Schlechte Pflege und Wartung rächen sich bei E-Bikes früher: Das sollten E-Bike-Fahrer bei ihrem Frühjahrs-Check beachten.

Bauen/Wohnen: Tomo Pavlovic (pav)

Stuttgart - Kette schmieren, Reifendruck und Bremsen prüfen, Scheinwerfer einstellen - diese Handgriffe gehören zu jedem Frühjahrs-Check. Doch ein E-Bike benötigt mehr Zuwendung - auch von Profis. Das ist zu beachten:

 

Die Reinigung

Gerade Matsch und Schmutz tragen zur Rostbildung bei, was Rahmen und Teile beschädigen kann. Je nach Nutzung sollte man ein- bis zweimal mindestens das Rad ausgiebig pflegen. Ein Hinweis: Es heißt zwar immer Frühjahrsputz, aber das E-Bike sollte lieber vor dem Einlagern gründlich geputzt werden. Der wichtigste Unterschied zum üblichen Fahrrad: Beim Putzen des E-Bikes sollte darauf geachtet werden, dass die Steckverbindungen und Kontakte nicht beschädigt werden „Von Hochdruckreinigern ist generell abzuraten“, warnt David Eisenberger vom Ziv, empfiehlt dafür lieber Handwäsche. Im Handel gibt es spezielle (und nicht immer günstige) E-Bike-Reiniger, die einem dabei helfen sollen, den Schmutz effektiver zu entfernen, ohne die elektronischen Teile und Dichtungen zu beschädigen. „Aber ein herkömmliches Spülmittel tut’s auch“, sagt David Eisenberger. „Gegebenenfalls kann man noch Rostentferner auf die Schrauben geben und den Flugrost entfernen.“

Der Antrieb

„Besondere Pflege braucht der Akku“, erklärt Thomas Geisler vom Pressedienst Fahrrad in Göttingen. „Er sollte möglichst bei Zimmertemperatur geladen werden und bei Inbetriebnahmen mindestens zehn Grad haben.“ Also: Bei kalten Temperaturen sollte man den Akku nicht am Rad behalten. Den Effekt kennt man ja auch vom eigenen Smartphone: Wenn es kalt wird, geht die Leistung schneller zurück. Außerdem nicht komplett leerfahren und regelmäßig wieder aufladen.

Die Reifen

Falls man das Rad mal nach längerer Zeit wieder aus dem Abstellraum geholt hat, sollte man auf jeden Fall den allgemeinen Zustand der Reifen überprüfen. Sind sie spröde? Erkennt man Risse? Falls ja, ist ein Tausch fällig. Im Fachhandel bekommt man den Hinweis, dass rissige Reifen nicht unbedingt auf das Alter des Materials zurückführen sind. Ausschlaggebend ist oft der Luftdruck: Wer mit zu wenig Luft unterwegs ist, riskiert, dass die Reifen durch die ständigen Walkkräfte rissig werden und aus Sicherheitsgründen ersetzt werden müssen. Wenn nach der Sichtprüfung alles okay ist, sollte man beim Aufpumpen darauf achten, dass die Empfehlungen für den Minimal- und Maximaldruck eingehalten werden. Die Angaben findet man auf der Reifenflanke. „Aber lieber am oberen Ende orientieren, da E-Bikes etwas schwerer sind als Fahrräder“, sagt Thomas Geisler vom Pressedienst Fahrrad.

Die Bremsen

Durch das etwas höhere Gewicht können die Bremsen schneller verschleißen. Bei den meisten E-Bikes sind in der Regel Scheibenbremsen verbaut, da sie die Bremskräfte besser übertragen und besser zu dosieren sind. Es gilt, dass die Bremsbeläge ungefähr 1 bis 1,5 Millimeter dick sein sollten, damit die Bremse noch richtig funktioniert. Wer die Bremsbeläge nicht selbst wechseln möchte und sich unsicher fühlt, sollte zum Fachhändler gehen.

Die Kettenpflege

Die Kettenpflege ist beim E-Bike besonders wichtig. Gerade bei Mittelmotoren wirken hohe Kräfte auf die Kette, was zu einem erhöhten Verschleiß und somit auch schnell zum Kettenriss führen kann. Regelmäßiges Reinigen und Schmieren erhöht die Lebenserwartung. Allerdings werden Riemenantriebe immer beliebter. Diese müssen nicht geschmiert werden und haben eine längere Lebensdauer.

Die Federung

Die meisten E-Bikes verfügen mittlerweile über eine Federgabel. Diese sollte auf Einsatzzweck und Gesamtgewicht eingestellt sein. Bei luftgefederten Gabeln sollte der Druck so gewählt sein, dass beim aufsitzenden Fahrer die Gabel etwa zehn bis 20 Prozent einfedert. Damit werden Unebenheiten auf der Fahrbahn besser kompensiert. Für die Einstellung am besten eine Dämpferpumpe verwenden.

Die Wartungsintervalle

Es gibt Antriebssysteme, die – ähnlich beim Auto – die nächsten Serviceintervalle nach Kilometervorgaben angeben. Der Motor und die Elektronik sollten regelmäßig, also etwa einmal im Jahr, überprüft werden. Das muss aber der Fachhändler übernehmen, der die Systeme auslesen kann. Das Thema wird in nächster Zeit sicherlich noch weiter ausgebaut werden, gerade vor dem Hintergrund der fortschreitenden Digitalisierung. Wobei David Eisenberger anmerkt: „Die Systeme sind bereits hochdigitalisiert. Große Sprünge hinsichtlich der Komplexität sind gar nicht mehr zu erwarten. Die Systemhersteller schulen den Fachhändler regelmäßig.“ Eine wichtige Variable ist die Anzahl der gefahrenen Kilometer, gerade weil man beim E-Bike jederzeit die Möglichkeit hat, die Kilometerleistung am Tacho einfach abzulesen und sich so besser an Vorgaben und Empfehlungen der Hersteller halten kann. „Ein Elektromotor hält schon mal 30 000 Kilometer“, sagt David Eisenberger.

Die Störmeldung im Display

Das kommt auf die Störung an. „Manche Störungen sind einfach zu handhaben“, sagt Thomas Geisler vom Pressedienst Fahrrad. „Wenn beispielsweise der Sensor beim Reifenwechsel verschoben wurde und nur wieder geradegerückt werden muss oder wenn ein Kabel sich gelockert hat. Deshalb sei es auch sinnvoll, das Handbuch in so einem Fall gut aufzubewahren, um bei Bedarf den Fehlercode nachzuschlagen und eventuell selbst reparieren zu können. Doch bei schwerwiegenden Problemen sollte man lieber gleich den Fachhändler aufsuchen, der vom Hersteller in der Regel im Umgang mit der Technik geschult wurde. Ganz wichtig: Der Akku ist eine sensible technische Komponente. „Deshalb bei Problemen mit dem Akku das Gehäuse selbstverständlich niemals selbst öffnen“, warnt David Eisenberger.

Vor dem Kauf

In Sachen Haltbarkeit sollte man auf ein System setzen, dass schon länger am Markt ist und sich auch schon einen Namen gemacht hat. In der Regel hatten die ersten Systeme – wie bei anderen Produkten auch – Kinderkrankheiten, die bei den großen Herstellern wie Bosch, Brose, Shimano, Yamaha, oder Panasonic mittlerweile geklärt sind. Aber es ist hier wie beim Auto: Man kann auch ein fehlerhaftes Produkt erhalten. Das sollte allerdings nicht das Hauptargument für oder gegen ein System sein. „Der Markt an E-Bikes ist mittlerweile sehr stark aufgeteilt. Es gibt unterschiedliche Motoren mit unterschiedlichen Spezifika. Deshalb sollte man sich genau überlegen, was der Einsatzzweck des Rades ist und darauf ausgerichtet das passende System suchen“, so David Eisenberger.