Die G-7-Staaten treffen sich in einer Zeit voller Krisen in Hiroshima. Ziel ist es, ein gemeinsames Vorgehen abzustimmen.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Zwei abwesende Staaten stehen im Zentrum beim G-7-Gipfel in Hiroshima. Russland und China bestimmen die Tagesordnung der Staats- und Regierungschefs der führenden westlichen Industriestaaten bei ihrem jährlichen Treffen am Freitag und Samstag.

 

Diskutiert wird die Frage, wie der Druck auf Moskau wegen des Überfalls auf die Ukraine weiter erhöht werden kann. Die Europäische Union hat in den vergangenen Monaten bereits zehn Sanktionspakete verabschiedet und arbeitet an neuen Maßnahmen, um das Regime im Kreml zum Einlenken zu bewegen. Finden die G-7-Staaten keine angemessene Reaktion auf den Krieg, könnten das weitreichende Folgen haben. Die US-Regierung hat bereits kurz vor dem Gipfel angekündigt, neue Sanktionen auf den Weg zu bringen.

Politischer Balanceakt in Hiroshima

Befürchtet wird, dass sich China das imperiale Großmachtstreben Moskaus zum Vorbild nehmen und in absehbarer Zukunft das benachbarte Taiwan annektieren könnte. In Hiroshima versuchen die Staats- und Regierungschefs einen wirtschaftlichen und politischen Balanceakt, denn die meisten westlichen Staaten sind vom Absatzmarkt in China abhängig. Für diese Regierungen stellt sich zudem die zentrale Frage, wie ihre Länder etwa unabhängiger von den wichtigen Rohstofflieferungen aus der Volksrepublik werden können. Die Corona-Pandemie hat nicht nur der deutschen Industrie gezeigt, wie fragil die Lieferketten in Krisenzeiten sind. Aus Deutschland, das wirtschaftlich stark mit China verflochten ist, wurde zuletzt immer wieder die Devise ausgegeben: „Diversifizierung ja, Abkoppelung nein“.

Die Bundesregierung betont, dass die Positionen Deutschlands und der USA in dieser Frage nicht so weit auseinander lägen, wie es den Anschein habe. Denn Berlin sieht den immer aggressiveren Kurs der USA gegenüber Peking mit einiger Skepsis. Zur wachsenden militärischen Rivalität zwischen den beiden Supermächten kommt die zunehmende wirtschaftliche Konkurrenzsituation. Zuletzt versuchte Washington, die Volksrepublik von Lieferungen weit entwickelter Computerchips und Technik zu ihrer Herstellung abzuschneiden.

Hiroshima als warnendes Symbol für die Welt

Der japanische Gastgeber will mit dem symbolträchtigen Veranstaltungsort das Augenmerk allerdings auch auf ein drittes Thema lenken, das gerade in diesen Krisenzeiten von großer Bedeutung ist. Am 6. August 1945 hatte eine Atombombe der USA die Großstadt Hiroshima zu 80 Prozent zerstört. Mehr als 70.000 Menschen starben sofort, bis Ende 1945 belief sich die Zahl der Todesopfer bereits auf 140.000. Zehntausende weitere starben an den Spätfolgen der radioaktiven Verstrahlung. Das soll den Staats- und Regierungschefs ins Gedächtnis gerufen werden. Geplant ist vor diesem Hintergrund auch eine Gipfelerklärung zur nuklearen Abrüstung. Zudem lädt Japans Ministerpräsident Fumio Kishida seine Gäste am Freitag zu einem Besuch des Friedensmuseums in Hiroshima ein, das an den Atombombenabwurf erinnert. Eines machten die USA allerdings bereits vor dem Gipfel sehr deutlich. US-Präsident Joe Biden wird sich bei seinem Besuch in Hiroshima auf keinen Fall für den amerikanischen Atomwaffeneinsatz im August 1945 entschuldigen.