Wildtiere Ein kranker Fuchs streift durchs Wohngebiet

Ein Bewohner des Gebiets beim Stuttgarter Waldfriedhof hat auf der Terrasse einen Fuchs gesehen, der durch die Fuchsräude stark gezeichnet war. Er macht sich Sorgen. Bedeutet das Wildtier eine Gefahr für die Gesundheit von Haustieren?
Degerloch - Hans-Peter Koschitzky ist ein großer Naturliebhaber und Tierfreund. Gleich zweimal hat er an den Ostertagen im Umfeld seines Hauses nahe dem Waldfriedhof einen Fuchs beobachtet, der wohl an der Fuchsräude erkrankt ist. Das macht ihm Sorgen. Zuerst hatte er das Tier auf einem Nachbargrundstück gesehen und sich über dessen Auftauchen gefreut. „Ich habe mir gedacht: klasse, ein Fuchs“, beschreibt Koschitzky seinen ersten Impuls. Dann sei ihm aufgefallen, das sich der Fuchs im Kreis drehte, bevor er sich in die wärmende Sonne legte. Dabei sah er, dass das Tier im hinteren Bereich seines Körpers nur wenig Fell hatte. Der Versuch, den Fuchs zu fotografieren, scheiterte aber zunächst.
Zweite Begegnung mit dem Fuchs am Ostermontag
Nur zwei Tage später sah Koschitzky das Tier zum zweiten Mal. Diesmal auf der Terrasse des eigenen Hauses. „Ich dachte zuerst, da rennt eine hellbraune Katze herum“, berichtet Koschitzky von seiner Fuchs-Sichtung am Ostermontag. „Er ging ums Haus und den Wintergarten bis zur Terrasse“, schildert Koschitzky den Weg des Tieres, das sich „nur langsam und mühsam bewegt“ habe. Dabei habe es sein rechtes hinteres Bein so bewegt, als ob es verletzt sei. Auf der Terrasse, wo Familie Koschitzky Futterplätze für Vögel und Eichhörnchen hat, habe das Tier dann versucht, Futterreste zu ergattern, bevor es sich wieder davon machte. „Ich habe erst spät erkannt, dass es sich um einen Fuchs handelt“, sagt Koschitzky. Vom sonst so charakteristisch-buschigen Fuchsschwanz war nichts mehr zu sehen. Auch war der Großteil des Fells vom Hinterteil des Fuchses verschwunden – „er hatte rote, blutige Flecken – das Tier sah einfach jämmerlich aus“, so Koschitzky, der das Tier diesmal mit dem Handy fotografierte.
Über seine Beobachtung hat Koschitzky nach Ostern das zuständige Veterinäramt der Stadt informiert und diesem auch Bilder des gezeichneten Tieres gesendet. Dies auch, weil er befürchtete, dass durch mögliche Parasiten oder Krankheitserreger Haustiere der Nachbarn erkranken könnten. Die Gefahr einer Übertragung der Fuchs- oder Sarcoptes-Räude, wie die Krankheit wissenschaftlich heißt, sei nur gegeben, wenn es „einen engen Kontakt zu erkrankten Tieren“ gebe, erklärt Anna Laukner vom Veterinäramt der Landeshauptstadt. Die für das Leiden des Tieres verantwortliche Grabmilbe Sarcoptes scabiei gehe nur direkt von einem Wirtstier zum anderen über, erklärt sie. Für Haustiere bestehe daher kaum Gefahr.
Jäger versuchen, erkrankte Tiere zu schießen
Die Fuchsräude führt bei den befallenen Tieren oft zum Tod. Im Regierungspräsidium Stuttgart wurden 22 von 50 anlassbezogen pathologisch-anatomisch untersuchten Tieren im Jahr 2019 mit einer solchen Erkrankung gezählt. Drei der erkrankten Tiere, die von dem in Fellbach ansässigen Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart (CVUA) untersucht worden waren, stammten dabei aus dem Großraum Stuttgart.
„Im Süden des Landes sind Füchse von der Fuchsräude eher betroffen“, weiß Laukner. Sie hält aber auch in Stuttgart und Umgebung steigende Zahlen für möglich: „Die Fuchspopulation bei uns nimmt zumindest gefühlt zu“, sagt die Fachtierärztin für öffentliches Veterinärwesen.
Eine zunehmende Zahl an Füchsen hat auch Wolfgang Hinderer aus Aichtal beobachtet. Der Hegeringleiter Filder der Jägervereinigung Esslingen erklärt, dass die Jäger daher versuchten, kranke Tiere zu schießen. „Aber Füchse, die so krank sind, dass die Räude stark sichtbar ist, verkriechen sich oft“, sagt der Jäger. Auf den Fildern sei die Fuchsräude bislang kein großes Problem. Maßgeblich für die Ausbreitung sei auch die Größe der Fuchspopulation. Die Jäger bemühten sich daher, diese auf ein gesundes Maß zu beschränken.
Info: eine Milbe bringt den Tieren großes Leid
Die Fuchsräude ist eine weit verbreitete parasitäre Hauterkrankung bei Säugetieren. Vor allem der Fuchs ist bei Wildtieren betroffen. Die Sarcoptesmilbe, deren Weibchen sich in die Oberhaut bohren und dort Kot und Eier ablegen, verursacht die Räude. Infolgedessen entstehen heftig juckende Bläschen und Pusteln. Kratzt sich das Tier, kommt es zu Kratzwunden; das Fell fällt aus, einzelne Körperteile sind teils nackt. Oft sterben die Tiere dann.
Hilfe: Wer ein an Räude erkranktes Wildtier sieht, sollte den Tiernotdienst informieren, um dem Tier ein langes Leiden zu ersparen. In Stuttgart ist dieser unter Telefon 07 11/21 69 19 00 täglich von 6 bis 22 Uhr erreichbar.
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