Vor dem Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Polen am Donnerstag fühlt sich Mats Hummels wieder fit und möchte spielen.

Evian - Seine Rolle als Fußballtourist hat Mats Hummels bei der Reise nach Lille durchaus sinnvoll zu nutzen gewusst. Vor dem EM-Auftaktspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am Sonntag gegen die Ukraine (2:0) knipste der lädierte Verteidiger mit seinem Handy Bilder von sich selbst; während der Begegnung klatschte er von seinem Logenplatz auf der Ersatzbank immer wieder anerkennend in die Hände. Und danach, als die Kameraden noch unter der Dusche standen, kam Hummels als Erster aus der Kabine – und vergaß nicht, die Reporter im Vorbeigehen davon in Kenntnis zu setzen, dass er von nun an wieder zur Verfügung steht: „Mir geht’s gut, ich bin wieder fit.“

 

Ausgeheilt ist also zumindest nach seiner Auffassung der Muskelfaserriss in der Wade, den sich der Nationalverteidiger bei der Niederlage von Borussia Dortmund im DFB-Pokalfinale gegen den FC Bayern zugezogen hatte. Im Trainingslager in Ascona und in den ersten Tagen im EM-Camp in Evian konnte Hummels nur individuell trainieren. Eigentlich, so hieß es ursprünglich, sei er frühestens im dritten Gruppenspiel wieder eine Option, auch Hummels selbst hatte davon gesprochen. Doch fühlt er sich schon jetzt bereit – und am Bundestrainer Joachim Löw liegt es nun zu entscheiden, ob der Platzhirsch schon am Donnerstag (18 Uhr) in sein Revier zurückkehren darf, wenn die deutsche Mannschaft in Paris auf Polen trifft.

Super mit Boateng in der Abwehr

Mats Hummels (27) ist bekanntermaßen nicht nur ein sehr guter Abwehrspieler, sondern ein sehr selbstbewusster Bursche, der auch mal ungemütlich werden kann, wenn es nicht nach seinen Vorstellungen läuft. Das war in den vergangenen sieben Jahren nicht nur in Dortmund der Fall, wo atmosphärischen Spannungen regelmäßig wiederkehrten. Auch in der Nationalmannschaft wird hinter vorgehaltener Hand schon seit langer Zeit immer mal wieder davon berichtet, dass der Modellathlet nicht erst in zweiter oder dritter Linie sein eigenes Vorankommen im Blick hat. Man kann also davon ausgehen, dass es Hummels als Selbstverständlichkeit betrachtet, seinen Namen bei der abschließenden Mannschaftsbesprechung unter den ersten Elf wiederzufinden.

Zweifellos ist die Anspruchshaltung, ein unumstrittener Stammspieler zu sein, gedeckt durch jahrelange Verdienste und Weltklasseleistungen im Verein und in der DFB-Auswahl. Auch Hummels hat vor zwei Jahren einen wesentlichen Beitrag zum Gewinn des Weltmeistertitels geleistet – zusammen mit Jerome Boateng bildete er ein herausragendes Abwehrgespann. Stolze 35 Millionen Euro lassen es sich daher die Bayern kosten, das Eigengewächs ein Jahr vor Vertragsende aus Dortmund zurückzuholen. Trotzdem gäbe es auch gute Gründe, gegen Polen auf Hummels’ Dienste noch einmal zu verzichten.

Denn Shkodran Mustafi, der nach dem EM-Ausfall von Antonio Rüdiger nur der Stellvertreter vom Stellvertreter war, hat aus seiner Rolle als C-Lösung das Bestmögliche herausgeholt. Zwar gewann der Verteidiger vom FC Valencia gegen die Ukraine nicht jeden Zweikampf und sorgte zudem für zwei Schrecksekunden in der eigenen Abwehr. Doch erzielte er mit einem prachtvollen Kopfball das wichtige erste Turniertor. Mustafi habe „ein super Spiel gemacht“, sagt der Torhüter Manuel Neuer, „ich bin froh, dass wir so einen Mann in der Innenverteidigung haben“.

Polen ist ein starker Gegner

Shkodran Mustafi leitet daraus keine Forderungen ab – vernünftig, er zählt auch weiter zu den Hinterbänklern. Er sei keiner, der sich etwas ausrechnet, „in Mathe war ich sowieso nicht der Beste“. So ganz freiwillig aber wird er seinen Platz nicht räumen wollen. Seine Leistungen sollen für sich sprechen, die gegen die Ukraine und auch jene, die er täglich auf dem Trainingsplatz anbiete. „Ich konzentriere mich darauf, was ich beeinflussen kann“, sagt der 24-Jährige, alles andere falle nicht in sein Aufgabengebiet: „Das ist Trainerentscheidung.“

Joachim Löw wird scharf nachdenken – zumal er genau weiß, dass im Angriff der Polen andere Kaliber stehen als bei der Ukraine: der Münchner Robert Lewandowski (27), einer der besten Stürmer weltweit; und Arkadiusz Milik (22) von Ajax Amsterdam, Torschütze beim 1:0-Auftaktsieg gegen Nordirland, einst in der Bundesliga gescheitert und jetzt unter Beobachtung mehrerer europäischer Topclubs. Bedeutet einerseits: Fehler von Shkodran Mustafi könnten schwerwiegende Folgen haben. Andererseits: nicht gerade die geeignetsten Kontrahenten, um Mats Hummels erste Spielpraxis sammeln zu lassen.

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