Nach einer Katastrophensaison setzt der Handball-Bundesligist Frisch Auf Göppingen seine Hoffnungen auf den neuen Trainer Magnus Andersson. Der hat eine gute Ausgangsposition: schlimmer kann es kaum noch werden.

Göppingen - Manuel Späth darf sich wieder einmal „Spieler des Jahres“ nennen. Die Fans des Handball-Bundesligisten Frisch Auf Göppingen haben den Kreisläufer nach dem letzten Heimspiel gegen Minden (32:28) ausgezeichnet. Für den 28-Jährigen ist es „ein kleiner Trost“ in einer Spielzeit, „die sicher nicht unseren Ansprüchen genügt“, wie er sagt. Das ist nett formuliert in Anbetracht einer Saison, die sich unerwartet zu einer Gratwanderung entwickelt hat. Eine Bilanz.

 

Die Saison

Ob es nach dem letzten Spiel am Samstag (16 Uhr) bei der HSG Wetzlar nun Platz zwölf oder 14 sein wird, spielt für die Beurteilung einer enttäuschenden Spielzeit, in der Göppingen nur vier Heimsiege feiern durfte und siebenmal unentschieden spielte, keine Rolle mehr. „Das war eine der schwierigsten Spielzeiten, seit ich bei Frisch Auf bin“, sagt der Geschäftsführer Gerd Hofele. Und der ist immerhin schon seit 17 Jahren im Verein engagiert.

Im DHB-Pokal war das Viertelfinale (27:30 bei der MT Melsungen) die Endstation, für den EHF-Cup, den die Göppinger 2011 und 2012 gewonnen haben, war der Club erst gar nicht qualifiziert. Erst mit dem 29:26-Erfolg vor einem Monat gegen Melsungen entledigte sich Frisch Auf der größten Sorgen. „Wir haben den Tiefpunkt erreicht“, sagt Hofele mit Blick auf die Schere, die sich seit zwei, drei Jahren zwischen finanzieller und sportlicher Entwicklung auftut.

Die Trainer

Die Probleme in Göppingen haben bereits vor der Vorbereitung begonnen. Der Vertrag mit dem Trainer Velimir Petkovic wurde um ein Jahr verkürzt, was den Spekulationen Tor und Tür öffnete. Mit der Maßnahme sollte ein Fehler korrigiert werden, zugleich wurde ein neues Problem geschaffen: einem Trainer, dessen Basis besonders in seiner Autorität liegt, wurde das Vertrauen entzogen. Die Zweifel an Petkovic’ Arbeit hinterließen auch in der Mannschaft Spuren. Und als die Situation zum Ende der Hinserie bedrohlich wurde und das Wort Abstiegskampf die Runde machte, war im Dezember die Trennung von Petkovic die Konsequenz. In Aleksandar Knezevic übernahm ein Insider die Aufgabe, die nun ungeschminkt auf das Wesentliche reduziert wurde: Klassenverbleib, nachdem der Club mit dem Saisonziel Platz acht gestartet war. Es wurde auch für Knezevic, der nun auf den neu geschaffenen Posten des Sportdirektors wechselt und zudem wieder auf seinen Platz als Trainer bei den Göppinger Bundesligafrauen zurückkehrt, eine Zeit der Leiden. „Das Ziel haben wir erreicht, Ende gut, alles gut“, sagt der Interimstrainer – und weiß, dass er nur eine Plattitüde bemüht.

Die Göppinger Katastrophensaison

Die Mannschaft

Stabilität und Konstanz haben die Göppinger weder in der Abwehr noch im Angriff gefunden. Stattdessen ließ sich dieses Team immer wieder verunsichern, gab auch komfortable Führungen aus der Hand, hatte Probleme in der Spielsteuerung. Dem Rückkehrer Michael Kraus war eine zentrale Rolle zugedacht, die der 30-Jährige aber nicht ausfüllte. „Natürlich kann ich mit meiner Leistung nicht zufrieden sein“, sagt der Rückraumspieler, „die Abläufe stimmen häufig nicht.“

Frisch Auf zahlt auch den Preis einer misslungenen Personalplanung. Mit drei Torhütern und drei Kreisläufern startete der Club in die Saison, wobei viel dringlicher ein starker Abwehrspieler vermisst wurde. Bestehende Verträge sind da kontraproduktiv. Gerd Hofele: „Wir benötigen zwei Jahre, um das zu kompensieren.“

Das Umfeld

„Diese Saison war die absolute Grenze, was Fans und Sponsoren zuzumuten ist“, sagt der Geschäftsführer Hofele, der befürchtet, „dass wir das zeitverzögert auch im finanziellen Bereich spüren werden.“ In dieser Saison hat der Club seine Fans indes noch nicht vergrault. Der Zuschauerdurchschnitt hat sich gegenüber der Vorsaison (4800) nur wenig verändert.

Die Zukunft

Als sich abzeichnete, dass Frisch Auf diese Katastrophensaison nicht mehr retten wird, blieb nur der Blick nach vorne. Der neue Trainer Magnus Andersson, die Rückraumspieler Zarko Sesum (Rhein-Neckar Löwen) und Kevynn Nyokas (Chambery Savoie HB) sowie der Rechtsaußen Anton Halen (HK Drott Halmstad) sind die Hoffnungsträger. „Damit haben wir uns auf der rechten Seite deutlich verbessert“, sagt Gerd Hofele. Am 7. Juli trifft sich der Kader wieder – und hat dann zumindest eine gute Ausgangsposition: Es kann ja eigentlich nur noch besser werden.