Der Valentinstag beschert Blumenhändlern früh im Jahr Umsatz. Doch die Gärtnereien, die Tulpen und Co. vortreiben, haben aktuell mit stark gestiegenen Energiepreisen zu kämpfen.

Fellbach - Wer das Gewächshaus der Familie Belser betritt, macht einen Schritt in den Frühling, denn hier setzen dessen Boten zur Blüte an. Rund 20 000 Tulpen werden dort in verschiedenen Etappen gezüchtet und dann in dem Blumenladen der Gärtnerei in der Fellbacher Bahnhofstraße verkauft – an diesem Montag, dem Valentinstag, werden es erfahrungsgemäß überdurchschnittlich viele sein.

 

Vorgezogener Frühling im Gewächshaus

Seit Mitte Januar schon gibt es die Tulpen in dem Blumengeschäft. Doch der vorgezogene Frühling hat seinen Preis: Es ist mit viel Energieaufwand verbunden, dass die Blumen Wochen und Monate früher als in der Natur blühen. „Die Tulpen brauchen etwa 16 Grad, damit sie wachsen“, sagt Rainer Belser. Fällt die Temperatur unter 12 Grad, bleiben die Tulpen stehen und wachsen nicht weiter.

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Sein Gewächshaus ist mit rund 130 Quadratmeter Fläche im Vergleich zu manch anderen Gärtnereien überschaubar. Doch auch hier seien die enorm angestiegenen Energiepreise spürbar. Die Heizkosten seien im Vergleich zu Vor-Coronazeiten um 30 bis 40 Prozent in die Höhe geklettert. Manchmal senke er die Temperatur etwas, das bringe aber mit sich, dass womöglich nicht genug Tulpen zur Verfügung stünden. So sei es immer eine schwierige Abwägung.

Energiekosten sind ein „Riesenthema“

Die explodierenden Energiekosten seien zurzeit ein „Riesenthema“, bestätigt Peter Schwarzkopf, der die Interessen seiner Berufskollegen schon seit vielen Jahren als Kreisgärtnermeister des Württembergischen Gärtnereiverbandes vertritt. Natürlich schlage sich das zum Teil kräftig in den Betriebsergebnissen nieder und wirke sich auch auf die Preise aus, daraus macht er keinen Hehl. Seine Gewächshäuser für die „Fellbacher Schnittrosen“ hat der Gärtnermeister und Gartenbautechniker zwar gut isoliert und beheizt sie mit Biogas aus einem Blockheizkraftwerk der örtlichen Stadtwerke. Aber für eine Produktion der floralen Liebesbotschafter zum Valentinstag reicht das noch nicht, denn die Rose benötige zum Wachstum nicht nur Wärme, sondern auch Licht. Die fehlende Sonne mit Lampen auszugleichen, sei zwar möglich, aber bedürfe eines enormen Energieaufwandes.

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Die meisten Rosenzüchter in diesen Breitengraden überließen den Valentinstag deshalb den Produzenten aus Südamerika oder Afrika und konzentrierten sich in dieser Zeit eher auf den Rückschnitt für ein gutes Gedeihen der Gewächse im Spätfrühjahr und Sommer. Für eine langstielige rote Rose müsse man zurzeit deswegen durchaus 3,50 bis 4,50 Euro investieren – das Doppelte des im Sommer üblichen Preises.

Doch auch wenn der 14. Februar so gesehen etwas zu früh komme, sei er für die heimischen Floristen und Gärtner durchaus ein wichtiger Tag im Jahresrhythmus. Schließlich bedeute er für viele Kunden Erinnerung und sei ein Anlass, mal wieder Blumen zu kaufen. Und wer dabei regional denke, könne seiner Liebsten ja auch mit schönen Primeln aus heimischer Zucht eine Freude bereiten.

Nachfrage nach Blumen ist da

Oder eben mit Tulpen, wenn man bereit ist, die teurer gewordene Produktion entsprechend zu bezahlen. Denn das räumt auch der Tulpenzüchter Rainer Belser ein: Man müsse den Preis etwas anpassen. Momentan sei es noch möglich, die hohen Energiekosten dadurch etwas aufzufangen, aber nicht mehr in zwei Monaten. „Im April, wenn die Freilandtulpen kommen, dann geht der Preis überall runter“, sagt Belser. Aber die Nachfrage sei da. „Blumen sind derzeit sehr gefragt, die Leute reisen weniger, sind mehr zu Hause. Ein schöner Blumenstrauß wirkt wie ein Motivationsschub“, sagt er.