Gaby Hauptmanns „Talk am See“ ist schwach gestartet. Harmlosen Gästen wie Paola Felix ist die Moderatorin viel zu oft ins Wort gefallen. Dem gewieften Politstimmungsmacher Jürgen Todenhöfer hatte sie dafür nichts entgegenzusetzen.

Stuttgart - Einschlafen kann man bei dieser Sendung nicht. Zwar pendelt sich das launige Erzählen der Gäste in der neuen SWR-Quasselrunde „Talk am See“ immer wieder mal auf jenem Niveau freundlicher Belanglosigkeit ein, das zum geborgenheitsmolligen Einnicken verführt. Aber kaum wollen die Lider schwer werden, schmettert Talkmasterin Gaby Hauptmann mindestens mal wieder ein „das ist ja schön“ “ in die Sätze ihres Gegenübers, aufschreckend lauter als alle anderen.

 

Das Wort abgeschnitten

Hauptmann, gelernte Journalistin, Bestsellerautorin („Suche impotenten Mann fürs Leben“) und nun auch Talkmasterin, will nichts der möglichen Unaufmerksamkeit der Zuschauer überlassen. Immer wieder interpretiert und benotet sie schmissig wohlwollend, was gerade gesagt wurde, schneidet ihren Gästen dabei schon mal das Wort ab oder nimmt in einer Frage vornweg, was sie als Antwort hören möchte.

Ein gewisses Grundvertrauen in sich selbst muss man für diese Art der Gesprächsführung mitbringen. Aber „Talk am See“ ist keine Show forscher Eitelkeit. Gaby Hauptmann will bloß nichts falsch machen, hat gewiss auch die Ermahnung im Nacken, bei fünf Gästen und nur einer Stunde Sendezeit niemanden lange abschweifen zu lassen. Sie greift also permanent auch da ein, wo ein Nicken genügen würde. Sogar ihr Lachen bekommt etwas routiniert Autoritäres, wie das Handzeichen eines Parkplatzaufsehers, der Autofahrer einwinkt.

Anekdoten und Prahlereien

Wie sie da ihre Plaudereien mit der Schlager- und „Verstehen Sie Spaß“-Legende Paola Felix, mit der als „Prenzlschwäbin“ bekannt gewordenen Kabarettistin Bärbel Stolz, mit der Sterneköchin Douce Steiner und dem „Fridays for Future“-Aktivisten Max Herzog vorantreibt, wird Hauptmanns Missverständnis offenbar: dass es bei bunten Talkrunden auf ein gewisses Energielevel ankäme.

Vermutlich sind diese häufig laufenden Sendungen aber eher der Ersatz für die Gespräche im größeren Familienkreis von einst. Man lässt die Anekdoten und kleinen Prahlereien vorbeiplätschern und freut sich auf halbem Ohr mit den einen an ihren rauschenden Erfolgen und mit den anderen, dass sie ihre tiefen Krisen überwunden haben. Vielleicht entspannt Hauptmann sich ja noch.

Unwidersprochenes

Womit das Format aber ungut gesprengt wurde, war der Auftritt Jürgen Todenhöfers. Der hat wieder mal in vertrauter Betroffenheitspose vom Leiden der Menschen in islamischen Ländern berichtet, für das in seiner Variante in erster Linie die USA, Deutschland und Israel verantwortlich sind. Im Rahmen ihres Schwatzes aus Konstanz konnte Hauptmann dieser sehr speziellen Augenzeugenschaft nichts entgegensetzen.

So ging am selben Tag, an dem russische Bomber und Assads Luftwaffe diverse Rebellenfraktionen und die Zivilbevölkerung in Syrien gleichermaßen niederbombten, die Fiktion über den Äther, vor allem wahllose westliche Luftangriffe sorgten für Elend. Das Thema ist komplex und wichtig. Es zu behandeln, indem man Todenhöfer unwidersprochen reden lässt, ist eines öffentlich-rechtlichen Senders nicht würdig.