Die Mannschaft ist eingespielt, die Unterstützung der Fans besser als im Vorjahr – dennoch kann Frisch Auf Göppingen seine Heimschwäche nicht ablegen und steht mit 0:6 Punkten da. Jetzt wird darüber gerätselt, warum die Mannschaft mit zu wenig Aggressivität und Emotionalität in die Spiele geht.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Göppingen - Es hat sich was getan bei Frisch Auf Göppingen in dieser Saison. Allerdings nicht in Sachen neuer Heimstärke, sondern nur auf der Tribüne. Dort gibt es nun einen Stehplatz-Fan-Block – die so getaufte „Bernhard-Kempa-Kurve“. Das wirkt sich durchaus positiv auf die Stimmung in der EWS-Arena aus. An der fehlenden Unterstützung liegt es jedenfalls garantiert nicht, dass die ersten beiden Heimspiele in die Binsen gingen – 24:27 gegen die TSV Hannover-Burgdorf und 25:28 gegen die Füchse Berlin. Rechnet man das 24:31 beim THW Kiel dazu, stehen ernüchternde 0:6 Punkte zu Buche. „Wir alle haben uns das natürlich ganz anders vorgestellt“, räumt Trainer Hartmut Mayerhoffer ein.

 

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Gerade zu Saisonbeginn hatte er sich mit seinem eingespielten Team gegenüber der Konkurrenz Chancen ausgerechnet. Jetzt ist der Fehlstart perfekt. Woran’s liegt? Im Angriff fehlt es an Struktur und taktischer Disziplin, es wird zu schnell abgeschlossen, gegen Hannover setzte es zudem 16 technische Fehler. Noch bedenklicher ist der fehlende Mut, die mangelnde Emotionalität und Aggressivität, mit der die Mannschaft in die Spiele ging. In der Deckung fehlt es an der nötigen Härte.

Klartext von Bagersted

Mit der Rückkehr des in den ersten beiden Spielen verletzten Abwehrchefs Jacob Bagersted wurde es zwar etwas besser, doch er allein kann es nicht richten. „Bei uns muss sich jeder hinterfragen, ob er 100 Prozent bringt“, fordert der Däne. Das Mentalitätsproblem kann sich Christian Schöne nicht erklären: „Die Spieler schwören sich in der Kabine ein, du denkst jetzt explodieren gleich alle – und dann wirken sie auf dem Spielfeld wie gehemmt“, sagt der Sportliche Leiter.

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Schlüsselspieler wie Ivan Sliskovic und Nemanja Zelenovic sind meilenweit von ihrer Bestform entfernt. Der neue Torwart Urh Kastelic konnte noch nicht die erwünschten Impulse bringen. Und dann gibt es noch die fast schon unsägliche Personalie Srdjan Predragovic. Der Linkshänder wurde noch vor der Zeit von Coach Mayerhoffer verpflichtet, dann ausgeliehen, nun kehrte er vor der Saison zurück – ohne Perspektive. Ein neuer Verein konnte bisher nicht gefunden werden. Der 24-Jährige brummt permanent auf der Bank.

Wende in Leipzig?

Dass dies möglicherweise Auswirkungen auf die Stimmungslage in der Mannschaft habe (speziell in der Balkan-Fraktion), kann sich Schöne nicht vorstellen: „Das ist weit hergeholt. Die Stimmung im Team ist okay. Das ist nicht unser Problem.“ Er sieht vielmehr ein Erfolgserlebnis auf dem Spielfeld als die Lösung an: „Wir müssen den Bock umstoßen, um Selbstvertrauen zu bekommen.“ Am kommenden Sonntag (16 Uhr) beim SC DHfK Leipzig bietet sich die nächste Chance.