Die Reihe „Solo für Stuttgart“ in der Galerie Abtart in Stuttgart-Möhringen soll Künstlern auch in Corona-Zeiten Auftritte ermöglichen, gefördert wird dies vom Land. Die Planungen gehen bis ins Frühjahr.

Lokales: Armin Friedl (dl)

Möhringen - Es ist gewöhnungsbedürftig, dass der Weg in den Hinterhof der Galerie Abtart zunächst eine Etage tiefer führt. Aber der Vorteil liegt auf der Hand: Da braust schon mal viel Verkehrslärm von der nahen verkehrsreichen Kreuzung in Möhringen über diesen Platz weg. Von den Veranstaltungen selbst bekommen die Anwohner im unmittelbaren Umfeld auf diese Weise wenig bis gar nichts mit. Und unter freiem Himmel findet die Kultur dort nach wie vor statt. Sollte es mal unerwarteterweise plötzlich regnen, ist da gleich das Untergeschoss der Galerie.

 

Ein herausragender und markanter Platz also, wo man Künstlerisches eindrucksvoll in Szene setzen kann. Das belegen ganz aktuell die fantastischen Tiergestalten von Raymond E. Waydelich, die dort gerade im Rahmen der Ausstellung „Drei elsässische Räuber“ mit Arbeiten von Tomi Ungerer und Marc Felten zu sehen sind, die Ausstellung wurde bis zum 22. Dezember verlängert.

Musik, Literatur und Performance

Ein toller Rahmen auch für die Veranstaltungsreihe „Solo für Stuttgart“, initiiert von der Galeristin Karin Abt-Straubinger und ihrer Stiftung. Die Idee: Wenn in der Innenstadt in Pandemie-Zeiten aufgrund der räumlichen Bedingungen künstlerisch eigentlich gar nichts mehr geht – hier in der Peripherie der City ist es aufgrund der besonderen Gegebenheiten möglich, in einem kleinen Rahmen: Künstlerische Abende mit Musik und Literatur, auch Performance-Abende soll es künftig geben. Das wird von höheren Stellen honoriert, denn das Land Baden-Württemberg unterstützt diese Mühen mit 26 000 Euro im Rahmen des Programms „Kunst trotz Abstand“.

Ganz aktuell ist dies allerdings sogar hier nicht mal möglich. Die für November und Dezember angesetzten Veranstaltungen mussten abgesagt werden. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Für einige Auftritte wurden bereits Ersatztermine gefunden, ansonsten läuft die Planung bis in den Sommer hinein. Irgendwann in den nächsten Monaten könnte es ja möglich sein, dass Künstler wieder live vor Publikum auftreten können, wenn auch vermutlich mit Einschränkungen.

Filme von Böller & Brot

Los geht es nach aktuellem Planungsstand am 29. Januar mit der Performance „7 feet beside“ von Sissy Halm. Dazu gehört die Ausstellung „Schönheitsfamilienwahn“ mit Fotos und Malerei von Anette Halm, die von der Karin-Abt-Straubinger-Stiftung gefördert wurde. Gleich beim Marienplatz leben die Filmemacherinnen Sigrun Köhler und Wiltrud Baier, die als Künstlerduo „Böller & Brot“ sehr originelle Filmdokumentationen machen. Etwa über Deutschlands kleinste Sparkasse im Hohenlohischen oder über einen Schlagzeuger einer früheren Formation des amerikanischen Rockmusikers Frank Zappa, der im Bayerischen seinen Lebensabend verbracht hat. Bereits 2008 erhielten die beiden eine Filmförderung der Karin Abt-Straubinger Stiftung. Nun zeigen sie am 12. Februar in der Galerie Abtart ihren neuen Film „Narren“, in dem sie Einblicke in die Welt der südwestdeutschen Fastnacht geben. Dazu gibt es ein Gespräch mit den Künstlerinnen und dem Stiftungsvorstand und Fastnachtsexperte Jürgen Knubben aus Rottweil. Und dann muss noch das Konzert des Mehl-Trios nachgeholt werden, das Jazz macht mit der charakteristischen Hammond-Orgel. Oder das Kartmann-Kollektiv mit seinem Hölderlin-Programm.