Der Tabellenerste N.A.F.I. gewinnt beim MTV mit 6:1. Der TV 89 siegt im Kellerduell gegen Croatia.

Stuttgarter Norden - Falls es noch eines Hinweises bedurft hätte, dass die Zahl der Titelanwärter in der Fußball-Bezirksliga inzwischen auf eins geschrumpft ist – am Sonntag wurde er geliefert. Tabellenführer N.A.F.I. Stuttgart strafte seinen schärfsten Verfolger mit 6:1 ab. Was übrigens auch deshalb geschehen durfte, weil die zweitplatzierte Elf vom Kräherwald zu ihrem sportlichen Untergang tatkräftige Mithilfe leistete. Mit demselben Resultat wie das Spitzenspiel endete auch das Kellerduell zwischen dem TV 89 und Croatia Stuttgart, was die Sorgen der ohnehin schon angeschlagenen Kroaten noch vergrößert.

 

Es entbehrt ja nicht einer gewissen Ironie: Dass die Ballkünstler von N.A.F.I. Stuttgart in der Partie beim starken Kollektiv des MTV Stuttgart in Führung gehen konnten, war ausgerechnet einem individuellen Fehler geschuldet. Nach sechs Minuten spielte MTV-Verteidiger Björn Lorer am eigenen Strafraum einen Pass direkt in die Füße des N.A.F.I.-Torjägers Adnan Akcan. Der nahm das Geschenk dankend an und vollendete zum 1:0. Es war der erste Torschuss der Gäste, denn bis dahin hatten die zu diesem Zeitpunkt noch laufstarken Platzherren den Spitzenreiter kaum einmal in Tornähe kommen lassen. Der Treffer aber schockte den Tabellenzweiten merklich. Mehr noch: Es verunsicherte ihn. Denn fortan agierte der Tabellenzweite oft nicht entschlossen genug. Das hatte zur Folge, dass auch den nächsten drei Treffern Patzer in der MTV-Abwehr vorausgingen. Beim 2:0, von Akcan per Freistoß erzielt, waren die Verteidiger zu ungeschickt gegen Ugur Capar vorgegangen. Und beim 3:0 durch Akcan, der seinen 19. Saisontreffer markierte und in der Torjägerliste mit MTV-Angreifer Raphael Hahn gleichzog, machte gleich die halbe MTV-Abwehr eine schlechte Figur. Spätestens mit dem 4:0, bei dem Danijel Bosnjak nach einem Eckball für N.A.F.I. unbedrängt zum Schuss kam, war die Partie gelaufen. „Einen Spieler wie ihn darf man da nicht völlig frei rumstehen lassen“, kritisierte MTV-Trainer Francesco Mazzella di Bosco. Danach ließen es die Gäste etwas entspannter angehen. Und nach einem Fehlpass von Eren Sonal, der bei Emre Türköz landete, glückte dem MTV sogar der Ehrentreffer. Türköz setzte sich auf der rechten Angriffsseite durch und flankte auf Ivan Mitrov, der zum 1:4 vollendete. Mehr ließ der Spitzenreiter allerdings nicht zu und machte stattdessen durch die Kontertore von Capar und Ali Parhizi das halbe Dutzend voll. „Es ist alles für uns gelaufen, aber der Sieg war nicht unverdient“, urteilte N.A.F.I.-Coach Damir Bosnjak. Und auch Mazzella di Bosco fand in der Niederlage noch einen positiven Aspekt: „Ich vertraue auf den Lerneffekt bei meiner Mannschaft, dass man mit körperlosem Spiel nicht gewinnen kann.“

Allerdings verteidigte der MTV Tabellenrang zwei und dürfte deshalb eine derartige Niederlage leichter wegstecken als beispielsweise Croatia Stuttgart. Denn der kroatische Club, inzwischen seit sieben Spielen sieglos, musste sich vom TV 89 Zuffenhausen ebenfalls sechs Tore einschenken lassen. „Die erste Viertelstunde haben wir ganz ordentlich gespielt“, sagt Croatia-Spielleiter Tomislav Babic. „Was danach kam, war desaströs.“ Dabei hatten die Platzherren durch Stanislav Vrcan schon in der 2. Minute die 1:0-Führung erzielt. Doch danach etwa 15 Spielminuten attackierten die Zuffenhäuser ihren Gegner früher – was sich als das richtige Mittel erweisen sollte. „Wir haben im Mittelfeld gar keinen Zugriff mehr bekommen“, sagt Babic. In der 23. Minute profitierte Diar Shammak von einem Fehlpass des Croatia-Spielertrainers Ivan Jaric und legte für Maris Pieditis auf, der zum Ausgleich traf. Moritz Albrecht und Mehmet Kuzu bauten die Führung bis zur Pause auf 3:1 aus. Auch in Hälfte zwei ließen die Gäste nicht locker: Kuzu und der zweimal erfolgreiche A-Jugendspieler Niklas Hornstein schraubten das Resultat auf 6:1 hoch. „Wir haben uns endlich einmal für den Aufwand belohnt, den wir betreiben“, lobte TVZ-Trainer Sven Peuckert sein Team.

Die Mannschaft des FC Stuttgart-Cannstatt hatte am Wochenende richtig was zu feiern. Allerdings keinen Sieg im Spiel gegen die Sportvg Feuerbach – diese Partie wurde mit 0:1 verloren. Aber das Team hatte tags zuvor die Hochzeit von Recep Yildiz, der zusammen mit Ümit Sahin das Spielertrainer-Gespann des FC bildet, besucht. Es muss eine sehr schöne und intensive Feier gewesen sein, denn nach der Begegnung mit der Sportvg sagte Sahin: „Meine Spieler waren nicht auf dem Platz.“ Dass sich der FC dennoch keine ganz böse Klatsche einhandelte, lag vorrangig an Keeper Hüsrev Kop, der ein halbes Dutzend Feuerbacher Torchancen aus der Kategorie „hundertprozentig“ vereitelte. Er klärte im direkten Duell gegen Michele Cinque, Erdinc Bozoglu, Mahran Hussein und Halit Özcelik. „Eigentlich müssen wir zur Pause mit 6:0 führen“, sagt Feuerbachs Trainer Gökhan Dogan. Immerhin: Ein 1:0 war es ja. Denn Enes Karakoca hatte bereits in der 7. Minute einen Freistoß im Tor der Gastgeber untergebracht – was trotz weiterer klarer Möglichkeiten in Hälfte zwei der einzige Treffer sein sollte. Die Platzherren hatten auch nach dem Seitenwechsel kaum Zugriff auf das Geschehen, hätten aber beinahe noch den Ausgleich erzielt: In der 82. Minute landete ein Kopfball von Harun Halilovic an der Latte des Sportvg-Tores.

Bei der Partie zwischen dem TSV Weilimdorf und der TSVgg Münster war schnell klar, wer wohl als Sieger vom Platz geht. Nämlich das Team von Trainer Marco Scheel, das durch die Tore von Leo Christ, Gökhan Kücükcolak und dem unmittelbar nach der Pause erfolgreichen Samir Almalla zügig für klare Verhältnisse sorgte. Nun war es zwar nicht so, dass die Münsterer, deren Trainer Vasili Nalmpantis vor wenigen Tagen das Handtuch geworfen hatte, sich nicht wehrten. Aber der TSV hatte Spiel und Gegner gut im Griff. Auch wenn das Team, wie Scheel kritisierte, in Hälfte zwei durchaus etwas mehr Leben hätte zeigen können. Immerhin gelang den Gästen kurz vor Schluss der Ehrentreffer. Und ein Lob des Weilimdorfer Coaches gab es auch noch: „Münster ist stark, die haben da unten in der Tabelle nichts verloren.“

Schritt für Schritt hat sich der SSV Zuffenhausen aus seinem Zwischentief nach oben gearbeitet. Und beinahe wäre es noch einen Tabellenrang weiter nach oben gegangen, denn gegen den Tabellennachbarn SV Sillenbuch führten die Zuffenhäuser nach dem Treffer von Martin Mataija. Der Top-Torjäger des SSV vollendete in der 27. Minute nach Freistoß-Vorlage von Sabawun Khostwal per Kopf zum 1:0. Nachlegen konnten die Platzherren aber trotz einiger guter Chancen nicht – was sich rächen sollte. Denn die Gäste verbuchten zwar nur zwei Möglichkeiten, von denen aber eine in der Nachspielzeit den Ausgleich brachte. „Wir stehen da wie die begossenen Pudel“, sagte SSV-Trainer Ingo Ramljak. „Für mich fühlt sich das Unentschieden wie eine Niederlage an.“