorteil dieses Systems ist die besonders tiergerechte Haltung“, erklärt Reiner Lamparter in seinem Schreiben an die Gemeinde. Denn die Tiere blieben in ihrer natürlichen Umgebung. Wie oft der Stall versetzt wird, hängt auch vom Wetter ab.

Alles hat in diesem wandernden Stall seine Ordnung: ein „Standardzaun für Hühnerhaltung“ wird das Ganze abgrenzen, der ebenfalls mobil sein muss. Der laufende Stall ist autark, ein Silo versorgt das Federvieh mit ausreichend Futter. Und auch ans Ende ist gedacht: Der Kot wird über ein Band abtransportiert, und gleich wieder auf den Feldern als Dünger genutzt.

Nun geht das natürlich nicht so einfach. Schließlich gibt es Regeln für nahezu alles in Deutschland. Zunächst einmal die EU-Richtlinie zur „Festsetzung von Mindeststandards zum Schutz von Legehennen“ – und zwar in Verbindung mit – Sie ahnen es – „der „Zweiten Verordnung zur Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung“. Alles klar? Darin ist festgelegt, wie viel Platz jedes Tier hat: Maximal neun Hennen pro Quadratmeter, auf den Sitzstangen muss jedes Tier 15 Zentimeter Platz haben, am Futterplatz dürfen maximal 20 Vögel auf einem Meter sitzen.

Das alles ist erfüllt. Aber damit nicht genug. Obwohl der Stall unter 100 Quadratmeter groß ist, braucht es eine Baugenehmigung. Und daher muss der Gemeinderat sein „Einvernehmen“ erteilen, wie es so schön heißt. Und das ist bekanntlich immer mit Diskussionen verbunden.

Der Hauptamtsleiter Eberhard Enz verwies darauf, dass es sich um ein landwirtschaftliches Vorhaben handelt. „Deshalb ist es als privilegiert anzusehen“, erklärte er. Damit ist im Verwaltungsdeutsch gemeint, dass Landwirte auch im Außenbereich mehr bauen und tun dürfen, schlicht um ihren Beruf auszuüben.

Dennoch hatten einige im Gemeinderat Bedenken. Etwa Barbara Merz-Schabel von der Liste „Wir für Friolzheim“. Sie machte sich Sorgen: „Rücken die Hühner nicht zu nah an die Wohnbebauung hin?“ Schließlich könnten die Anwohner über Lärmbelästigung durch das Gackern klagen. Tatsächlich sind einige der angegebenen Grundstücke relativ nah am Ortsrand.

Die Landwirtschaft war schon immer da

Der Bürgermeister Michael Seiß wies allerdings darauf hin, dass dort auch schon Landwirtschaft betrieben wurde – die Hühner sind für die Anwohner also nichts Neues. Auch Rainer Benzinger (CDU/Bürgerliste) meinte, dass die Bürger der Wohngebiete schon bevor sie dort hingezogen gewusst hätten, dass an der Stelle Landwirtschaft betrieben wurde. Alles also im Rahmen, keine Lärmschutzverordnung überschritten, keine Anlieger zu befürchten, die vor den Kadi ziehen. Die Hühner dürfen auch in ihrem Mobilstall nach Herzenslust gackern.

Damit aber nicht genug der Bedenken, Barbara Merz-Schabel wollte auch wissen, wie die Ställe transportiert werden – nicht dass sie mit ihren Rollen die Feldwege beschädigen könnten. Aber auch da konnte der Landwirt und Betreiber Reiner Lamparter die besorgen Räte beruhigen: „Das klappt ohne Probleme.“

Somit konnte sich der Gemeinderat durchringen, sein Plazet zu geben. Und so haben die Hühner zumindest einen gewissen Komfort, wenn sie auf dem Friolzheimer Rasen grasen dürfen.