Die sogenannte Zeckenimpfung schützt vor Krankheiten wie Hirnhautentzündungen, die durch Zecken übertragen werden. Doch wann und wie oft sollte man sich impfen lassen, welche Nebenwirkungen kann es geben und welche Kosten entstehen? Alle Infos im Text.

Katrin Jokic

Sommerzeit ist auch Zeckenzeit. Zwar sind die kleinen Spinnentiere vor allem bei gemäßigten Temperaturen im Frühjahr und Herbst aktiv, doch da wir Menschen uns im Sommer besonders häufig in der Natur aufhalten, steigt auch das Risiko, von einer Zecke gebissen zu werden. Das kann zum Problem werden, denn Zecken können verschiedene Infektionskrankheiten auf den Menschen übertragen, zum Beispiel Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis – kurz FSME.

 

Doch gegen letzteres können Sie sich impfen lassen. Das ist vor allem angeraten, wenn Sie sich viel draußen aufhalten, beispielsweise gerne wandern, Rad fahren sowie mit Kindern oder Hunden draußen spielen.

Was ist FSME und wie hilft die Impfung dagegen?

Bei FSME handelt es sich um eine Gehirn-, Hirnhaut- oder Rückenmarkentzündung, die durch Viren ausgelöst wird. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gibt es in Deutschland bis zu 700 Fälle jährlich; besonders häufig betroffen sind Erwachsene ab 40 Jahren.

Fast immer wieder FSME dabei durch einen Zeckenbiss übertragen, sehr selten ist auch der Genuss von Kuh-, Ziegen- oder Schafsrohmilch Schuld. Die Krankheit wird nicht von Mensch zu Mensch übertragen.

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis äußert sich ein bis zwei Wochen nach dem Zeckenbiss durch grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopfschmerz, Übelkeit und Schwindel. Oft bleibt es dabei und die Krankheit ist nach wenigen Tagen überstanden. Manchmal kommt es jedoch zu einer Beteiligung des zentralen Nervensystems und das Gehirn, die Hirnhäute oder das Rückenmark entzünden sich. Hohes Fieber, starke Kopfschmerzen und Erbrechen deuten auf solch einen Krankheitsverlauf hin, zum Teil kommt es zu Lähmungen, Bewusstseins- oder Bewegungsstörungen. Etwa 1 % der Betroffenen stirbt daran, bei anderen bleiben langanhaltende oder dauerhafte Schäden zurück.

FSME kann nicht ursächlich behandelt werden, Medikamente helfen lediglich gegen Symptome wie Fieber und Kopfschmerzen. Deswegen ist die FSME-Impfung ein sinnvoller Schutz. Sie wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen, insbesondere, wenn Sie in einem FSME-Risikogebiet wohnen oder sich dort aufhalten.

Wie und wie oft wird die FSME-Impfung durchgeführt?

Für die Grundimmunisierung sind drei Impfungen erforderlich. Ein bis drei Monate nach der ersten Impfung erfolgte die zweite. Je nach verwendetem Impfstoff gilt dann ein Abstand von 5 bzw. von 9 bis 12 Monaten zur dritten Impfung einzuhalten.

Bereits 14 Tage nach der zweiten Impfung besteht ein Schutz von 90 % für die laufende Saison, das heißt, mit der Grundimmunisierung sollte zwischen Januar und März begonnen werden. Mit der dritten Impfung verlängert sich der Schutz dann über die laufende Saison hinaus.

Auffrischung der FSME-Impfung

Die erste Auffrischung der FSME-Impfung wird nach etwa 3 Jahren empfohlen. Nachfolgende Impfungen können dann etwa alle 5 Jahren durchgeführt werden. Für Personen ab 50 bzw. 60 Jahren (je nach verwendetem Impfstoff) sollte die Impfung alle 3 Jahre aufgefrischt werden.

Nebenwirkungen der FSME-Impfung

Wie alle Impfungen, kann es auch bei der FSME-Impfung zu Nebenwirkungen und Impfreaktionen kommen. Besonders häufig sind dabei Schmerzen im Arm sowie Rötungen und Schwellungen der Einstichstelle.

Auch grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen können in den ersten Tagen nach der FSME-Impfung auftreten. Die Beschwerden sind ein Zeichen dafür, dass der Körper auf den Impfstoff reagiert und das Immunsystem aktiviert wird.

In der Regel treten die Beschwerden vor allem nach der ersten Impfung auf und klingen innerhalb weniger Tage von alleine wieder ab. Wenn Sie starke oder anhaltende Schmerzen haben, wenden Sie sich an einen Arzt.

Die BZgA weist daraufhin, dass Sie bei einer schweren Allergie gegen Hühnereiweiß vor der Impfung mit Ihrem Arzt sprechen sollten, um Nutzen und Risiken abzuwägen.

FSME-Impfung für Kinder: Ab wann ist der Schutz sinnvoll?

Bereits die Kleinsten sind gerne und oft in der Natur unterwegs und dabei vielleicht nicht so umsichtig wie manch Erwachsener. Macht eine FSME-Impfung für Kinder Sinn? Prinzipiell können Kinder ab dem 1. Geburtstag gegen FSME geimpft werden, allerdings verläuft eine Infektion bei Jüngeren meist milde und ohne Komplikationen. Sprechen Sie daher mit dem Arzt bzw. der Ärztin, wie sinnvoll eine FSME-Impfung für Ihr Kind tatsächlich ist.

In den meisten Fällen ist es wahrscheinlich sinnvoller, die Kinder durch lange Kleidung zu schützen, sie nach dem Spielen in der Natur sorgfältig auf Zecken abzusuchen und diese so schnell wie möglich zu entfernen.

Kosten einer FSME-Impfung

Prinzipiell kann die Zeckenimpfung in eine von 3 Kategorien eingeteilt werden:

  1. Indikationsimpfung: Für Menschen, die in einem FSME-Risikogebiet leben, übernimmt die gesetzliche Krankenkasse in der Regel die Kosten für die Impfung.
  2. Anspruch verschiedener Berufsgruppen: Manche Berufsgruppen, wie Förster oder Landwirte, haben ein erhöhtes Risiko, mit Zecken in Berührung zu kommen. Hier übernimmt in der Regel der Arbeitgeber die Kosten der Impfung.
  3. Reiseschutzimpfung: Wer in einem Risikogebiet Urlaub macht, sollte über eine Zeckenimpfung nachdenken – und entweder rechtzeitig mit dem Impfen beginnen oder auf spezielle Schnellimmunisierungen zurückgreifen. Manche Krankenkassen übernehmen die Kosten für Reiseschutzimpfungen ganz oder teilweise, bei anderen müssen Sie die Kosten selbst tragen. Sie können dann mit etwa 30 Euro pro Impfdosis rechnen.

Dritte Impfung oder Auffrischung vergessen – Was tun?

Zwischen der zweiten und der dritten Impfdosis liegt ein Abstand von einem Jahr – das kann schnell mal vergessen werden. Auch die Auffrischung nach drei bis fünf Jahren gerät oft in Vergessenheit. Gerade jetzt, da sich viele gegen COVID-19 impfen lassen, wirft der ein oder andere nach Jahren mal wieder einen Blick in den Impfpass und stellt fest: Die FSME-Impfung ist unvollständig oder wurde lange nicht mehr aufgefrischt. Was tun?

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Laut RKI sollten die Impfabstände für einen sicheren Impfschutz eingehalten werden, vor allem bei der Grundimmunisierung. Allerdings wird ja bereits nach der zweiten Impfung ein Schutz von etwa 90 % erreicht, sodass bei Vergessen des dritten Termins, dieser einfach so bald wie möglich nachgeholt werden sollte. Warten Sie nicht noch länger und sprechen Sie Ihren Arzt auf das weitere Vorgehen an.

Wenn Ihre Grundimmunisierung vollständig ist und Sie lediglich die Auffrischung vergessen haben, gibt es weniger Grund zur Sorge: Nach 5 bis 10 Jahren ist der Impfschutz noch immer gut bis sehr gut. Auch hier gilt: Fragen Sie Ihren Arzt nach dem weiteren Vorgehen. Wahrscheinlich wird die Auffrischung einfach so schnell wie möglich nachgeholt, eine erneute Grundimmunisierung sollte nicht erforderlich sein.

Ist die FSME-Impfung nach einem Zeckenbiss noch sinnvoll?

Leider kann eine FSME-Impfung, die sofort nach einem Zeckenstich gegeben wird, wahrscheinlich keine mögliche Infektion verhindern. Denn einerseits wird ein sicherer Schutz erst nach zwei Teilimpfungen erreicht, andererseits werden die schützenden Antikörper erst 7 bis 14 Tage nach der Impfung gebildet.

Wenn Sie bereits eine Impfung gegen FSME erhalten haben und dann von einer Zecke gestochen werden, wird der Schutz durch eine schnelle, zweite Impfung möglicherweise eher erreicht, laut RKI steht jedoch der Beweis für eine Schutzwirkung in solch einem Fall aus. Durch die Impfung nach dem Zeckenbiss kann es außerdem erschwert werden, FSME sicher serologisch zu diagnostizieren. Sprechen Sie also so bald wie möglich mit Ihrem Arzt über Nutzen und Risiko einer nachträglichen Impfung.

Wenn Sie sich bereits nachgewiesen mit FSME infiziert haben, sind Sie wahrscheinlich mehrere Jahre immun. Dabei ist wichtig, dass FSME durch mehrere Tests zweifelsfrei bestätigt wird. Drei bis fünf Jahre nach der Infektion kann der Immunschutz durch eine Impfung aufgefrischt werden.

Risikogebiet: Wo eine Zeckenimpfung sinnvoll ist

Vor allem in Süddeutschland ist das Risiko einer Ansteckung mit FSME durch Zecken hoch. Das heißt, eine FSME-Impfung ist vor allem in Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen sowie im südlichen Thüringen sinnvoll. Weitere Risikogebiete in Deutschland sind außerdem:

  • Landkreis Marburg-Biedenkopf (Hessen)
  • Fulda (Hessen)
  • Emsland (Niedersachsen)
  • Birkenfeld (Rheinland-Pfalz)
  • Saar-Pfalz-Kreis (Saarland)
  • Dessau-Roßlau (Sachsen-Anhalt)
  • Weimarer Land (Thüringen)

Auch in zahlreichen anderen europäischen Ländern treten FSME-Infektionen auf. Risikogebiete befinden sich in Albanien, Bosnien, Bulgarien, Dänemark, Estland, Finnland, Griechenland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Norwegen, Österreich, Polen, Rumänien, Russland, Schweden, der Schweiz, Serbien, der Slowakei, Slowenien, Tschechien, Türkei, Ukraine, Ungarn und Weißrussland. Mehr Informationen über die Verbreitung sowie Empfehlungen zu Reiseimpfungen erhalten Sie bei der Ständigen Impfkommission.

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