Frisch Auf Göppingen setzt auch in einer schwierigen Phase auf Kontinuität und hat den Vertrag mit Trainer Hartmut Mayerhoffer verlängert. Zumindest über den Zeitpunkt des Vertrauensbeweises wird diskutiert.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Göppingen - Handball-Bundesligist Frisch Auf Göppingen setzt auf Kontinuität: Der am Saisonende auslaufende Vertrag mit Trainer Hartmut Mayerhoffer wurde bis 2022 verlängert. „Die Zusammenarbeit klappt hervorragend, Hartmut ist genau der richtige Mann für die Zukunft“, sagte der Sportliche Leiter Christian Schöne. „Wir sind mit seiner Arbeit sehr zufrieden, vor allem mit der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit dem Umfeld und insbesondere der Mannschaft. Hartmut passt menschlich zu uns und er identifiziert sich mit dem Verein und den Zielen“, ergänzte Geschäftsführer Gerd Hofele.

 

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Dass die Führungsetage der Grün-Weißen nach den Rauswürfen von Magnus Andersson (2017) und Rolf Brack (2018) gerne längerfristig mit dem 50-Jährigen zusammenarbeiten möchte, war schon bei der Verpflichtung des Bietigheimer Aufstiegstrainers im Sommer 2018 klar. Im Laufe der Zeit verfestigte sich diese Haltung, da die Chemie untereinander auch in schwierigen Phasen stimmte. „Die Zusammenarbeit mit Mannschaft, Funktionsteam und sportlicher Leitung ist sehr gut. Und wir haben in den vergangenen eineinhalb Jahren auch viel auf den Weg gebracht“, sagte Mayerhoffer und spielte auf die zunehmende Professionalisierung rund um die Mannschaft an, zum Beispiel in Sachen Torwart-Training oder Physiotherapie.

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Das alles ändert nichts daran, dass der Zeitpunkt der Verlängerung etwas überraschend kommt und beim Großteil der Fans sogar auf Unverständnis stößt. Denn Frisch Auf hinkt den eigenen Ansprüchen (Saisonziel Platz sieben) mit derzeit 13:17 Punkten und Platz elf hinterher, der jüngste 26:21-Erfolg gegen die HSG Wetzlar war nach zuvor drei Niederlagen in Serie von enormer Bedeutung. Auch mit Blick auf Mayerhoffers sportliche Zukunft.

„Trainerdiskussion befremdlich“

„Die Trainerdiskussion von außen fand ich sehr befremdlich. Wir hatten zu keiner Sekunde Zweifel an Hartmut“, stellte Schöne klar. Dennoch dürfte auch dem Sportlichen Leiter nicht verborgen geblieben sein, dass eine Entwicklung der Mannschaft nach Platz acht in der Vorsaison derzeit bestenfalls zu erahnen ist. Wobei die nicht zufriedenstellende Zwischenbilanz auch am Verletzungspech lag. Durch den Ausfall von Schlüsselspieler Sebastian Heymann (Kreuzbandriss) und eine bisher nicht erfolgte Nachverpflichtung ist ein Engpass im linken Rückraum nach wie vor aktuell.

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Der Vertrauensvorschuss in Mayerhoffer ist in der schnelllebigen Profibranche nicht selbstverständlich. Damit geht der Verein aber auch ein Risiko ein. Der Kader für die kommende Saison steht ohnehin weitgehend: Nur hinter Ivan Sliskovic und Tim Sörensen stehen noch Fragezeichen, Kapitän Tim Kneule dürfte bleiben. Frisch Auf hätte ohne Not die vier Spiele bis zum Jahresende bei den Rhein-Neckar Löwen (8. Dezember), daheim gegen die HSG Nordhorn-Lingen (15. Dezember) und den THW Kiel (26. Dezember) sowie bei den Eulen Ludwigshafen (29. Dezember) abwarten können, um dann in der EM-Pause zu entscheiden. Denn wenn gegen die Kellerkinder Nordhorn und Ludwigshafen nicht gepunktet wird, wäre die Stimmung bei den Fans am Ende eines erfolgreichen Jahrzehnts (mit vier Europapokaltiteln) endgültig im Keller.

Sportchef Schöne ist vom kurzfristigen Erfolg überzeugt – und denkt schon weiter: „Wir setzten auf Hartmut, insbesondere um die neuen Herausforderungen im Bundesliga-Handball, die geprägt sind von Großstädten und Mäzenen, mit Selbstvertrauen anzugehen.“