Das Abteilungsjubiläum musste in diesem Coronajahr ohne Feier auskommen. Dennoch blickt der langjährige Abteilungsleiter Gerhard Pollok zum Jahresende auf ereignisreiche und auch auf erfolgreiche Zeiten zurück.

Schmiden - Wenn im Sportpark Schmiden ein Fußballspiel stattfindet, ist zumeist auch Gerhard Pollok mit dabei. Die Zuschauer treffen ihn gleich am Eingang, wo er das Eintrittsgeld einsammelt. Der 77-Jährige ist Kassierer in der Fußballabteilung des TSV Schmiden, die nunmehr seit 75 Jahren besteht. „Solange ich die Münzen auseinanderhalten kann, mach’ ich das. Ich bin ja sowieso da“, sagt Gerhard Pollok.

 

Die Abteilungsgeschichte ist eng verbunden mit seinem Namen, auch wenn er die Gründungsjahre in den schwierigen Zeiten nach dem Zweiten Weltkrieg nicht miterlebt hat. Als fußballbegeisterte Vereinsmitglieder sich im Jahr 1946 zu einer Abteilung zusammengeschlossen hatten, existierte noch kein Fußballplatz; die Mannschaften mussten ihre Spiele in der Fremde austragen. Erst 1950 erbauten sie in mühevoller Eigenarbeit den Tennenplatz, der Ende der 1990er Jahre zum Kunstrasenplatz umgewandelt wurde. Das Stadion mit dem Rasenplatz kam 1972 dazu. In diesem Jahr kam auch Gerhard Pollok dazu und ist seitdem aus der Abteilung nicht mehr wegzudenken.

Gerhard Pollok zieht es im Jahr 1969 nach Schmiden

Gerhard Pollok war 1969 aus beruflichen Gründen nach Schmiden gekommen, nachdem er fünf Jahre beim Militärdienst in Stetten am kalten Markt verbracht hatte. Hier angekommen, besuchte er Fußballspiele und örtliche Kneipen und lernte schnell die Schmidener Stammtischler kennen. „Da kam dann jemand auf die Schnapsidee, ich könnte doch in die Fußballabteilung eintreten.“ Gerhard Pollok wurde umgehend mit dem Amt des Pressewarts bedacht, wenig später fungierte er auch als Schriftführer. Bei einem Auswärtsspiel in Waiblingen stand dann im Jahr 1975 der damalige TSV-Vorsitzende Albrecht Bürkle neben ihm. „Er hat eine Stunde auf mich eingeredet, ich solle doch den Abteilungsleiter machen. Ich habe für eine Wahlperiode eingewilligt.“ Gerhard Pollok blieb dann bis 1992 an der Spitze der Schmidener Fußballer, war anschließend Stellvertreter seines Nachfolgers Thomas Haaf. Von 2004 bis 2008 kehrte er noch einmal als Abteilungsleiter zurück, nachdem Uli Ebert nach einer Amtszeit von zehn Jahren aufgehört hatte.

Der Gewinn des Bezirkspokals im Jahr 2002 als Höhepunkt

Uli Ebert, 53, stand der Fußballabteilung im Jahr 1996 bei ihrem 50-Jahr-Jubiläum vor. Er war damals als junger Kerl auch noch Spieler und brachte die Trikots eigenhändig zur Wäsche. Heuer mischt er noch immer kräftig mit; im nächsten Jahr möchte er mithelfen, die Feier zum 75-Jährigen im Rahmen einer Sportwoche im Sportpark Schmiden stattfinden zu lassen. Aufgrund der Coronapandemie musste sie verschoben werden.

Als sportliche Höhepunkte sieht Uli Ebert den Gewinn des Bezirkspokals im Jahr 2002, der einen Auftritt in der ersten Runde des württembergischen Pokalwettbewerbs zur Folge hatte (1:8 gegen die Stuttgarter Kickers); und den Aufstieg 2008 mit dem Trainer Uwe Strohmaier in die Bezirksliga – ein Ziel, das die TSV-Verantwortlichen um den Abteilungsleiter Max Eppeler mittelfristig auch mit dem aktuellen Coach Michael Felix haben. „Mein absolutes Highlight ist aber, dass wir immer authentisch geblieben sind; wir leben von unserer guten Jugendarbeit – das ist der TSV Schmiden“, sagt Uli Ebert.

Erinnerungen an den Aufstieg 1977 und den Abstieg 1989

Damit kann auch Gerhard Pollok sich identifizieren. Der heute 77-Jährige, geboren in der Nähe von Glogau in Niederschlesien, hat aufgrund von Knieproblemen nie im Verein Fußball gespielt, sondern in der Jugend nur auf der Gasse gekickt. Nach seinem Ausstieg als Abteilungsleiter hat er beim TSV Schmiden lediglich eine Handvoll Spiele verpasst. „Ich bin heimisch geworden in Schmiden. Wenn jemand was wissen möchte, kommt er zu mir“, sagt Gerhard Pollok. Sie alle profitieren von seinen Erinnerungen: an den Aufstieg 1977 in die A-Klasse mit Spielern wie Rainer Weinle („Der hat Sachen gekonnt, die konnten viele beim VfB Stuttgart nicht“) oder an den Abstieg 1989, der aufgrund des schlechteren Torverhältnisses zustande kam („Das begreift heute noch niemand, da waren wir einfach zu blöd“).

Als Abteilungsmitglieder die Verkaufshütte mit dem blauen Anstrich Ende der 1990er Jahre gebaut haben, war Gerhard Pollok selbstverständlich mit dabei. Sie wird heute bei Jugendturnieren noch genutzt. Sie steht sinnbildlich für die Eigenleistungen, die in der Fußballabteilung erbracht werden. Seit 1946, seit ihrer Gründung in noch viel schwierigeren Zeiten als heute.

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