Mangels späterer Erfolge gelten die deutschen Fußball-Weltmeister von 1990 als „Generation Glücklos“. Die 96er-Mannschaft hat es da schon ein bisschen besser erwischt. Wir zeigen, was aus den EM-Helden von 1996 geworden ist.

Stuttgart - Fast genau 20 Jahre ist es her, dass die deutsche Nationalmannschaft zum bisher letzten Mal die Europameisterschaft gewonnen hat – am 30. Juni 1996 durch einen 2:1-Finalsieg im Londoner Wembley-Stadion gegen Tschechien. Damals entschied ein sogenanntes Golden Goal in der Verlängerung, das Oliver Bierhoff erzielte. Der Trainer hieß Berti Vogts, der aktuell als technischer Berater des US-amerikanischen Nationalteams von Jürgen Klinsmann arbeitet. Aber was machen heute die insgesamt 13 Spieler, die am 30. Juni 1996 auf dem Platz standen?

 

Andreas Köpke (54 Jahre/6 Einsätze bei der EM 1996/kein Tor): Die EM 1996 markierte den Höhepunkt in der Torhüterkarriere des Andreas Köpke – nicht nur wegen zweier gehaltener Elfmeter gegen Italien und England. Nach dem Turnier verscherzte er es sich mit dem VfB Stuttgart, dem er bereits zugesagt hatte. Köpke pokerte mit dem FC Barcelona, am Ende ging er zu Olympique Marseille. Seit 2006 arbeitet er als Torwarttrainer beim DFB.

Christian Ziege (44/6/1): Zählte 1996 zu den Außenverteidigern mit Weltklasseformat und bereitete im Finale den Ausgleichstreffer von Oliver Bierhoff vor. Nach seiner aktiven Karriere trainierte der frühere Bayern-Profi diverse DFB-Jugendmannschaften und zuletzt die SpVgg Unterhaching. Aktuell coacht Ziege den spanischen Drittligisten Atlético Baleares – der künftige Club von Kickers-Urgestein Enzo Marchese.

Markus Babbel (43/5/0): Sein Stern als Nationalspieler ging bei der 96er-EM auf, als er den verletzten Jürgen Kohler in der Innenverteidigung ablöste. Nach seiner aktiven Laufbahn beim VfB wurde er zum Teamchef befördert. Mit mäßigem Erfolg, wie auch bei seinen weiteren Stationen in Berlin und Hoffenheim. Seit 2014 ist Babbel beim FC Luzern tätig, mit dem er die abgelaufene Saison als Tabellendritter abschloss.

Thomas Helmer (51/6/0): Der frühere Innenverteidiger unternahm nach seiner Zeit auf dem grünen Rasen nur einen kurzen Ausflug ins Fußballgeschäft – als Aufsichtsratsmitglied bei Arminia Bielefeld. Seither bringt er dem Fernsehpublikum das Fußballgeschehen näher, unter anderem als Moderator des Bundesliga-Talks „Doppelpass“.

Thomas Strunz (48/5/0): Trug sich mit einem verwandelten Elfmeter im legendären Halbfinale gegen England auch in die Torschützenliste des Turniers ein. Der Duisburger heuerte nach seiner Karriere als Manager beim VfL Wolfsburg und als Teamchef bei RW Essen an – jeweils ohne großen Erfolg. Heute lebt Strunz als TV-Experte, Spielerberater und Pferdebesitzer.

Matthias Sammer (48/6/2): Nach der Bierhoff-Gala im Endspiel ging es fast ein wenig unter, dass Matthias Sammer in England der überragende Akteur im Trikot der DFB-Auswahl war. Er stieg bei Borussia Dortmund ins Trainergeschäft ein und wurde 2002 deutscher Meister. Beim VfB war nach nur einem Jahr Schluss (2005). Von 2006 bis 2012 war Sammer als Sportdirektor beim DFB tätig, seit 2012 Sportvorstand beim FC Bayern.

Dieter Eilts (51/6/0): Der grätschende Ostfriesen-Alemão prägte neben Bierhoff und Sammer das Gesicht der Mannschaft. Eilts (weitere Spitznamen: Lord Eilts, Eisen-Dieter) versuchte sich später kurzzeitig als Cheftrainer bei Hansa Rostock. Heute leitet er die Fußballschule von Werder Bremen.

Thomas Häßler (50/6/0): Häßler war lange deutscher Rekord-EM-Teilnehmer (13 Spiele), bis ihm Philipp Lahm 2012 den Titel abspenstig machte. Seine anschließende Trainerlaufbahn liest sich bewegend: Techniktrainer beim 1. FC Köln, Co-Trainer der nigerianischen Nationalmannschaft, Chefcoach im Iran, Nationaltrainer im Libanon. Icke Häßlers aktuelle Station: Der Berliner Bezirksligist Club Italia 80.

Mehmet Scholl (45/3/0): Er wurde für Oliver Bierhoff im Finale ausgewechselt, insofern hat auch Scholl seinen Anteil am Titel. Diesen Spruch könnte sich auch der heutige TV-Kommentator Mehmet Scholl ausgedacht haben. Aus seiner angedachten Laufbahn beim FC Bayern wurde nichts. Über eine Tätigkeit als Trainer der Jugend- sowie der zweiten Mannschaft kam er nicht hinaus.

Oliver Bierhoff (48/3/2): Der Mann, der das Finale gegen Tschechien entschieden hat, ist dem DFB nach einem kurzen Intermezzo als TV-Experte bei Sat 1 treu geblieben. So fungiert er seit 2004 als Manager der Nationalmannschaft – zuerst mit Bundestrainer Jürgen Klinsmann und dann mit Joachim Löw.

Marco Bode (46/3/0): Bei der EM 2004 in Portugal arbeitete er als Fernsehreporter für die ARD, danach ging er zum Pay-TV-Sender Premiere. Parallel engagierte er sich im Kuratorium der von Klinsmann gegründeten Stiftung zur Förderung des Jugendfußballs. Seit 2012 gehört er dem Aufsichtsrat von Werder Bremen an, dessen Vorsitz er im Oktober 2014 übernommen hat.

Jürgen Klinsmann (51/4/3): Er wechselte nahtlos von der Spielerbühne auf die Trainerbank und übernahm die Nationalmannschaft nach der EM 2004. Nach dem dritten Platz bei der WM 2006 trat er zurück. Es folgte eine Station beim FC Bayern (2008/09). Seit fünf Jahren ist er US-Coach.

Stefan Kuntz (53/5/1): Zwischen 1999 und 2004 war er Trainer bei Borussia Neunkirchen, dem Karlsruher SC, Waldhof Mannheim und bei LR Ahlen. Danach studierte er Sportmanagement und übernahm 2008 das Amt des Vorstandschefs in Kaiserslautern. Im April wurde sein Vertrag nach Unstimmigkeiten mit dem Aufsichtsrat aufgelöst.

Außerdem gehörten zum EM-Kader: Oliver Kahn (heute TV-Experte), Oliver Reck (Trainer Kickers Offenbach), Jürgen Kohler (Trainer des VfL Alfter), René Schneider (Leiter einer Fußballschule), Mario Basler (ohne Job), Steffen Freund (TV-Experte), Andreas Möller (Co-Trainer in Ungarn), Stefan Reuter (Manager in Augsburg), Jens Todt (Manager in Karlsruhe) und Fredi Bobic (Sportvorstand in Frankfurt).