Von Mai bis Juni gibt es immer mehr Gänse als sonst rund um die Parkseen der Stadt, da sie jetzt ihren Nachwuchs aufziehen und so auf diese Lebensräume angewiesen sind.

Lokales: Armin Friedl (dl)

Jetzt ist die Zeit, in der die Gänse in der Stadt ihren Nachwuchs bekommen. Einige haben noch etwas Flaum, aber die meisten staksen schon ganz selbstbewusst ihren Eltern hinterher. Das ist die Zeit, in der sich die jungen Familien lieber etwas zurückziehen von den Wegen der Menschen. Zumindest ist es so bei den Parkseen bei der Haltestelle Mineralbäder. Lediglich das so genannte Sonnendeck, die im Zuge der Sanierung neu geschaffene Betonplattform, scheint ein beliebter Treffpunkt der gefiederten Bewohner dieser Gegend zu sein. Darauf weisen zumindest die vielen Kotspuren hin, wobei die auch nicht mehr ganz taufrisch sind. Die Gänse gehen lieber in die Feuchtwiesen rund um die Seen. Da haben sie ja auch das bessere Nahrungsangebot.

 

Zu viele Gänse im Killesbergpark

Doch andere Seen, andere Sitten offensichtlich. Ein Leser berichtet uns: „Wenn Sie im Killesberg spazieren gehen wollen, können Sie den Park und die Blumen und Pflanzen gar nicht mehr anschauen, weil Sie müssen ständig auf den Boden schauen, damit Sie nicht von einem Gänsehaufen in den anderen treten“. Er schlägt sogar die Umbenennung des Killesbergs in Gänsekackpark vor, sieht diese Entwicklung als das Wirken von übermächtigen Tierschutzorganisationen. Wenigstens die Eier könne man doch entfernen und mit Attrappen ersetzen. Doch wie lässt sich dieser Eindruck bestätigen?

So viel schon mal vorab: Es gibt keine systematischen Zählungen oder Erfassungen von Wildtieren in der Stadt. Aber es gibt Menschen, die berufsbedingt die Populationen verschiedener Tiere in der Stadt beobachten und daraus ihre Schlüsse ziehen. Am Max-Eyth-See etwa ist es vor allem die Kolonie der Graugänse, die von einer Ornithologin vom Naturkundemuseum seit vielen Jahren beobachtet werden. Für den Killesberg ist die Stadt Stuttgart zuständig. Und da heißt es vom Amt für öffentliche Ordnung: Es gebe derzeit nicht ungewöhnlich viele Gänse im Killesbergpark. Beschwerden über Gänsedreck gebe es aber schon, aber die kommen derzeit vor allem aus den Bereichen Mittlerer Schlossgarten und Feuersee. Untätig bleiben diese Experten deshalb aber nicht: „Das Regierungspräsidium Stuttgart als Obere Naturschutzbehörde erarbeitet ein Konzept für die so genannten invasiven Arten. Wir stehen hierzu beratend zur Seite“, so ein Sprecher der Stadt Stuttgart: „Eine Bejagung ohne vorheriges Konzept wäre rechtlich nicht zulässig.“

Die Lebensweise und das Nahrungsangebot

Aber natürlich gibt es mal mehr, mal weniger Gänse in den Parks. Und zur Zeit mit den Jungvögeln eben einige mehr. Eine Sprecherin der Stadt klärt auf: „Typisch in allen Parks mit Wasserflächen ist die Zunahme der Gänse von Mai bis Juni. Die erklärt sich in der Lebensweise und aufgrund des Nahrungsangebots für die Gänse. Die essen gerne kurzes frisches Gras, was in gepflegten Parkanlagen auf großen Flächen vorkommt. Und da bevorzugen sie das kurze Gras, das saftig und eiweißhaltig ist.“ Und deshalb, so die Sprecherin, „drängen die Gänse in dieser Zeit in die Parkanlagen auf die gemähten Wiesen“. Und da sind sie dann offensichtlich auch erfolgreich bei der Partnersuche. „Zur Mauser, die im gleichen Zeitraum stattfindet, wechseln die Gänse die Federn aus und können kurzfristig nur zu Fuß flüchten und nicht fliegen. Deshalb halten sich die Gänse jetzt gerne nah am Wasser auf“.

Schöne Naturbeobachtung

Die Zeit für derartige Aktivitäten ist endlich. Die Stadt-Sprecherin: „Nach der Mauser und der Brutaufzucht ab Ende Juli verteilen sich die Gänse wieder in der Landschaft.“ Deshalb der Rat vonseiten der Stadt: „Die Gänseküken watscheln im Gänsemarsch den Eltern hinterdrein. Das ist eine sehr schöne Naturbeobachtung“.