Calcio Leinfelden-Echterdingen hat mehr Chancen und mehr vom Spiel, unterliegt dem FC Wangen aber mit 0:1. Bringen zwei Rückkehrer im schwächelnden Angriff die Wende?

Lokalsport : Franz Stettmer (frs)

Echterdingen - Ob es ganz anders gelaufen wäre? Wie sich diese Begegnung wohl gestaltet hätte, wären in den Trikots tatsächlich jene Spieler gesteckt, deren Namen auf den Rücken prangten? Antworten wird es darauf keine mehr geben. Denn ein Comeback feierten am Samstag natürlich nicht die Ex-Leistungsträger Häcker, Lekaj, Capar oder Nkansah selbst, sondern lediglich deren textile Outfits. Da der neue Trikotsatz noch nicht fertig ist, hatte der Fußball-Verbandsligist Calcio Leinfelden-Echterdingen improvisiert und erneut mehrere seiner Kicker mit alten Klamotten aus dem Fundus bestückt.

 

Für manch wehmütigen Blick im Publikum mag es aber auch so gereicht haben, auch ohne reale Präsenz der Erwähnten, die inzwischen für andere Vereine im Einsatz sind. Erst recht dann in Anbetracht des Ergebnisses. Der Filderclub verlor seine Heimpartie gegen den FC Wangen unglücklich mit 0:1. Saisonniederlage Nummer eins also. Oder, andersherum betrachtet: nach nun vier Auftritten warten die Echterdinger weiter auf den ersten Sieg. Und da wiederum lässt sich durchaus ein gedanklicher Bogen spannen zu einstigen eigenen Größen wie einem Häcker, Lekaj oder Capar.

Fehlende Kaltschnäuzigkeit

„Wir haben hinten praktisch nichts zugelassen, vorne aber die Tore nicht gemacht“, bilanzierte der Trainer Francesco Di Frisco. Die Kaltschnäuzigkeit eines Häcker, die Durchschlagskraft eines Lekaj, die Dribbelstärke eines Capar – es waren Komponenten, die wie schon beim vorangegangenen 1:1 in Pfullingen fehlten. Am Ende stand somit eine ernüchternde Erkenntnis: Calcio hatte die besseren Chancen als der Gegner, Calcio hatte mehr Spielanteile als der Gegner, Calcio drängte zuletzt entschlossener auf eine Entscheidung als der Gegner – die Punkte jedoch nahm jener mit.

Sonntagsschuss am Samstag

Just in einer Phase, als Di Friscos Elf mit Hilfe der eingewechselten Viktor Ribeiro und Sangar Aziz die Schlagzahl erhöhte, jubelten plötzlich die Gäste. Nach einem Eckstoß nahm ihr Kapitän Erik Biedenkapp den Ball an der Strafraumgrenze mit Risiko (81.). Ein Volleyschuss quasi mitten in die Zehn. „In neun von zehn Fällen jagt er die Kugel bei so einem Versuch in den siebten oder achten Stock“, sagte Di Frisco. Diesmal war sie drin und hatten die Allgäuer somit ihren Ruf als Calcio-Angstgegner gefestigt. Von sieben Duellen in der Spielklasse haben die Echterdinger lediglich eines gewonnen und nun fünf verloren. Zugleich degradierte ihr Kontrahent seine eigentlich widrigen Voraussetzungen des Nachmittags zum Nebenaspekt. Nicht nur, dass ihm einige Stammkräfte fehlten, darunter der verletzte Alessandro Riedle, Sohn des 1990er-Weltmeisters Karl-Heinz Riedle. Auch hatten die Wangener für die Anreise wegen eines Staus auf der Autobahn fast vier Stunden im Bus verbracht.

Pranjic feiert Comeback

Was für Calcio an Positivem mitzunehmen bleibt, ist die Abwehrleistung. Nach der Verabschiedung vom mitunter selbstzerstörerischen Hurrafußball vergangener Jahre haben die Echterdinger an Stabilität gewonnen. Statistischer Beleg: In der laufenden Runde haben sie insgesamt erst vier Gegentreffer zugelassen. Zum gleichen Zeitpunkt der vorigen Saison waren es bereits elf gewesen. Aktuell verrichtete die defensive Fünferkette, auf die das Trainerteam bei gegnerischem Ballbesitz setzt, einen konzentrierten Job – auch dank der wirklichen Rückkehr eines Akteurs der alten Garde. Bei ihm nicht nur der Schriftzug auf dem Trikot: es war tatsächlich Josip Pranjic, der nach einjähriger Verletzungspause erstmals wieder mitwirkte (siehe auch „Spieler des Spiels“).

Wäre nun eben nur nicht noch diese Sache mit dem Toreschießen. Dass sich sein Aufgebot in diesem Bereich steigern muss, weiß auch Di Frisco. Sorgen macht er sich gleichwohl keine, wie er sagt. Nicht im Angriff. Dort ruhen die Hoffnungen auf den Rotsündern Daniele Cardinale (noch zwei Spiele Sperre) und Joao Victor Schick (am nächsten Spieltag wieder dabei). Vor allem sie sind es, die die Namen Häcker, Lekaj oder Capar vergessen machen sollen.

Ausgefallene Spiele neu terminiert

Und auch nicht in der Tabelle, wo Calcio fürs Erste Drittletzter ist. Schließlich haben die Echterdinger noch drei Nachholspiele. Die ausgefallenen Begegnungen der Coronapause von zuletzt sind inzwischen neu angesetzt: am 13. Oktober bei Türkspor Neu-Ulm, am 20. Oktober gegen den VfL Sindelfingen, am 27. Februar in Holzhausen.

Ob bis dahin jeder Spieler sein eigenes Trikot haben wird?

Calcio-Spieler des Spiels

Josip Pranjic
Gute Übersicht, gute Zweikampfbilanz, gute Organisationsarbeit im Defensivverbund – es war ein souveränes Comeback des Abwehrchefs. Gerade so, als wäre er nie weggewesen. Dabei hat Pranjic nach einem Kreuzbandriss eine einjährige Wettbewerbspause hinter sich. Dass er zuletzt im Heimaturlaub individuelle Trainingsschichten schob, macht sich nun bezahlt. (Nominierungen: 1)

Calcio Leinfelden-Echterdingen: Berisha – Avdiu (65. Sirianni), Biljeskovic, Pranjic, Adzem, Zweigle – Popescu (84. Dambone Sessa), Candan (66. Ribeiro), Dodaj, Bahm (76. Aziz) – Pescione. FC Wangen: Maier – Bukvic, Wellmann, Schumacher, Müller – Gleinser (90.+1 Kohlhund), Biedenkapp, Basar, Kramer (87. Demircan) – Korkmaz, Schmid (89. Mayländer).