Was 2015 in Ludwigsburg noch undenkbar schien, stößt nun auf große Akzeptanz – im Namen der Gesundheitsvorsorge wird Tempo 40 auch auf der Bundesstraße 27 vom Schloss bis hinter die Friedenskirche verordnet.

Ludwigsburg - Die Autofahrer müssen sich in Ludwigsburg auf Veränderungen einstellen: Vom 1. Juli an gilt an der etwa zwei Kilometer langen Achse der Stuttgarter Straße zwischen Heilbronner Torhaus und Stadtausgang Süd Tempo 40. Schon seit Mitte Juni darf auch der Verkehr über die Friedrichstraße zwischen der Keplerbrücke und dem Ortsende in Richtung Remseck nur noch gebremst fahren. Das hat der Mobilitätsausschuss des Gemeinderats so beschlossen.

 

Angst vor Fahrverbot

Diese und weitere Tempobeschränkungen wollte die Stadt schon einmal 2015 durchsetzen. Im Rahmen eines Lärmaktionsplans hatte die Verwaltung zu diesen Maßnahmen geraten. Doch damals wurde nahezu nichts davon umgesetzt. Inzwischen habe es zwar keine Gesetzes-, sehr wohl aber eine Bewusstseinsveränderung gegeben, sagt Bürgermeister Michael Ilk. Denn nun wurde die Tempobeschränkung für das lange Teilstück der Bundesstraße 27 (Stuttgarter Straße) sogar vom Regierungspräsidium Stuttgart angeordnet.

In der offiziellen Begründung dafür ist vor allem davon die Rede, dass man für die etwa 1000 Anwohner entlang dieser Strecke den Lärmpegel senken wolle. „Uns kommt das natürlich sehr gelegen“, sagt Ilk. Denn bekanntlich ist das Risiko eines Fahrverbots noch immer nicht vom Tisch. Über die Klage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) gegen die Stadt Ludwigsburg ist noch nicht abschließend entschieden worden. Insofern sind diese neuen Tempo-Limits auch als Maßnahmen zu betrachten, mit denen ein generelles Fahrverbot abgewendet werden soll.

Filtersäulen kommen doch nicht

Zu weiteren Maßnahmen in diesem Zusammenhang gehören unter anderen die Einrichtung von Busspuren auf der Schloss- und der Schorndorfer Straße, die Erhöhung der Gebühren für das Parken in der Oststadt sowie die Einführung einer Parkraumbewirtschaftung in der West- und der Südstadt, die voraussichtlich im April 2021 starten soll.

Von dem 2019 gefassten Plan, zur Luftreinigung auf der Friedrichstraße auf einem Abschnitt von 280 Metern rund um die Messstelle 23 Filtersäulen der Firma Mann + Hummel zu installieren, sei man abgekommen, sagt Ilk. Zumal die Messstelle abgebaut werde. „Inzwischen werden bei uns die Luftschadstoffe über mehrere sogenannte Passivsammler gemessen, die über die Stadt verteilt sind“, sagt der Bürgermeister. „Die Friedrichstraße ist nicht mehr unser einziger Hotspot.“

Großbaustelle Schwieberdinger Straße

Überall aber seien zuletzt nur noch Werte unter der kritischen Marke von 40 Mikrogramm Stickoxide pro Kubikmeter gemessen worden. „Ich weiß nicht, auf welcher Grundlage über die DUH-Klage entschieden werden soll“, sagt Ilk. Die eine umstrittene Messstelle an der Friedrichstraße gibt es nicht mehr, und Anfang August beginnen die Stadtwerke mit der Sanierung der nördlichen Fahrbahnen von Schwieberdinger- und Friedrichstraße zwischen MHP-Arena und Kreuzung mit der Stuttgarter Straße.

Damit sei der Verkehr auf dieser Strecke mindestens bis Frühjahr 2021 stark eingeschränkt. Für das laufende Jahr werde es deshalb wohl keine juristisch belastbaren Messwerte geben, meint Ilk.