Die Rad- und Fußgängerbrücke zwischen den Esslinger Stadtteilen Mettingen und Brühl soll im kommenden Jahr auf Vordermann gebracht werden. Die Stadträte ärgern sich zwar über die Kosten, doch man will eine Hängepartie wie bei anderen Brücken unbedingt vermeiden.

Die Hängebrücke soll nicht zur Hängepartie werden. Deshalb will die Stadt Esslingen den Neckarsteg zwischen den Stadtteilen Mettingen und Brühl im kommenden Jahr sanieren. Die Rad- und Fußgängerbrücke ist noch keine 20 Jahre alt, rostet laut Experten an verschiedenen Bauteilen aber schon erheblich. Während der mehrmonatigen Instandsetzung muss der Neckarsteg voll gesperrt werden.

 

Die Standsicherheit der 270 Meter langen Hängebrückenkonstruktion mit den zwei markanten Pylonen ist nach Angaben der Stadtverwaltung zwar nicht gefährdet, aber neben einigen kleineren Schäden sei vor allem die starke Rostbildung an den Seitenblechen und den Querträgern auffallend. Mit der Sanierung wolle man ein Fortschreiten der Korrosion verhindern und dafür sorgen, dass der Steg weitere 60 bis 80 Jahre genutzt werden kann.

Steg wird vier bis fünf Monate lang gesperrt

Während der vier bis fünf Monate dauernden Instandsetzung, die im Frühjahr und Sommer 2025 erfolgen soll, muss der Neckarsteg laut Stadtverwaltung komplett gesperrt werden. Die Brücke verbindet nicht nur die Esslinger Stadtteile Brühl und Mettingen, sondern schließt Brühl auch an die S-Bahn-Station in Mettingen an und stellt zudem eine Verbindung zwischen dem betrieblichen Bildungszentrum von Mercedes-Benz am Südufer und dem Mercedes-Benz-Werk Mettingen auf der Nordseite her. Rund 375 Fußgängerinnen und Fußgänger sowie etwa 160 Radfahrerinnen und Radfahrer nutzen den Steg nach Angaben der Stadt im Durchschnitt pro Tag – während der Arbeiten werden sie über die dann fertiggestellte neue Hanns-Martin-Schleyer-Brücke umgeleitet.

Rund eine Million Euro soll die Sanierung der 2006 fertiggestellten Brücke kosten. So manch Stadtrat zeigte sich in der jüngsten Sitzung des Mobilitätssausschusses konsterniert darüber, dass nach solch einer verhältnismäßig kurzen Zeit bereits so viel Geld in die Instandhaltung des Stegs fließen soll. So fragte etwa Andreas Koch (SPD): „Eine 20 Jahre alte Brücke, die für eine Million Euro saniert werden muss, wie kann das sein?“ Seine Fraktion sei entsetzt und frage sich, wer da so lausig gebaut habe. „Uns fällt es alles andere als leicht, einfach eine Million Euro aus dem Ärmel zu schütteln“, so Koch.

Stadträte sehen sich zu Sanierung gezwungen

Nicht wenigen Gemeinderatskollegen ging es ähnlich – gleichwohl sah man sich zu der Ausgabe gezwungen. So betonte etwa Hermann Falch (Freie Wähler): „Wir werden um die Million, die wir nicht haben, wohl nicht herumkommen.“ Seine Fraktion wundere es auch, dass der Steg schon nach knapp 20 Jahren saniert werden müsse, aber: „Es bleibt uns nichts anderes übrig, als das zu machen, weil die Verbindung sehr wichtig ist.“ Jürgen Menzel (Grüne) erklärte: „Wir können uns die Sanierung des Stegs nicht sparen, denn eine Hängepartie wie beim Alicensteg können wir nicht gebrauchen.“ Ähnlich Brigitte Häfele (FDP): „Wir müssen das Geld ausgeben, um Schlimmeres zu verhindern.“ Und Tim Hauser, Fraktionschef der CDU, betonte: „An vielen anderen Brücken haben wir die Sanierung verschlafen, daher erledigen wir das lieber jetzt als später.“

Unterdessen erklärte Thomas Gruseck, Leiter der Abteilung Ingenieurbauwerke im Esslinger Tiefbauamt: „Es ist normal, dass nach 20 bis 25 Jahren in den Korrosionsschutz einer Brücke investiert werden muss.“ Aus seiner Sicht sei es vernünftig, dies nun zu tun. „Wenn man jetzt noch wartet, muss man später mehr machen“, so Thomas Gruseck. Die Sanierung koste viel Geld, das sei ihm klar. „Aber bei der Größe der Brücke und in dem Zeitraum ist das durchaus im Rahmen“, so Gruseck. Mit mangelnder Qualität habe das nichts zu tun. „Ich denke, die Brücke ist schon qualitativ hochwertig gebaut“, sagte der Abteilungsleiter.