Weil die Zahl der Vereine und Mannschaften sinkt und der Zuschnitt der Bezirke nicht mehr passt, bringt der WFV eine Strukturreform voran. Auch die Teams aus Fellbach müssen in absehbarer Zeit mit längeren Anfahrtswegen rechnen.

Fellbach - Die Kolleginnen und Kollegen des Württembergischen Tennis-Bundes (WTB) haben schon im Jahr 2013 Veränderungen herbeigeführt, als sie die damaligen acht Bezirke in ihrem Verbandsgebiet neu zuschnitten und daraus sechs größere machten. Der Handball-Verband Württemberg (HVW) führt gerade wieder die Verbandsliga ein, die bei den Erwachsenen zwischen der Landes- und der Württemberg-Liga eingesetzt wird und schon im September den Spielbetrieb aufnehmen soll. Ganz so weit sind die Verantwortlichen des Württembergischen Fußballverbandes (WFV) noch nicht. Aber auch sie bringen eine Strukturreform voran, die „in den nächsten zwei bis drei Jahren“ (Vizepräsident Steffen Jäger) abgeschlossen werden soll. Mit der weltweiten Corona-Krise hat das Werk nur ganz am Rande zu tun. Vielmehr gab es bereits 2015 erste Denkanstöße, die dann drei Jahre später zur Bildung einer Kommission aus Vereins- und Bezirksvertretern geführt hat. Diese Kommission hat nun nach zwei Jahren Beratung, intensiver Kommunikation mit den Vereinen und insgesamt acht Regionalkonferenzen ihren Abschlussbericht vorgestellt.

 

Klar ist, dass beim Verbandstag am 8. Mai 2021 ein Beschluss gefasst werden soll, der die Anzahl der Bezirke zwischen Friedrichshafen im Süden und Mulfingen im Norden von derzeit 16 deutlich verringern soll. Der Grund dafür ist: Die teilnehmenden Mannschaften werden weniger, insbesondere bei den A- und B-Jugendlichen, und daraus resultiert mittlerweile eine ungleiche Verteilung der Vereine und der Mannschaften auf die Bezirke. Favorisiert wird derzeit ein künftiges Spielsystem mit einer Verbandsliga (wie bisher), vier Staffeln in der Landes- (wie bisher) und zwölf in der Bezirksliga. Zu diesem gibt es aber noch drei Varianten in der Debatte.

Grundsätzlich besteht allerdings Einigkeit darüber, dass die Reform auf den Weg gebracht werden muss. „Ich bin im Grunde ein Gegner der Reform, weil wir im Bezirk Rems/Murr keine der angesprochenen Probleme haben. Aber wenn wir über unseren eigenen Tellerrand hinausschauen, dann besteht natürlich Anlass zu Veränderungen, und deshalb werden wir uns an dem demokratischen Prozess beteiligen“, sagt der Bezirksvorsitzende Patrick Künzer (Leutenbach). Sollte die derzeit favorisierte Variante – mit zwölf Bezirksliga-Staffeln – tatsächlich so beschlossen werden, dann würden die zurzeit 136 Rems-Murr-Klubs in den Kreisen Waiblingen, Backnang und Schorndorf (entspricht den Schiedsrichtergruppen) beieinander bleiben. Neu hinzu kämen allerdings die Altkreise Schwäbisch Hall und Crailsheim, die bislang im Bereich Hohenlohe angesiedelt sind. Der neue Bezirk 12 in Württemberg würde dann nach momentanem Stand 206 Vereine – von Fellbach im Süden bis nach Schrozberg im Norden und nach Satteldorf im Osten, beides jeweils kurz vor der bayerischen Grenze – umfassen. In Süd-Nord-Ausbreitung würden damit zusätzliche Fahrtstrecken bis zu 70 Kilometer hinzukommen. „Schon jetzt sind Fahrten nach Welzheim unter der Woche für Jugendmannschaften schwierig. Wenn ich mir vorstelle, dass im Winter bei Eis und Schnee unter der Woche ein Nachholspiel um 18 Uhr in Hollenbach angesetzt ist, dann ist der halbe Tag kaputt. Dann werden in unserem Fall noch mehr Kinder und Jugendliche abspringen und nicht neue hinzukommen“, kritisiert Jürgen Wolf, der Technische Leiter der Fußballer des TSV Schmiden.

Zustimmung erhält er von Michael Bren, dem Abteilungsleiter des TV Oeffingen. Zwar würde die Staffel 1 der Landesliga, in der sein erstes Männerteam derzeit unterwegs ist, keine Veränderungen erfahren. Allerdings sieht auch er Probleme für den Jugendspielbetrieb, die Bezirksliga oder auch den Frauenfußball. „Da entstehen für uns mit unseren zurzeit insgesamt etwa 380 Aktiven enorme Mehrkosten, zusätzlicher Aufwand, aber kein sportlicher Zugewinn. Trotzdem sehen auch wir im gut funktionierenden Bezirk Rems/Murr natürlich eine Notwendigkeit, dass es insgesamt im WFV einen Reformbedarf gibt“, sagt Michael Bren.