Olaf Scholz dürfte gestärkt aus dem G7-Gipfel hervorgehen – auch wenn auf Schloss Elmau nicht alles nach seinen Wünschen verlief.

Die erste Frage auf der Schlusspressekonferenz des Gipfels legt gleich den Finger in die Wunde. Olaf Scholz wird gefragt, warum nicht er als Vorsitzender, sondern die US-Seite wichtige Beschlüsse verbreitete, den Importstopp für russisches Gold etwa oder zu Preisobergrenzen für Öl? „Ich teile diese Beobachtung nicht“, antwortet der Kanzler kurz und verschwendet kein weiteres Wort über Joe Bidens Vorpreschen auf Twitter. Lieber berichtet Scholz „sehr froh“ zu sein, dass „ich dazu einen wichtigen Beitrag leisten konnte“. Das Treffen war aus seiner Sicht „sehr gut für G7“ – und für ihn.

 

Tatsächlich dürfte er Biden die Aufmerksamkeit gegönnt haben, da der schon am ersten Gipfeltag in Vorleistung gegangen war. Der Mann, dessen Land der Ukraine am stärksten militärisch hilft, bedankte sich fast überschwänglich beim Kanzler, dessen Waffenbruderschaft mit Kiew immer wieder in Frage gestellt wurde – und bescheinigte ihm, „einen großartigen Job“ zu machen. Biden bestätigte so nicht nur das Kanzlermantra, wonach eng abgestimmt auf Russlands Angriffskrieg reagiert werde. Es ließ auch den Willkommensgruß von Bayerns CSU-Ministerpräsident Markus Söder an alle Gipfelteilnehmer außer Scholz kleinkariert aussehen.

Seine Vorschläge tragen Früchte

Inhaltlich kann er ebenfalls darauf verweisen, dass einige Ideen für den deutschen G7-Vorsitz Früchte getragen haben. Das gilt für eine geplante Wiederaufbaukonferenz für die Ukraine, vor allem aber für den globalen Klimaclub, den „ich schon lange vorgeschlagen habe“. Dass der auf Basis der Elmauer Vereinbarung bis Jahresende gegründet werden soll, mache ihn „glücklich“, sagt Scholz, ohne dass es ihm anzusehen wäre. Stolz ist der Kanzler auch, „die richtigen Partner“ gewählt zu haben. Die strategisch ausgesprochenen Gipfeleinladungen etwa an Indien und Südafrika haben zwar nicht dazu geführt, dass die Länder sich wortreich von ihrer Kooperation mit Russland und China lossagen. Zumindest aber bleibt man mit ihnen im Gespräch – die Vorarbeit leistete Scholz bilateral.

Die Gipfelrunde ist Scholz auch bei einem heiklen Punkt gefolgt, der ihm innenpolitisch Kritik einträgt. Das noch von Gas abhängige Deutschland darf der Abschlusserklärung zufolge nun auch die Exploration neuer Gasfelder fördern, etwa vor der Küste des kürzlich vom Kanzler besuchten Senegal. Das sei nur für den „Übergang“ gedacht, betont Scholz, und geschehe im Einklang mit den Pariser Klimazielen. Für die Organisationen Brot für die Welt und Misereor ist das „ein historischer Klima-Rückschritt“.

Weltenlenker Scholz verrät nicht alles

Endgültig angekommen im Kreis der Weltenlenker scheint sich Scholz zu fühlen nach den „intensiven und konstruktiven“ Tagen von Elmau. Er wird gefragt, ob er Näheres zu den verabredeten Sicherheitsgarantien für eine befriedete Ukraine sagen könnte. „Das könnte ich“, sagt der Bundeskanzler, tut es aber nicht. „Das war’s“, sagt er nach der extrem knappen Antwort – und grinst.