Der Vorstand der IG Metall nominiert Jörg Hofmann als künftigen Vorsitzenden. Christiane Benner soll im Oktober dessen Vize werden. Die 47-Jährige hat nun Chancen, später zur Chefin aufzurücken – eine Zeitenwende für die Traditionsgewerkschaft.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Wenn es um Geschlechtergerechtigkeit bei politischen Beschlüssen und im Lager der Wirtschaft geht, lässt es die IG Metall an harschen Worten nicht fehlen. Immer wieder wird die Benachteiligung von Frauen beim Einkommen und bei der Postenvergabe moniert. Im eigenen Laden hingegen hatten diese lange das Nachsehen, vor allem auf den Führungsebenen. Dies soll sich ändern: Nach dem Vorstandsbeschluss von Dienstag soll Jörg Hofmann den scheidenden Vorsitzenden Detlef Wetzel beerben. Und Christiane Benner wurde als neue Vize der IG Metall nominiert. Die endgültige Wahl erfolgt auf dem Gewerkschaftstag vom 18. bis 24. Oktober in Frankfurt.

 

Benner ist 47, Hofmann 59 – folglich dürfte die IT-Fachfrau dem Stuttgarter Tarifexperten nach den ungeschriebenen IG-Metall-Gesetzen in einigen Jahren als Vorsitzende nachfolgen. Eine Frau an der Spitze käme wohl für viele in der Arbeiterwelt mit ihren traditionellen Denkstrukturen einem Kulturbruch gleich. Also wurde der sanfte Übergang noch vom damaligen Vorsitzenden Berthold Huber angestoßen.

Nicht einmal jedes fünfte Mitglied ist weiblich

Auch an der Basis macht sich die IG Metall auf den Weg: 402 850 (17,8 Prozent) von 2,3 Millionen Mitgliedern sind weiblich. Im Bezirk Baden-Württemberg beträgt der Anteil 18,6 Prozent (79 500, Stand Ende 2014). Besser sieht es bei den Angestellten aus, wo Frauen mehr als 30 Prozent ausmachen. Die Belegschaften allerdings sind im Durchschnitt zu 20,7 Prozent weiblich. Demnach „ist da noch Luft nach oben“, wie Christiane Benner jüngst bekannt hat.

Auch andere Gewerkschaften wie die IG Bau oder die IG Bergbau-Chemie-Energie werden bisher ohne große Diskussion von Männern dominiert, wohingegen die Nahrungsgewerkschaft NGG und die Bildungsorganisation GEW von Frauen angeführt werden. Verdi kann auf diesem Terrain ebenso Fortschritte vorweisen: Dort sind wegen der vielen Dienstleistungsberufe gut die Hälfte von zwei Millionen Mitgliedern weiblich. Nach der noch folgenden, letzten Amtszeit des Vorsitzenden Frank Bsirske ist dort allemal eine Chefin fällig.