N.A.F.I. rehabilitiert sich für die erste Saisonniederlage und der MTV Stuttgart macht es spannend.

Stuttgarter Norden - Es war einmal vor langer, langer Zeit. Da traten die Fußballmannschaften der Sportvg Feuerbach und des FV Zuffenhausen gegeneinander an, und es gab einige hundert Zuschauern, die dieses Derby nicht verpassen wollten. Doch die Zeiten ändern sich: Den Fußballverein Zuffenhausen gibt es nicht mehr, dafür einen Breitensportverein namens SSV Zuffenhausen, in dem auch Bezirksligafußball gespielt wird. Und bei der diesjährigen Auflage des Nachbarschaftsduells fanden sich ungefähr 50 Menschen auf den Rängen ein. Die sahen allerdings eine von beiden Seiten intensiv geführte Begegnung mit einem überraschenden Sieger. Wenig überraschend war dagegen, dass die Spitzenteams N.A.F.I. Stuttgart, MTV Stuttgart und TSV Weilimdorf allesamt als Gewinner vom Platz gingen – auch wenn es die Mannschaft vom Kräherwald am Ende noch spannend machte.

 

Noch Stunden nach dem Abpfiff der Partie zwischen der Sportvg Feuerbach und dem SSV Zuffenhausen vibrierte das Handy von SSV-Coach Ingo Ramljak immer wieder. „Ich habe ziemlich viele SMS bekommen“, sagt der Zuffenhäuser Trainer. „Offenbar haben wenige damit gerechnet, dass wir gewinnen.“ Und dass sich der SSV mit 2:1 durchsetzte, konnte Ramljaks Feuerbacher Kollege Gökhan Dogan auch Stunden nach dem Abpfiff noch immer nicht fassen. Aber der Grund für den Zuffenhäuser Derbysieg in einem von beiden Seiten mit viel Einsatzwillen geführten Spiel ist ein einfacher: Es zählen nun mal nicht die Chancen, sondern die Tore. Und während die Sportvg reihenweise gute Möglichkeiten verballerte und dabei nur zu einem Freistoßtreffer von Enes Karakoca kam, nutzten die Gäste zwei von ihren Möglichkeiten. Nun ist der Name Mataija ohnehin mit Torgefahr verbunden. Allerdings ist damit meist Martin Mataija gemeint, der mit nunmehr sechs Saisontoren der treffsicherste Angreifer des SSV ist. Doch diesmal wurde sein Bruder Josip Mataija zur entscheidenden Figur. Da in Reijhan Murati die etatmäßige Fachkraft für Standardsituationen bei den Zuffenhäusern verletzt ausgefallen war, sprang Josip Mataija ein. Was sich im Nachhinein als gut herausstellen sollte: In der 27. Minute brachte er einen Freistoß im Feuerbacher Tor unter, in der 47. Minute einen zweiten. Die Feuerbacher trafen nach dem 1:2-Anschluss dagegen so ziemlich alles, nur nicht ins Tor: Bei einem Freistoß von Karakoca verhinderte die Latte ein Tor. Bei den hundertprozentigen Möglichkeiten von Brian Hofmann, Erdinc Bozoglu und Michele Cinque war der an diesem Tag stark aufspielende SSV-Keeper Jan Ertl im Weg. Und bei einer weiteren sehr guten Gelegenheit von Cinque klatschte das Spielgerät an den Pfosten. Apropos klatschen: In der Nachspielzeit gerieten noch Sportvg-Schlussmann Emanuel Rehm und Martin Mataija aneinander. Das wiederum gipfelte in einer Attacke, die eine rote Karte für Rehm zur Folge hatte, und einer Rudelbildung, die aber folgenlos blieb. Die Trainer und die weniger hitzköpfigen Spieler beider Seiten bereinigten die Lage.

Verfolger-auf-die-Finger-klopfen, Teil eins: Nach der ersten Saisonniederlage am vergangenen Wochenende wollte der Spitzenreiter N.A.F.I. Stuttgart gegen den VfB Obertürkheim die Kräfteverhältnisse wieder geraderücken. Ein Vorhaben, das relativ schnell in die Tat umgesetzt wurde. Schon nach zehn Minuten erzwang Ugur Capar ein Eigentor durch Andreas Walz. Allerdings hätte N.A.F.I. auch ohne Walz’ Einsatz getroffen, da das Spielgerät ansonsten bei Marcel Avdic gelandet wäre. Den Rückstand glichen die Obertürkheimer zwar noch aus, aber nach dem 2:1 durch Ali Parhizi erlahmte die Gegenwehr des VfB bereits ein wenig. „Nach dem 3:1 durch Adnan Akcan war das Ding eigentlich erledigt“, sagte N.A.F.I.-Coach Damir Bosnjak, der das 16. Saisontor von Akcan und das 50. des Tabellenführers vorbereitet hatte. Avdic ließ schließlich noch das 4:1 folgen. „Das war diesmal eines unserer besseren Spiele“, urteilte Bosnjak.

Verfolger-auf-die-Finger-klopfen, Teil zwei: Ein gutes Spiel hatte auch der MTV Stuttgart beim SV Sillenbuch gemacht. Zumindest 75 Minuten lang. „Wir hatten den Gegner im Griff“, sagte MTV-Trainer Francesco Mazzella di Bosco. Der SV operierte fast ausschließlich mit langen Bällen, was aber durch die frühen Attacken der Elf vom Kräherwald weitgehend unterbunden wurde. Als der Plan der Gastgeber sich in der 60. Minute erstmals in Zählbarem niederschlug, führten die Gäste nach zahlreichen Chancen und den Treffern des zweimal erfolgreichen Willie Sauerborn und von Raphael Hahn bereits mit 3:0. Zudem stellte Waldemar Schmidt zehn Minuten später mit dem Tor zum 4:1 den alten Abstand wieder her. Doch dann begann eine Phase, die Mazzella di Bosco gar nicht passte. „Da haben wohl einige gedacht, dass es mit halber Kraft geht.“ Zwei lange Bälle in die Spitze, zwei Tore des SV – schon stand es nur noch 4:3. Doch den nun knapp gewordenen Vorsprung verteidigte der MTV bis zum Schlusspfiff.

Ein souveränes Spiel ganz ohne Leistungstief sah Marco Scheel, Trainer des TSV Weilimdorf, von seiner Mannschaft. Im Duell der Ex-Landesligisten behielten die Weilimdorfer beim SV Vaihingen mit 4:1 die Oberhand. „Das einzige, das ich meiner Mannschaft vorwerfen kann, ist die schlechte Chancenverwertung“, sagte Scheel. „Wenn die Vaihinger acht oder zehn Tore kassieren, dürfen sie sich auch nicht beschweren.“ Aber es waren eben nur deren vier, zwei durch Samir Almalla erzielt, zwei durch Hasan Isbert. Was dem TSV-Coach bleibt, ist das gute Gefühl, dass seine Kicker diesmal einen vermeintlich schwächeren Gegner nicht unterschätzt zu haben. Was in dieser Saison ja durchaus schon vorgekommen ist.

Zwei Dreifach-Torschützen durften sich in der Partie zwischen dem TV 89 Zuffenhausen und dem FC Stuttgart-Cannstatt feiern lassen. Für die Zuffenhäuser war das Mehmet Kuzu, für den FC Mohamed Maghrebi. Damit war der Torhunger der Gäste allerdings noch nicht gestillt. Dort legten noch Tamer Fara und Al Baraa Al Hariri nach, während der TV 89 zwar auch noch Chancen, aber eben keinen Erfolg mehr hatte. „Das vierte Gegentor war der Knackpunkt“, analysierte TVZ-Spieleiter Christian Bauer. Besagtes Tor war ein Freistoß von Fara, wobei der Mittelfeldspieler des FC noch das Glück hatte, dass eine Unebenheit auf dem Platz die Flugbahn des Balls entscheidend verändert hatte. Hinterher haderte Bauer mit dem sportlichen Schicksal: „Normalerweise sollten drei Tore reichen, um zu gewinnen.“ FC-Abteilungsleiter Ali Baykan räumte immerhin ein: „Es hätte auch 5:5 ausgehen können.“

Da klingt das Zitat von Tomislav Babic, dem Spielleiter von Croatia Stuttgart, schon ein bisschen anders: „Wir waren nicht so schlecht wie das Ergebnis aussagt, wir waren nur glücklos.“ Dabei hatten die Kroaten nur mit 1:2 beim SV Bonlanden II verloren. Aber erstens war es eine Niederlage gegen einen Konkurrenten im Kampf um den Klassenverbleib, zweitens hatte das Team durch den Treffer von Niki Oroz mit 1:0 geführt, drittens durch zwei individuelle Fehler zwei Gegentore kassiert und schließlich noch durch Tomislav Lovric zwei hochkarätige Chancen ausgelassen, um das Blatt noch zu wenden.