Nach der Länderspielpause geht es für Handball-Bundesligist Frisch Auf Göppingen an diesem Sonntag bei den Füchsen Berlin weiter. Trainer Rolf Brack äußert sich im Interview zur Verletzungsproblematik, den Chancen im EHF-Pokal und zwei umworbene Schlüsselspieler.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Göppingen - An diesem Sonntag (12.30 Uhr) gibt es für Frisch Auf Göppingen im Handball-Bundesligaspiel bei den Füchsen Berlin ein Wiedersehen mit Ex-Trainer Velimir Petkovic. Ein wenig steht die Partie auch schon im Zeichen der bald folgenden EHF-Pokal-Viertelfinalspiele gegen Chambery Savoie.

 
Herr Brack, wie haben Sie die Länderspielpause mit Ihrer Mannschaft genutzt?
Vor der Pause hatten wir ja ein Mammutprogramm zu bewältigen mit zuletzt vier Spielen in acht Tagen. Von daher kam uns die spielfreie Zeit gelegen, doch die Nachwirkungen des proppenvollen Terminkalenders spüren wir noch immer.
In wie fern?
Es fehlen uns aktuell vier von sieben Rückraumspielern. Daniel Fontaine kann wegen eines Kapselrisses keinen Druck aufs linke Handgelenk bekommen und fällt deshalb für die Abwehr aus. Allan Damgaard hat sich eine Wadenzerrung zugezogen. Sebastian Heymann plagt immer noch seine Fußverletzung, hinzu kommen bei Adrian Pfahl Schulterprobleme.
Tim Kneule reiste verletzt von der Nationalmannschaft ab.
Er war in einer überragenden Verfassung und hat wirklich ein Wahnsinnspech, wenn es um die Nationalmannschaft geht. Tim hat einen kleinen Muskelfaserriss am Übergang von der Hüfte zum Oberschenkel. Auch er wird in Berlin auf keinen Fall spielen. Wir werden nichts riskieren.
Auch mit Blick auf die Viertelfinalspiele im EHF-Cup am 22. und 29. April gegen Chambery Savoie Mont Blanc Handball.
Wir werden kein Pflichtspiel in irgendeiner Weise abschenken. Wir werden in Berlin vielleicht weniger ergebnisorientiert antreten, sondern vielmehr versuchen, einen anderen Abwehrauftritt hinzulegen wie im Hinspiel.
Da haben Sie mit Ihrem Team 32:38 verloren.
Genau. Wir waren viel zu passiv und sind vor Ehrfurcht erstarrt, das wollen wir natürlich diesmal verhindern. Die Füchse dürfen nicht zu einfachen Rückraumtoren kommen.
Nochmals die Nachfrage: Wie sehr stehen die Europapokalspiele jetzt schon im Fokus?
Der Einzug ins Final Four nach Magdeburg (Anm. d. Red: 19./20. Mai) ist selbstverständlich unser ganz großes Ziel. Deshalb werden wir in den Bundesligaspielen in Berlin und am darauffolgenden Donnerstag zu Hause gegen Leipzig vielleicht etwas ökonomischer spielen, mit zwei Kreisläufern zum Beispiel oder mit dem siebten Feldspieler. Schließlich dürfen auf keinen Fall weitere Ausfälle hinzukommen.
Wie erwähnt kam Tim Kneule mit einer Verletzung von der Nationalmannschaft zurück, Kresimir Kozina spielte für Kroatien, wie froh waren Sie darüber, dass Ihr Kapitän Zarko Sesum der serbischen Auswahl eine Absage erteilte?
Das war eine sehr kluge Entscheidung. Zarko ist in Angriff und Abwehr einer unserer Schlüsselspieler. Dafür hatte der für Kroatien nachnominierte Kresimir Kozina eine sehr hohe Belastung in den beiden Länderspielen. Ich bin seinem Wunsch nach Regeneration nachgekommen, er durfte zwei Trainingseinheiten pausieren.
Wie sehen Sie die Chancen gegen Chambery?
Die Mannschaft hat viel Erfahrung im internationalen Geschäft. Sie ist ausgeglichen besetzt und spielt eine sehr gute 6:0-Abwehr. Es werden zwei Spiele auf Augenhöhe, die Tagesform wird entscheiden, doch ich habe ein gutes Bauchgefühl.
Ist das Rückspiel zu Hause in der EWS-Arena ein Vorteil?
Schwer zu sagen. Ein Nachteil ist es bestimmt nicht. Doch wir wollen schon in Chambery nicht nur ein gutes Ergebnis holen, sondern dort möglichst gewinnen.
Zarko Sesum ist sich mit den Kadetten Schaffhausen über einen Wechsel ab 1. Juli 2019 einig. Die Schweizer würden ihn gerne schon früher verpflichten. Wird Ihr Kapitän schon in diesem Sommer Frisch Auf verlassen?
Es gibt meines Wissens keinen neuen Stand. Zarko hat bei uns einen Vertrag bis 2019. Also haben wir das Heft des Handels in der Hand. Ich kann mir gut vorstellen, dass er in der kommenden Saison für uns spielt, und ich wünsche mir es auch. Er ist eine echte Persönlichkeit.
Dennoch hat Frisch Auf Kontakt zum portugiesischen Nationalspieler Gilberto Duarte von Wisla Plock/Polen, an dem auch die Füchse Berlin dran sind.
(lacht). Dann hätten wir ohnehin keine Chance. Im Ernst: Mein Wunsch ist, dass Zarko Sesum bleibt.
Kresimir Kozina liegt inzwischen offiziell ein Angebot von Meshkov Brest vor. Der weißrussische Spitzenclub und Kozinas Berater sollen bei Frisch Auf wegen eines vorzeitigen Wechsels im Sommer bereits vorstellig geworden sein. Wie sehen Sie diese Personalie?
Für mich ist das kein Thema, weil auch er noch einen Vertrag für die kommende Saison hat. Auch wenn es altmodisch klingt: Verträge sind dazu da, dass sie eingehalten werden. Es gibt viele Spieler auf der Welt, die woanders mehr Geld verdienen können.
Aber unzufriedene Spieler im Kader können dem sportlichen Erfolg auch abträglich sein.

Das ist nicht von der Hand zu weisen. Doch ich baue auf die Professionalität der Spieler und die Identifikation mit Frisch Auf. Profisport ist kein Wunschkonzert, sonst würde Robert Lewandowski schon lange für Real Madrid anstatt für den FC Bayern München spielen.