Der Polizei zufolge sind die Jugendschutzmaßnahmen im Eingangsbereich zwar streng, aber immer wieder kommen auch Jugendliche in die Festzelte.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Das Gesetz ist klar: Jugendliche unter 16 Jahren bekommen keinen Alkohol. Das gilt natürlich auch auf dem Wasen – auch wenn es immer wieder Einzelnen gelingt, sich in ein Festzelt reinzuschleichen. „Eigentlich kommt an unseren Sicherheitsleuten keiner vorbei“, sagt dazu der Festwirt Hans-Peter Grandl, der Einzige, der an einem Großkampftag mit einem Ansturm junger Leute, dem Realschultag der vergangenen Woche, sein Zelt schon für 16-Jährige freigegeben hat. Die Kollegen von Göckelesmaier und dem Wasenwirt-Zelt setzen das Mindestalter mit 18 Jahren fest, wenn es hoch hergeht. Die Kontrollen am Eingang sind streng, und doch hört man unter Schülern in der Stadtbahn: „Die anderen haben angerufen, die 15-Jährigen sind drin.“

 

Gewitzte Fälscher

„Das darf eigentlich nicht passieren“, sagt Grandl. Er weise seine Sicherheitsleute klar an, immer nach dem Ausweis zu fragen. Bier und Wein ab 16 Jahre, Hochprozentiges erst ab 18. „Auch an der Bar wird jedes Mal nachgefragt.“ Gegen ganz gewitzte Ausweisfälscher unter den Jugendlichen sind die Mitarbeiter freilich machtlos. „Dabei schicke ich immer sogar noch extra Lockvögel los, um die Kontrollen zu testen“, so Grandl. Azubis der Stadtverwaltung, auf älter geschminkt, fungieren als Testkäufer, „und sie fliegen immer auf“. Damit haben seine Mitarbeiter den „Test“ bestanden, sagt Hans-Peter Grandl.

Die Polizei kann bestätigen, dass die Einlasskontrollen streng sind. „Wir haben in diesem Jahr mehr Anzeigen wegen gefälschter Ausweise als sonst“, sagt der Chef der Wasenwache, Polizeioberrat Thomas Engelhardt. „Das zeigt, dass strenger kontrolliert wird“, meint er. Nach dem bisherigen Stand, rechnet er hoch, werden es bis Ende des Frühlingsfests wohl an die 300 Verstöße sein – eine Zunahme um schätzungsweise 20 Prozent. „Das ist eine Straftat, kein Kavaliersdelikt“, sagt Engelhardt – was Jugendlichen oft nicht klar sei, wenn sie auf dem Schülerausweis das Geburtsdatum ändern oder mit dem Dokument des älteren Bruders zu tricksen versuchen.

Polizei ist hoffnungsvoll

Von mehreren Stellen ist zu hören, dass der Alkoholkonsum der Jugendlichen in den Zelten auf dem Wasen sich in Grenzen halte. „Wir hoffen, dass das ein Zeichen ist, dass unsere Präventionsarbeit Früchte trägt“, sagt der Polizeihauptkommissar Alfred Fisel vom Revier Bad Cannstatt. Zusammen mit der Bundespolizei klärt die Stuttgarter Polizei am Bahnhof seit mehreren Jahren über die Folgen des übermäßigen Alkoholkonsums auf. „Unsere Streifen in den Zügen sind außerdem verstärkt“, sagt Michael Glöckler, der bei der Bundespolizei für die Prävention zuständig ist. Wolfgang Riesch von der Evangelischen Gesellschaft (Eva), der am Realschultag als Streetworker unterwegs war, stellt fest, dass Jugendliche zwar viel trinken, „aber es ist nicht mehr so schlimm wie vor ein paar Jahren“. Lobenswert findet er es, dass Kumpels Verantwortung übernähmen und sich kümmerten, wenn es Freunden schlecht gehe.

Unbedenklich ist aber noch lange nicht, was passiert, wenn junge Leute zu viel trinken. Am langen Wochenende vor dem ersten Mai musste das Jugendamt in 20 Fällen die Eltern alarmieren, damit sie ihre Kinder abholen. Am Realschultag schritt die Behörde 47-mal ein zum Schutz unter 18-Jähriger, die betrunken oder – seltener – in Straftaten verwickelt waren.

Auch wenn die Kontrollen besser greifen und die Jugendlichen offenbar zurückhaltender geworden sind, sind nicht alle Wirte auf dem Frühlingsfest der Meinung, dass ein Bierzelt der richtige Ort für junge Menschen ist. „Sie können gerne auf dem Frühlingsfest feiern – aber an Tagen, an denen es hoch hergeht, bleib ich dabei, dass mein Zelt erst ab 18 Jahren zugänglich ist“, sagt Karl Maier, der Betreiber des Göckelesmaier-Zelts.