Der Kapitän des VfB Stuttgart verliert mit Japan das Achtelfinale mit 2:4 nach Elfmeterschießen gegen Kroatien. VfB-Teamkollege Hiroko Ito kann nur auf der Bank mitfiebern.

Sport: Marco Seliger (sem)

Am Ende dieses aufreibenden Fußballabends stand Wataru Endo auf der Mittellinie. Im Mittelkreis stützte er die Hände in die Hüften. Der Blick ging ins Leere. Dass ihn einige seiner japanischen Teamkollegen aufbauen und trösten wollen, interessierte den Mittelfeldmann in Diensten des VfB Stuttgart nicht. Zu bitter war dieser Moment: Aus im WM-Achtelfinale gegen Kroatien. Im Elfmeterschießen - nachdem drei seiner Kollegen in der finalen Lotterie am kroatischen Keeper Dominik Livakovic scheiterten. Endo, der VfB-Kapitän, konnte zum Schluss also nichts mehr ausrichten. Und dann stand er da. Konsterniert, traurig, niedergeschlagen.

 

Eine Viertelstunde später steht Endo an einem anderen Ort und gibt seine ersten Interviews. Inzwischen hat er in den Katakomben die Arme verschränkt – und ganz offenbar die Fassung wieder gewonnen, nachdem er sie vorher auf dem Platz kurz verloren hatte. „Wir können stolz auf uns sein“, sagt Endo im Gespräch mit unserer Redaktion, „wir haben bei dieser WM gegen Spanien und Deutschland gewonnen, das war eine großartige Erfahrung für mich und das ganze Team.“ Jetzt, so Endo weiter, „wollten wir unbedingt unter die letzten Acht kommen, leider hat es nicht geklappt. Ich bin sehr enttäuscht.“

Gedanken an Stuttgart

Immerhin, ein paar Augenblicke später findet Endo sein Lachen wieder, als es um seine nähere Zukunftsplanung geht. Der VfB-Kapitän wird jetzt, so berichtet er es selbst, erstmal nach Stuttgart zurückkehren, denn: „Meine Kinder müssen ja in die Schule.“ Dann gehe es mit der Familie nach Japan, sagt Endo noch – ehe er ums Eck geht, in die Kabine. Dorthin, wo die traurigen Teamkollegen sitzen.

Wataru Endo war ja vorher über lange Zeit eine prägende Figur dieses Achtelfinals gewesen, das mit einem 4:2 (1:1, 0:1) nach Elfmeterschießen für Kroatien endete. Denn Endo spielte die gesamten 120 Minuten über - im Gegensatz zu seinem Landsmann und VfB-Teamkollegen Hiroki Ito. Der Abwehrmann saß über die komplette Spielzeit auf der Bank. Auch der dritte Stuttgarter, der am Montagabend zum Zuge hätte kommen, betrat den Platz nicht – er war noch nicht einmal im Stadion. Borna Sosa, der kroatische Linksverteidiger in Diensten des VfB, lag mit einem grippalen Infekt flach.

Endo stopft die Löcher

Und so war es aus Stuttgarter Sicht an Endo, die ersten Zeichen in der Wüste zu setzen – und der Japaner begann früh damit. Seine Flanke nach einer Ecke in Minute drei landete punktgenau auf dem Kopf von Taniguchi – doch der setzte die Kugel drüber. In der Folge stopfte Endo in gewohnter Manier die Löcher im Mittelfeld und setzte obendrein auch Akzente im Spiel nach vorne. So brillierte er nach einer knappen halben Stunde mit einem klugen Schnittstellenpass und läutete damit eine dominante Schlussphase der Japaner in der ersten Hälfte ein.

In der 41. Minute steckte er den Ball dann genial zu Daichi Kamada durch, er sezierte also die kroatische Abwehr mit einem Steckpass – doch der Frankfurter schoss den Ball drüber. Und dann, ja dann, gab es für Endo und seine Kollegen die Belohnung für die Drangphase. Daizen Maeda staubte nach einem Eckball zum 1:0 ab – und hüpfte in die Arme von Endo, der im Sechzehner der erste Gratulant war.

Livakovic wird zum Held

Auch in Hälfte zwei gab der Stuttgarter Mittelfeldmann weiter den Ausputzer mit sauberen Grätschen und versuchte das Spiel der Japaner nach vorne zu strukturieren, was ihm allerdings nicht mehr so gut gelang wie noch im ersten Durchgang. Denn die Kroaten kamen auf – und in der 55. Minute durch einen Kopfball von Ivan Perisic zum Ausgleich.

Das wiederum wollte Endo so nicht stehen lassen – zwei Minuten nach dem 1:1 zog er aus 22 Metern mit rechts ab. Der kroatische Keeper Livakovic lenkte seinen satten Schuss über die Latte. Dennoch: Kroatien war nun besser, doch Endo stemmte sich im Zentrum gegen die drohende Niederlage. So rammte er den Superstar Lukas Modric von Real Madrid in Minute 81 einfach mal weg.

Es blieb nach 90 Minuten beim 1:1, es ging also in die Verlängerung – in der sich beide Teams weitgehend neutralisierten, wie das dann so schön heißt. Und dann begann es, das finale Drama vom Punkt. Es gab Elfmeterschießen – mit dem besseren Ende für die Kroaten. Und dem so traurigen für Endo und Ito.