Der Traum von einer Reise zur WM hat sich für Kevin Kuranyi während seiner aktiven Karriere nicht erfüllt. Mit 35 könnte es für den früheren Stürmer des VfB Stuttgart nun klappen – er kann sich viele Funktionen vorstellen.

Stuttgart - Es ist nicht so, dass Kevin Kuranyi nichts mehr zu tun hätte, seit er am 14. Mai 2016 im Trikot von 1899 Hoffenheim sein letztes Spiel als Fußballprofi bestritt (1:4 gegen Schalke). Der 35-Jährige ist viel unterwegs, berät Spieler, gibt hin und wieder Interviews, bereitet sein offizielles Abschiedsspiel am 2. April auf Schalke vor – und spielt neuerdings auch wieder regelmäßig Fußball, als Trainingsgast des Verbandsligisten Calcio Leinfelden-Echterdingen.

 

Ein bisschen Zeit bleibt trotzdem noch, weshalb der frühere Stürmer des VfB Stuttgart nun eine Initiativbewerbung an den Verband des WM-Neulings Panama gerichtet hat, den er im Sommer in Russland gerne unterstützen möchte: „Vielleicht gibt es eine Möglichkeit. Ob als Mannschaftsbetreuer oder in einer anderen Funktion, ich würde gerne helfen“, sagte Kuranyi dem Sportmagazin „Socrates“. Er kenne die meisten Nationalspieler sehr gut und sei mit vielen befreundet, „weil ich jedes Jahr in Panama Fußball spiele und so meiner Jugendmannschaft helfe“.

Zwei Jahre hat Kevin Kuranyi in Panama gelebt

Kuranyi, als Sohn eines ungarischen Vaters und einer panamaischen Mutter in Rio de Janeiro geboren, besitzt neben der deutschen und brasilianischen auch die panamaische Staatsangehörigkeit. Er lebte zwei Jahre in dem mittelamerikanischen Land. Dass sich Panama erstmals für die WM qualifizieren konnte, nannte der 52-malige Nationalspieler „einen Traum“: Es gebe „Jungs in Panama in meinem Alter, die seit Jahren darum kämpfen, einmal bei einer WM dabei zu sein. Jetzt, am Ende ihrer Karriere, haben sie es geschafft“, sagte Kuranyi: „Der Präsident hat kurzerhand einen Nationalfeiertag ausgerufen.“ Man könne sich vorstellen, „was die WM-Teilnahme für das Land bedeutet“.

Joachim Löw warf Kuranyi einst aus der Nationalmannschaft

Für ihn selbst könnte sich mit der Reise zur Endrunde nach Russland irgendwie doch noch der Kreis schließen. Als Profi nahm er zwar an zwei Europameisterschaften teil (2004 und 2008) – sein Traum von einer WM aber blieb unerfüllt. Für die Heim-WM 2006 wurde er von Jürgen Klinsmann überraschend nicht nominiert – stattdessen fanden sich Mike Hanke und David Odonkor im deutschen Kader. Vier Jahre später wartete der Stürmer trotz Topform vergeblich auf Begnadigung, nachdem er im Oktober 2008 von Joachim Löw aus dem Nationalteam geworfen worden war, weil er in Dortmund während eines Länderspiels frustriert das Stadion verlassen hatte.

Es sei sein größter Fehler gewesen, sagt Kuranyi im Rückblick. Die Stadionflucht habe „meine Karriere markiert. Es entstand dadurch sicherlich ein etwas anderes Bild von mir. Aber da bin ich selbst schuld.“