Der Gemeinderat spricht sich mit Mehrheit dafür aus, dass Fahrräder in der Fußgängerzone nur geschoben werden dürfen. Ausgenommen ist von April an die Zeit zwischen 20 Uhr und 8 Uhr.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Winnenden - Das schlagende Argument in der Diskussion des Winnender Gemeinderates um das Radfahren in der Fußgängerzone hat Erich Pfleiderer (Freie Wähler) eingebracht: „Wir haben hier in Winnenden durch die Paulinenpflege mehr hörbehinderte Menschen. Diese wären durch Radfahrer sehr gefährdet.“ Eine Meinung, der sich am Schluss die Mehrheit der Stadträte anschloss, als es darum ging, für ein Jahr testweise das Radfahren in der Marktstraße zu erlauben.

 

Die Radelfrage spaltet den Gemeinderat

„Bei uns stellen sich die Leute auf diesen Personenkreis ein“, lautete das nicht weniger plausible Gegenargument von Thomas Traub (CDU), der damit auf die besondere Situation Winnendens verwies. Wegen der Paulinenpflege und des Zentrums für Psychiatrie sind die Einwohner Winnendens im Umgang mit Menschen mit Behinderung sensibler als anderswo. Es gehe aber auch um das Verhalten der Radler, warfen andere Stadträte ein. Marie-Christine Sammet (Freie Wähler), die einen Stand auf dem Markt betreibt, konnte aus Erfahrungen mit ruppigen Radlern berichten. „Mich hat erst heute einer angefahren.“

Ähnliches hatte auch schon der SPD-Stadtrat Uwe Voral in einer Gemeinderatssitzung im Frühjahr berichtet. „Ich bin auch schon mit einem Radfahrer in der Fußgängerzone zusammengestoßen. Dank meiner Leibesfülle ist er zu Boden gegangen und nicht ich“, sagte der entschiedene Gegner von Radlern in der Fußgängerzone. Peter Friedrichsohn (FDP) bekannte sich hingegen dazu, bisweilen selbst auf dem Velo in der Marktstraße unterwegs zu sein. „Wenn man Rücksicht nimmt, geht das“, so der 83-Jährige

Die Befürworter des Fahrradfahrens – darunter auch der Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth – setzten auf die Vernunft der Zweiradfahrer. „Wir wollen, dass die Leute mit dem Rad in die Stadt kommen, dann müssen wir ihnen auch entgegenkommen. Wir sollten etwas neues wagen“, argumentierte Andreas Herfurth, der Sprecher der SPD-Fraktion.

Auf Querungen wie der Schloßstraße darf gefahren werden

Die Radelfrage war Teil des Radverkehrskonzepts, das vom Gemeinderat schließlich verabschiedet wurde. Dieses ist zusammen mit der Nachbargemeinde Berglen erarbeitet worden – mit dem Ziel, den bisher geringen Anteil an Radlern im kommunalen Verkehr zu erhöhen. „Angesichts der Topografie Winnendens sollte das doch möglich sein“, sagte Christoph Mohr (Grüne). Zumindest in der Kernstadt seien Steigungen übersichtlich.

Schließlich ließ sich eine Mehrheit davon überzeugen, den Radlern wenigstens nachts Grünes Licht zu geben. Zwischen 20  und 8 Uhr darf man vom 1. April an nun in der gesamten Fußgängerzone fahren. Außerdem darf man dann die Marktstraße ganztags überqueren, etwa an der Schloßstraße, was vor allem Schülern auf dem Schulweg entgegen kommt.