Die Fusion der Autokonzerne PSA und Fiat Chrysler soll den viertgrößten Autokonzern der Welt schaffen. Das könnte bei der PSA-Tochter Opel zu neuen Kürzungen führen.

Frankfurt - Nach dem gescheiterten Anlauf zu einer Fusion mit der französischen Renault-Gruppe sucht die italienisch-amerikanische Fiat-Chrysler-Gruppe (FCA) nun den erneuten Kontakt zum Renault-Konkurrenten PSA. „Es gibt laufende Diskussionen, die darauf abzielen, eine der führenden Mobilitätsgruppen der Welt zu schaffen“, war die knappe Bestätigung, die beide Konzerne am Mittwoch herausgaben. Gleichzeitig wurde offiziell betont, dass man ja erst am Anfang sei – in der Branche jedoch geht man davon aus, dass es schon bald konkrete Fortschritte geben wird.

 

Die Nachricht sorgte an den Börsen für Begeisterung, da eine weitere Konsolidierung in der Branche angesichts hoher Forschungskosten für die Entwicklung von Elektromodellen und autonomem Fahren ohnehin unausweichlich ist. Vor allem Fiat hat auf diesem Gebiet erheblichen Nachholbedarf. Am Mittwoch schnellten PSA-Papiere in Paris um 8,6 Prozent auf Kurse um die 27 Euro und erreichten damit ihren höchsten Stand seit dem Jahr 2008. Parallel kletterten die FCA-Aktien in Mailand um mehr als zehn Prozent.

Volkswagen ist der Branchenführer

Durch einen Zusammenschluss entstünde der viertgrößte Autokonzern der Welt mit rund 8,9 Millionen produzierten Autos und mehr als 400 000 Mitarbeitern weltweit. Zum Vergleich: Branchenführer Volkswagen setzte im vergangenen Jahr fast elf Millionen Autos ab und erzielte mit 650 000 Beschäftigten einen Umsatz von knapp 236 Milliarden Euro. Der italienisch-amerikanische FCA-Konzern brachte es 2018 auf einen Absatz von gut 4,8 Millionen Fahrzeugen und 115 Milliarden Euro Umsatz. PSA machte im selben Jahr bei 4,1 Millionen verkauften Neuwagen 74 Milliarden Euro Umsatz.

PSA beschäftigt jedoch mehr Personal als die Fiat-Chrysler-Gruppe, so dass Branchenexperten davon ausgehen, dass bei einer Fusion vor allem die Franzosen zu einem Stellenabbau gezwungen wären. PSA-Chef Carlos Tavares, der nach Medienberichten auch die Führung eines gemeinsamen Konzerns übernehmen könnte, ist jedoch dafür bekannt, dass er mit harter Hand sanieren kann. Betreffen würde dies vermutlich auch die 2017 von PSA übernommene deutsche Tochtergesellschaft Opel, die derzeit noch gut 30 000 Menschen beschäftigt, die Hälfte davon in Deutschland.

FCA ist in den USA erfolgreich

Zwar habe auch Fiat große Überkapazitäten, die aber angesichts starker Gewerkschaften schwer abzubauen seien, sagte der Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des CAR-Instituts an der Universität Duisburg-Essen. Die italienische Metallgewerkschaft forderte, es dürften keine Stellen gestrichen werden. Die IG Metall wollte sich zu den Interessen der deutschen PSA-Tochter Opel vorerst nicht äußern.

In der Branche wird immer wieder auf Schwächen von Fiat-Chrysler hingewiesen. FCA hatte unter der Führung des mittlerweile verstorbenen Konzernchefs Sergio Marchionne auf große Investitionen in Elektroantriebe verzichtet. Derzeit ist der Konzern vor allem mit großen Spritschluckern der Marken Jeep und Ram in den USA erfolgreich. Das hilft in Europa aber nicht beim Einhalten von CO2-Zielen ab 2021. In Europa verliert der Konzern Marktanteile und fuhr zuletzt nur haarscharf an einem operativen Verlust vorbei.

Für PSA böte eine Fusion unter anderem den Vorteil, wieder in den USA vertreten zu sein. Auch dort sind Elektrofahrzeuge, wie sie etwa von Opel, der ehemaligen Tochter des US-Konzerns General Motors, entwickelt werden, neben den weit verbreiteten Hybridmodellen asiatischer Hersteller durchaus stark im Kommen. FCA hat hingegen eine starke Marktposition mit Chrysler, Dodge und Jeep.

Schneller Fortschritt möglich

Großaktionäre von PSA sind mit jeweils gut zwölf Prozent die Familie Peugeot sowie der chinesische und der französische Staat. Bei Fiat – beherrscht von der Agnelli-Familie – dürfte auch die amerikanische Regierung ein Auge darauf haben, wer über den US-Hersteller Chrysler zu bestimmen hat. Für einen schnellen Fortschritt spricht, dass die beiden Partner bereits seit vielen Jahren auf dem Gebiet der Nutzfahrzeuge zusammenarbeiten. Zudem hatten beide bereits Anfang des Jahres über eine mögliche Fusion gesprochen.