Vertreibung, Diskriminierung, unmenschliche Arbeitsbedingungen: Große Sportereignisse wie die WM in Russland gehen mit der Aushöhlung von Menschenrechten einher. Wie könnte eine Megaevent aussehen, das tatsächlich niemandem schadet?

Berlin - In Russland steuert die von der Regierung ausgerufene Dekade des Sports auf ihren Höhepunkt zu. Schon vor Beginn der Fußball-WM am 14. Juni haben Dutzende internationale Ereignisse stattgefunden: die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi oder die Weltmeisterschaften im Biathlon 2011, in der Leichtathletik 2013 und im Schwimmen 2015. Im Sport konnte sich Wladimir Putin als Staatsmann in Szene setzen, während zur gleichen Zeit russische Soldaten in die Ostukraine vordrangen oder für den syrischen Kriegsverbrecher Assad kämpften. Die emotionalen Bilder des Sports helfen Russland bei der Identitätssuche: ein riesiges Land, das mit seinen hundert ethnischen Gruppen noch immer keine gemeinsame Erzählung kennt.