Er war der einzige aktuelle deutsche Nationalspieler auf dem Feld – und der überragende Mann: Spielmacher Tim Kneule führt Frisch Auf Göppingen zum 30:23-Derby-Sieg beim TVB Stuttgart. Der Rückraumspieler äußert sich im Interview zum Saisonverlauf und zur Trainerfrage.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Stuttgart - Mit einer stark ersatzgeschwächten Mannschaft hat Handball-Bundesligist Frisch Auf Göppingen das Derby beim TVB 1898 Stuttgart vor 5930 Zuschauern in der Porsche-Arena mit 30:23 (14:12) gewonnen. Dem Team um den überragenden Spielmacher Tim Kneule (sieben Tore) gelang damit die Revanche für die 21:23-Hinspielniederlage.

 
Herr Kneule, haben Sie sich die Revanche so leicht vorgestellt?
Ich würde nicht sagen, dass uns der Sieg leicht fiel. In der 47. Minute führten wir nur mit 21:20. Wir mussten wirklich alles geben und körperlich an unsere Grenzen gehen. Aufgrund unserer vielen Ausfälle mussten fast alle bei uns 60 Minuten lang durchspielen.
Nach zwei Minuten musste auch noch Rückraumspieler Sebastian Heymann vom Feld.
Das war sehr unglücklich. Nach einem Kopftreffer drehte sich bei ihm alles. Er musste mit Verdacht auf Gehirnerschütterung in die Kabine. Wir sind danach noch enger zusammengerückt.
Warum tat sich der TVB Stuttgart so schwer?
Der Schlüssel zum Erfolg war unsere aggressive 5-1-Abwehr mit einem ganz starken Joscha Ritterbach und unserem Rückhalt Primoz Prost im Tor. Vorne haben wir das Spiel breit gemacht. Allan Damgaard und ich haben Druck gemacht und sind immer erfolgreich in die Lücken reingestoßen. Das haben wir richtig gut hinbekommen.
An diesem Sonntag (12.30 Uhr) steht in der EWS-Arena das letzte Heimspiel der Saison an.
Gegen GWD Minden müssen wir noch einmal alle Kräfte mobilisieren. Wir wollen unseren Fans einen schönen Saisonabschluss bieten.
Für Sie selbst geht es nach dem letzten Spiel am 3. Juni bei der Flensburg-Handewitt zur Nationalmannschaft.
Ja, es steht das Länderspiel in München am 6. Juni gegen Vize-Weltmeister Norwegen an. Danach die Reise nach Japan bis zum 17. Juni. Der Familienurlaub muss also noch ein bisschen warten. Aber ich habe mich natürlich riesig über die Einladung von Bundestrainer Christian Prokop gefreut. Es ist schön, dass ich mich zeigen darf und selbstverständlich werde ich alles gegen.
Die Teilnahme an der Heim-WM 2019 ist Ihr großes Ziel?
Ich hatte vor großen Turnieren immer viel Pech und war dann aus verschiedenen Gründen nicht dabei. Im eigenen Land dann für Deutschland am Ball zu sein, wäre natürlich der absolute Knaller für mich.
Wie geht es bei Frisch Auf in der neuen Saison weiter? Es heißt aufgrund von Problemen zwischen Mannschaft und medizinischer Abteilung auf der einen Seite und Trainer Rolf Brack auf der anderen Seite sei es offen, ob der Coach überhaupt weitermacht?
Rolf Brack hat einen Vertrag bis 2019. Ich habe nichts anderes gehört. Wir sind auch im Derby in Stuttgart zusammengestanden und haben auf dem Spielfeld bis aufs Blut gekämpft. Alles andere muss das Management entscheiden.