Der Linde-Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Reitzle ist auf dem besten Weg, sich durch die anvisierte Fusion von Linde mit dem US-Konkurrenten Praxair seinen Ruf zu ruinieren, kommentiert Thomas Magenheim.

München - Wolfgang Reitzle war schon immer ein ehrgeiziger Macher hart an der Grenze zwischen ausgeprägtem Selbstbewusstsein und überbordender Arroganz. Zwei Jahre nach seinem Ausscheiden als Linde-Vorstandschef wurde er 2016 Oberaufseher bei Linde und begann seinen Plan umzusetzen, Linde wieder zum Weltmarktführer zu machen, nachdem Reitzles Nachfolger Büchele die Weltmarktführung verspielt hatte. Büchele wurde demontiert, aus dem Aufsichtsrat heraus eine Fusion mit dem US-Rivalen Praxair eingefädelt, die Linde wieder zum Weltmarktführer machen soll. Das Vorhaben scheiterte im Dezember 2016 grandios.

 

Einer wie Reitzle lässt aber nicht locker. Die Fusion mit Praxair soll nun im zweiten Anlauf glücken. Wieder gibt es Gegenwind. Er kommt von allen Seiten. Von der Politik über alle Parteigrenzen hinweg. Vom eigenen Personal und Gewerkschaften.

Reitzle will sein Lebenswerk krönen

Reitzle ficht das nicht an. Er will fusionieren und ist möglicherweise der Ansicht, damit sein Lebenswerk zu krönen. Im Erfolgsfall würde ihm das zudem das Amt eines Verwaltungsratspräsidenten des fusionierten Gesamtkonzerns einbringen. Linde würde dann zwar dem Namen nach noch Linde heißen, wäre im Kern aber ein US-Konzern. Dessen Präsidentenamt birgt viel mehr Macht als das eines deutschen Aufsichtsratschefs und es ist besser bezahlt. Was Reitzle derzeit wirklich macht, ist, seinen Ruf zu ruinieren, den Geist des deutschen Mitbestimmungsrechts mit Füßen zu treten und Linde gegen den erklärten Willen seiner Belegschaft ohne Not in eine Fusion zu zwingen, die unter diesen Vorzeichen nicht funktionieren kann.