Regelschulungen für die Spieler können helfen, Entscheidungen von Schiedsrichtern besser zu verstehen, sagt der Obmann der Gruppe Leonberg, Daniel Sandmann.

Leonberg - Wenn es auf den Fußballplätzen im Altkreis Leonberg während einer Begegnung wieder einmal laut wird, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass eine Entscheidung eines Unparteiischen der Grund für die Aufregung von Spielern, Trainern und Zuschauern ist. „Dass mal jemand während eines Spiels etwas reinschreit, ist ein Stück weit normal. Emotionen gehören einfach zum Fußball. Die Frage ist jedoch, wie weit es dabei geht“, sagt der Obmann der Leonberger Schiedsrichtergruppe (SRG), Daniel Sandmann.

 

Im Jugendfußball seien die Eltern das größere Problem, hat der 33-Jährige festgestellt, der regelmäßig auf den Plätzen im Altkreis pfeift. Werden die Schiedsrichter in ihren Lehrgängen im Umgang mit unangenehmen Situationen geschult? „Das wird nicht großartig thematisiert in der Ausbildung“, berichtet Sandmann.

Mangelnde Regelkenntnis

„Der Umgang hat auch viel mit der Erfahrung des Schiedsrichters zu tun“, meint Tobias Eisele, der für die SRG Leonberg Spiele bis zur Oberliga leitet. Für den Spielleiter ist es teilweise „abnormal“, was sich seine Kollegen und er auf den Fußballplätzen anhören müssen. Er sieht einen Zusammenhang zwischen der Regelkunde und den häufigen Beschwerden der Hobbykicker. „Viele Spieler haben selbst keine Ahnung von den Regeln“, bemerkt der 27-jährige Jurist.

Profifußballer erhalten vor dem Saisonstart Regelschulungen von Schiedsrichtern, um die Entscheidungen besser nachvollziehen zu können. „Das würde bestimmt auch im Amateurbereich helfen. Wir würden solche Kurse auch anbieten“, sind sich der Obmann und der Referee einig.

Sportgericht greift härter durch

Für Aufsehen sorgten im Laufe des vergangenen Jahres einige Vorfälle von Gewalt gegen Schiedsrichter, die in Berlin sogar zu einem Streik der Unparteiischen führten. Am eigenen Leib haben Sandmann und Eisele noch keine Gewalt gegen sich erfahren. Seit der Vorsaison habe sich der Umgang des Sportgerichts mit gewalttätigen Angriffen auf den Plätzen deutlich verschärft, lobt Daniel Sandmann.

Wenn man es juristisch ganz genau nehme, sagt Eisele, müsse man die Fußballplätze der Republik als „rechtsfreie Räume“ sehen. „Die Leute denken, sobald sie auf dem Sportplatz sind, können sie alles machen“, kritisiert der Jurist. Streng genommen sei jede Beleidigung eine Straftat. „Auf der Straße würde man im Leben nicht so reden wie auf dem Fußballplatz“, so Eisele.

Pfiff mit großen Folgen

Verständnis haben die Leonberger Schiedsrichter für Kritik an Fehlentscheidungen. Die Besonderheit beim Fußball sei es, dass der Schiedsrichter eine ausgeglichene Partie mit einem Pfiff entscheiden könne und dementsprechend im Mittelpunkt stehen kann.

Die hohe Verantwortung passe nicht mit der Entlohnung beziehungsweise Aufwandsentschädigung der Unparteiischen zusammen, meint der Schiedsrichterobmann Daniel Sandmann. Die Spesensätze werden vom Württembergischen Fußballverband (WFV) festgelegt. Abgestuft wird die Bezahlung nach der Spiel- und Altersklasse, in der die Spielleiter eingesetzt werden.

Mehr Geld für die Unparteiischen

Zum 1. Juli 2019 gab es eine durchschnittliche Entgelterhöhung um etwa 30 Prozent. Für eine Partie in der fünfthöchsten deutschen Spielklasse, der Oberliga, erhalten die Frauen und Männer an der Pfeife nach der Erhöhung 100 Euro. Dazu kommt der Fahrtkostenersatz. In dieser Liga treten unter Profibedingungen spielende Vereine wie die Stuttgarter Kickers und die Zweitvertretung des VfB Stuttgart an. „Scheinbar war schon die jetzige Erhöhung der Entgelte schwer durchzusetzen“, hat Eisele erfahren.

Für den Einsatz in einer Kreisligapartie erhält ein Unparteiischer 33 Euro. „Schiedsrichter ist man, weil es Spaß macht, und nicht wegen des Geldes“, sagt Daniel Sandmann. Und Tobias Eisele ergänzt: „Für einen 15-Jährigen, der gerade anfängt zu pfeifen, ist das Finanzielle vielleicht noch ein Anreiz.“ Die Pfeiferei sei aber letztlich ein Hobby, bei dem am Ende ein paar Euro hängen bleiben.