Der Bonner Konzern hofft, dass er die US-Tochter T-Mobile unter Auflagen an AT&T veräußern darf. Eine Alternative dazu gebe es nicht.  

Bonn - Die Deutsche Telekom wolle ihre ganze Energie darauf verwenden, den Verkauf ihrer amerikanischen Mobilfunktochter doch über die Bühne zu bringen. Die Regierung von US-Präsident Barack Obama hatte die 39 Milliarden Dollar schwere Fusion zuvor mit ihrem Einspruch ins Wanken gebracht. Die Telekom und die Bundesregierung - mit 32 Prozent größter Aktionäre des Bonner Konzerns - hoffen nun auf eine Verhandlungslösung. "Das ist kein Aus. Die Fusion könnte mit Auflagen genehmigt werden", sagte ein Telekom-Sprecher.

 

Daran arbeite der Konzern zusammen mit AT&T mit aller Kraft. Alternativen für das vor zehn Jahren für 40 Milliarden Euro übernommene US-Geschäft gebe es nicht. "Es gibt keinen Plan B", betonte er. Auch der Bund hält den Deal offensichtlich noch nicht für geplatzt. "Der Verkaufsprozess steht am Beginn, nicht am Ende", erfuhr Reuters aus Regierungskreisen. "Am Rande gibt es Gespräche zwischen dem US-Justizministerium und den Firmen, die zu Modifikationen in der Transaktion führen könnten.

Das US-Justizministerium hatte am Mittwoch Klage gegen die Fusion der Nummer zwei und vier auf dem Mobilfunkmarkt eingereicht. Die Transaktion berge die Gefahr, dass mehrere zehn Millionen Bürger im ganzen Land weniger Auswahl hätten und höhere Mobilfunk-Preise zahlen müssten, sagte US-Vize-Justizminister James Cole. Die Klage ist für die Telekom ein schwerer Schlag, da das Ministerium zusammen mit der Regulierungsbehörde FCC grünes Licht für den Deal geben muss. Die FCC erklärte, noch keine Entscheidung getroffen zu haben. Allerdings habe die FCC noch nie eine bedeutende Fusion genehmigt, die vom US-Justizministerium angefochten worden sei. Zunächst wollen der AT&T-Konzern (Dallas) und die Telekom selbst ihre Anwälte in Gang setzen. "Wir werden zusammen mit AT&T für die geplante Transaktion auch vor Gericht eintreten", erklärte die Telekom.

Verkaufspläne ließen die Aktien nach oben schnellen

Der Verkauf sei im besten Interesse für die Mobilfunkkunden in den USA, heißt es in Bonn, weil der Käufer AT&T versprochen habe, anschließend 97 Prozent der Kunden die bisher schnellste Mobilfunktechnik LTE anzubieten. Das komme nicht zustande, wenn der Verkauf platze. Die Telekom hofft, unter anderem mit diesem Argument die Bedenken der Wettbewerbshüter im amerikanischen Justizministerium zu entkräften, die gegen den Verkauf vor Gericht klagen wollen. Im Unternehmen wird allerdings damit gerechnet, dass der Verkauf nicht ohne Auflagen genehmigt wird. Das habe man von Anfang an getan, sagte der Telekom-Sprecher am Donnerstag.

Der Bonner Konzern würde sich nach gut zehn Jahren aus dem operativen Geschäft in den USA zurückziehen. Das US-Engagement hatte 2001 mit der Übernahme des Mobilfunkunternehmens Voicestream begonnen, für das die Telekom damals rund 39 Milliarden Euro bezahlen musste. In der Folge wurden mehrere Milliarden Euro an Investitionen für den Ausbau des Netzes, den Kauf von Frequenzen und die Übernahme weiterer Unternehmen fällig. Unter dem neuen Namen T-Mobile wurde das Unternehmen zum viertgrößten Mobilfunkanbieter in den USA. In den vergangenen Jahren liefen ihm aber immer mehr Kunden weg, unter anderem wegen fehlender Funkfrequenzen und auch deshalb, weil T-Mobile zunächst kein iPhone anbieten konnte. Das erlaubt Apple nur AT&T. Die Telekom musste hohe Abschreibungen auf das US-Geschäft vornehmen und rutschte damit für zwei Jahre tief in die roten Zahlen.

Noch Anfang des Jahres stellte die Telekom den Plan vor, dass T-Mobile aus eigener Kraft wachsen und bis 2015 auf den dritten Platz im US-Mobilfunkmarkt vorrücken wolle. Es kam deshalb überraschend, als Vorstandschef René Obermann im März die Verkaufspläne bekanntgab. Der Aktienkurs schnellte daraufhin um bis zu 18 Prozent nach oben, weil der Verkauf von vielen Beobachtern als Befreiungsschlag angesehen wurde.